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Slowakei: Ausweg aus der Armut für die Roma?

PlayKinder schieben und ziehen einen einfachen Wagen mit Holzstämmen auf einer Landstraße.
Slowakei: Ausweg aus der Armut für die Roma? | Bild: Danko Handrick / ARD Prag

Das Krankenhaus Presov im Osten der Slowakei. Stolz hält Martina Sajmon in den Armen. Es könnte ihr Sohn sein, Sajmon ist aber ihr Enkelkind. Martinas Tochter Nikola ist nervös. Noch kann sich die 15-Jährige nicht so richtig vorstellen Mutter zu sein.
Sajmon wird hier aufwachsen – im Slum von Jarovnice. Nur eine von vielen solcher Siedlungen, die es vor allem im Osten der Slowakei gibt. Hier wohnen die Ärmsten der Armen, vor allem Roma, die größte ethnische Minderheit Europas. Dass Kinder hier Kinder bekommen, ist keine Seltenheit.

Janka ist 16, im achten Monat schwanger, wohnt nur wenige Häuser von Nikola entfernt. Sie hat mit ihrem Freund Tomi zumindest ein eigenes Zimmer, in dem sie ein Kind aufziehen kann. Doch wie sie das Leben mit einem Kind finanzieren sollen, wissen auch sie nicht. Tomi hat noch keine Ausbildung begonnen. Dass Roma einen Job finden, außerhalb ihrer Slums, bleibt fast immer ein Traum.

Keine Integration aus Frust und zum Schutz

Viele Roma bleiben auch wegen solcher Erfahrungen lieber unter sich in ihren Siedlungen. Über 200.000 Menschen leben in der Slowakei unter katastrophalen Bedingungen.
Die Siedlungen wie hier in Chminianske Jakubovany werden von Jahr zu Jahr größer, Hütte an Hütte wird dazu gebaut. Um die Kinder hier kümmert sich offensichtlich niemand.

Um zu verstehen, wie es zu dieser Slumbildung kommt, fahren wir in die Schule in Jarovnice. Direktorin Mária Pavlíková bestätigt meinen ersten Eindruck: Es gehen nur Roma-Schüler auf diese Schule – die wenigen Nicht-Roma-Kinder des Dorfes werden von ihren Eltern in andere Schulen gefahren. Der Staat müsse etwas tun, fordern sie hier, aber nicht mit den Kindern, sondern mit den Eltern.

Es gibt ein Projekt einer Hilfsorganisation – von dem viele sagen, dass es vielversprechend sei: Die sogenannten Omamas; sie gehen in Roma-Familien wie hier in Jelsava. Dabei sind Sonja und Dianka keine Großmütter, sondern Sozialarbeiterinnen. Sie zeigen jungen Müttern, wie mit Kindern gespielt wird. "Omamas" machen das, was eigentlich Eltern mit ihren Kindern tun. Eine Stunde in der Woche spielen mit der Omama, und die Mutter sieht klare Erfolge. Auch in der Schule sehen die Lehrer, dass Kinder die von Omamas betreut wurden, bessere Leistungen erzielen.

Zurück in Jarovnice: Einen Monat später. Hier gibt es das Projekt noch nicht. Janka und Tommy sind jetzt eine richtige Familie – vor einer Woche ist Tobias auf die Welt gekommen. Raus aus Jarovnice wollen sie auf keinen Fall.
Es gibt Wege aus der Armut. Doch die einen fürchten und spüren die Ausgrenzung da draußen, die anderen leben im Heute einfach vor sich hin: Endstation Jarovnice.

Autor: Danko Handrick, ARD Prag

Stand: 22.10.2023 21:55 Uhr

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