So., 29.06.25 | 18:30 Uhr
Das Erste
Kolumbien: Aus für USAID – weitreichende Folgen

Wenn Wilmer tanzen kann, vergisst er alles um sich herum. Die Probleme zuhause, die fehlenden Chancen, die Gewalt in seiner Stadt Quibdò in Kolumbien. Fast hätte sich der 19-Jährige vor ein paar Jahren selbst einer bewaffneten Gang angeschlossen, die Menschen erpresst und mit Drogen dealt. Doch die Organisation "jovenes creadores del Chocó" holte ihn von der Straße. Bisher hat seine Tanzgruppe Geld von USAID bekommen, doch nun ist das Projekt in Gefahr. Mit Folgen für Wilmer und viele Jugendliche, die dadurch Halt und sowas wie eine zweite Familie bekamen. Kolumbien ist das Land in Lateinamerika, das am meisten Geld von USAID bekam, etwa 400 Millionen Dollar in 2024. Nach jahrzehntelangem, bewaffneten Konflikt unterstütze die US-Organisation vor allem Projekte für den Friedensprozess mit der ehemaligen Farc-Guerilla. Die Gelder flossen zum Beispiel in Präventions- und Justizprojekte und in Initiativen zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Jetzt werden dringend neue Geldgeber gesucht, damit die Initiativen weitergehen. Denn sonst, so fürchten Experten, könnten sich wieder mehr junge Menschen bewaffneten Banden anschließen: Dann gibt es auch mehr Koka-Anbau für Kokain, mehr wegen der Gewalt Vertriebene, mehr Migration – auch Richtung USA. Die jüngsten Gewaltausbrücke, etwa der Mordversuch an dem konservativen Politiker Uribe, das alles könnte der Anfang eines neuen konfliktreichen Kapitels in Kolumbien sein.
Autorin: Marie-Kristin Boese / ARD Mexiko
Stand: 27.06.2025 16:01 Uhr
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