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Weltspiegel

USA: Schadensersatz nach Ölkatastrophe - Die miesen Tricks der Konzerne

Autor: Udo Lielischkies / ARD Washington

Es vergeht kein Tag, an dem nicht US-Politiker fordern: BP muss für alle Schäden der Ölkatastrophe aufkommen! Und BP selbst wird nicht müde, zu versichern, dieses auch tun zu wollen. Allerdings: Die Erfahrungen mit der zuvor größten Ölkatastrophe, der Havarie des Tankers „Exxon Valdez" 1989 im Prince Williams Sound, machen eher skeptisch.

Über 20 Jahre hat sich Exxon dort mit Anwälten, Lobbyisten und gefälligen Lokalpolitikern erfolgreich gegen Schadensersatzzahlungen gewehrt. 2008 entschied dann der Oberste Gerichtshof: Die von Exxon zu zahlende Summe wird drastisch reduziert: Von 2,5 Milliarden auf 500 Millionen US-Dollar. Fischer und Bootsbesitzer erhielten höchstens ein Viertel ihres tatsächlichen Schadens ersetzt. Viele von ihnen erlebten diesen Tag nicht mehr.

Im kleinen Dorf Cordova in Alaska erzählen Fischer, Hafenarbeiter und andere Betroffene von ihren Erfahrungen im Kampf um Schadensersatz. Die prominente Aktivistin Riki Ott, die tausende von Fischern nach der „Exxon Valdez"-Katastrophe vertrat, ist zurzeit an der Golfküste, um die Geschädigten dort vor den Tricks der Öl-Anwälte zu warnen.

INDIEN: Die Stadt der Leihmütter

Autor: Florian Meesmann / ARD Neu Delhi

Nayna Patel ist Frauenärztin. In der kleinen indischen Stadt Anand hat sie ein Zentrum für Leihmütter aufgebaut. Dort tragen indische Frauen Babys auf Bestellung aus - für Menschen aus der ganzen Welt. Auch Deutsche sind unter ihnen, obwohl bei uns die Leihmutterschaft verboten ist. Rund 5.000 Euro erhalten die indischen Leihmütter für eine erfolgreiche Schwangerschaft. Voraussetzung ist, dass sie verheiratet sind und schon mindestens ein leibliches Kind haben. Zwar rümpfen Nachbarn immer wieder die Nase über die Leihmütter, aber viele Inder sehen neben dem reinen Geschäft auch die menschliche Seite: Der erfüllte Kinderwunsch für die Reichen und ein Teil des Reichtums für die Armen, die sich mit dem Geld ein Haus, gute Kleidung, bessere Bildung für die eigenen Kinder leisten können; oft genug muss dann auch der Ehemann und Familienvater nicht mehr Betteln gehen.

Nach der Geburt, beim Abschied voneinander wird es aber hart für manche Leihmutter: Tränen fließen und die Trennung für immer tut weh.

GAZA: Die Blockade bröckelt

Autor: Richard C. Schneider / ARD Tel Aviv

Der Sturm auf eine Flotte selbsternannter Friedensaktivisten in der vergangenen Woche hat auch einen Sturm der Entrüstung gegen Israel entfacht. Der umstrittene Hilfskonvoi hat auf jeden Fall die prekäre Situation der Bewohner Gazas wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Wohl auf Druck von Außen hat Ägypten seine Grenze zu Gaza unter gewissen Bedingungen geöffnet. Für das Wochenende hat Iran weitere Schiffe mit „Hilfslieferungen" Richtung Gaza angekündigt. Ob diese Provokation des politischen Feindes Israel dazu bewegen wird, die Blockade seinerseits zu lockern, darf bezweifelt werden. Derweil reißen die Bewohner im abgesperrten Gaza-Streifen sogar geteerte Straßen auf, um an Baumaterial für ihre von der israelischen Armee zerstörten Häuser zu gelangen. So kann der verzweifelte Wiederaufbau nicht weitergehen.

IRAN: Schicksalstag für die Opposition?

Autor: Martin Weiss / ARD Teheran

Vor einem Jahr wählten die Iraner ihren neuen Präsidenten. Entgegen aller Erwartungen gewann der alte: Mahmud Ahmadinedschad. Die Opposition sprach von Wahlfälschung und es folgten wochenlange Proteste auf Teherans Straßen und in vielen anderen iranischen Städten. Der Aufstand der jungen, weltoffenen Generation - flankiert von Kritikern innerhalb des politischen und religiösen Establishments - sollte das Land öffnen und den Jungen eine neue Chance in der verkrusteten islamischen Republik geben.

Die Reaktion des Staates war hart: Viele Oppositionelle wurden getötet, ins Gefängnis geworfen oder hingerichtet. Seitdem ist es ruhig geworden im Lager der Opposition. Geschickt hält Präsident Ahmadinedschad sein Land mit der Atomfrage im Dauerstress und schart seine Anhänger mit der provozierten Drohung von Konflikt und Krieg um sich.

Der Jahrestag der umstrittenen Präsidentenwahl am 12. Juni wird international mit Spannung und im Land selbst mit großer Nervosität erwartet. Es wird sich zeigen, wie stark die oppositionellen Kräfte noch sind. Immerhin hat einer ihrer Führer, der gemäßigte Kleriker Mehdi Karroubi, seine Anhänger dazu aufgerufen, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren.

JAPAN: Plastik-Menü als Appetitanreger

Autor: Mario Schmidt / ARD Tokio

Sein Essen ist ungenießbar, soll aber dem Betrachter das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Shiko Tanaka kreiert Gerichte aus Vinylchlorid zur Orientierungshilfe für den Gast, der keine Überraschungen mag. Vorbei sind die Zeiten, als Restaurants ihre Gerichte mit Fotos bewarben. Wer heute mit Essen Kasse machen will, der schwört auf das Modell, das frischer, besser und originaler aussieht als das richtige Essen auf dem Teller. Und auch die Zubereitung ist gar nicht so anders: Der echte Fisch dient als Modell für die Gussform, deren Füllmasse dann auch tatsächlich 20 Minuten lang im Ofen ausgebacken wird. Nur bei den Farben - und darauf ist der „Plastikkoch" besonders stolz - sieht alles noch appetitlicher aus als beim Original. Und die „Plastik-Menüs" machen nicht bei der japanischen Küche halt: Längst gibt es auch Spaghetti und Omelettes - frisch und lecker aus Plastik.

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Bayerischer Rundfunk
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