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USA: Romney – Geldmaschine und Politiker

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USA: Romney - Geldmaschine und Politiker | Bild: NDR
Präsidentschaftskandidat Mitt Romney
Präsidentschaftskandidat Mitt Romney | Bild: dpa - Bildfunk

Mitt Romney - ein Präsidentschaftkandidat wie aus einem Hollywood-Film. Ein Auftreten, als sei er schon längst Nachfolger von Barack Obama. Und doch will Amerika nicht warm werden mit Mr. Perfekt. Warum nur?

Die Geldmaschine

Wir gehen auf Spurensuche in Boston. Hier hat sein amerikanischer Traum begonnen. Geschätzte 250 Millionen Dollar habe Romney mit seiner Investmentfirma Bain Capital verdient und Tausende Jobs geschaffen, behaupten die Romney Anhänger. Und vernichtet, kontern die Gegner.

Moralisch fragwürdig in jedem Fall, erzählt Ronald Scott, Biograph von Mitt Romney. "Sie haben oft mit geliehenem Geld Firmen gekauft, sie danach für eine Weile weitergeführt und dann gewinnbringend verkauft - ohne große Veränderungen und ohne selbst viel zu tun. Und davon hat auch Mitt profitiert."

Romney, die eiskalte Heuschrecke? Es ist schwer, dieses Image loszuwerden. Zumal er sich hartnäckig weigert, seine Finanzen offen zu legen, so wie es üblich ist in den USA. "Wir nehmen es Leuten wie ihm wirklich übel, dass sie sich entspannt zurücklehnen können, ihr Geld für sich arbeiten lassen – und dann nicht einmal Steuern zahlen wollen," ärgert sich Rocky Anderson, ehemaliger Bürgermeister von Salt Lake City, der mit Romney die Olympischen Spiele 2002 organisiert hat.

Vor zehn Jahren wurde Romney als Retter gefeiert. Er hatte die Winterspiele in Salt Lake City zu einem Erfolg gemacht, auch finanziell. Für Romney war dies das Sprungbrett in die Politik.

Vom Krisen- zum Polit-Manager

Mitt Romney an der Seite Seiner Frau Ann.
Mitt Romney an der Seite Seiner Frau Ann.

Januar 2003: Der neue Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, wird vereidigt. Romney saniert den Haushalt, führt die Krankenversicherung für alle ein, schafft das Vorbild für Obamas Gesundheitsreform.

Die in Boston sonst üblichen Deals beim Drink gab es unter ihm nicht, erinnert sich einer seiner früherer Mitarbeiter. Romney regiert wie ein Vorstandsvorsitzender. "Er war nicht der Politiker, der ständig Babys geküsst und Hände geschüttelt hat. Ich würde sage: 20 Prozent Politiker, 80 Prozent Geschäftsmann. Ein Mann, der jede Zahl kennt, sich aber keine Gesichter merken kann. Was oft peinlich war, wenn er etwa den Senator als Abgeordneten begrüßt hat, ein echter Affront", erinnert sich John O’Keefe.

Romney hat als Gouverneur längst Größeres vor, will vollenden, was sein Vater nicht geschafft hat. Auch George Romney war Gouverneur und 1968 Präsidentschaftskandidat. "Du bist zum Präsidenten geboren“, soll er seinem Sohn mit auf den Weg gegeben haben. Das, so glauben Vertraute, ist die Mission, die ihn antreibt. "Egal, in welchem Wahlkampf er antritt, er analysiert die Lage nüchtern. Er fragt: 'Was muss ich tun, um dieses Rennen zu gewinnen. Wie muss ich sein, wen muss ich darstellen?" Seine Überzeugungen passt er dann ganz pragmatisch an", sagt Scott Helman, Journalist und Romney-Biograph.

Der Diener Gottes

Die Fans schwenken brav ihre Fähnchen, doch von Euphorie keine Spur. Der Politiker Romney bleibt für viele Amerikaner ein Mysterium – auch wegen seines Glaubens. Jeder Mormone träumt davon in Salt Lake City, im größten Tempel der Welt, zu heiraten. Doch ins Allerheiligste darf nur, wer die strengen Regeln einhält: kein Kaffee, kein Alkohol, kein Sex vor der Ehe.

Polygamie ist längst verboten, trotzdem halten viele Amerikaner die Kirche des Kandidaten noch immer für eine Sekte. Romney, der ergebene Diener seines Herren – das kommt vor allem bei den Wählerinnen nicht gut an. Die Kirche gilt als alles andere als emanzipiert. So wollte Bruder Mitt als Bischof nicht akzeptieren, dass eine alleinstehende Frau Mutter wird. "Mitt Romney besuchte sie und sagte: Die Kirche will, dass Du Dein Baby zur Adoption freigibst. Wir wollen, dass das Kind in einer traditionellen mormonischen Familie aufwächst. Er habe ihr gedroht, sie zu exkommunizieren", erzählt Scott Helman.

Der Clan-Chef

Mitt Romney im Kreis seiner Familie
Mitt Romney im Kreis seiner Familie

Die Romneys sind eine mormonische Familie wie aus dem Bilderbuch – mit klassischer Rollenverteilung. Fünf Söhne, 18 Enkelkinder und mittendrin: der Clan-Chef Mitt Romney. Jeden Sommer trifft sich der Romney-Clan in ihrer 500-Quadratmeter-Villa am Winnipesaukee-See in New Hamphire: Absagen akzeptiert das Familienoberhaupt nicht. Die Familie gibt sich volksnah. Vor allem Ehefrau Ann haben die Menschen im nahegelegenen Wolfeboro ins Herz geschlossen. "Wir müssen dafür sorgen, dass dieser Mann Präsident wird", sagt die Gattin und erntet Jubel.

Wahlkampf im Teamwork, er zuständig für die Fakten, sie für das Gefühl. So soll es auch beim kommenden Parteitag der Republikaner in Tampa sein. Ann will den Delegierten ihren Mitt vorstellen. Den wahren Mitt Romney. Wenigstens mögen sollen sie den Kandidaten. Dass er die Herzen im Sturm erobert, darauf wagen selbst Parteistrategen nicht zu hoffen.

Autorin: Marion Schmickler, ARD-Studio Washington

Stand: 22.04.2014 14:52 Uhr

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