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Wahltag in Myanmar – Für viele ist es eine Premiere

Es ist kurz nach acht Uhr. Die Wahllokale in Myanmar haben seit wenigen Minuten geöffnet, und doch haben sich bereits lange Schlangen gebildet. Hier stehen Muslime und Buddhisten gemeinsam an. Wir sind in einem Stadtviertel, in dem alle möglichen Religionen vertreten sind. | Bild: Das Erste / C. Buckenmaier

Es ist kurz nach acht Uhr. Die Wahllokale in Myanmar haben seit wenigen Minuten geöffnet, und doch haben sich bereits lange Schlangen gebildet. Hier stehen Muslime und Buddhisten gemeinsam an. Wir sind in einem Stadtviertel, in dem alle möglichen Religionen vertreten sind.

Das Wahllokal ist klein und eng. Drinnen dürfen wir nicht drehen. Auch den Wahlzettel wollen sie uns nicht zeigen. Jeder, der wählen will, musste sich vorher registrieren lassen. Die Menschen können nur dort abstimmen, wo sie auch gemeldet sind.

An allen Wahllokalen sind diese Plakate angebracht. Auf ihnen wird noch einmal Schritt für Schritt erklärt, wie wählen geht. Schließlich haben viele Menschen in Myanmar noch nie in ihrem Leben gewählt.

Diese Frau hat bereits gewählt. Lachend zeigt sie uns ihren kleinen Finger. Lila gefärbt. Der Beleg dafür, dass sie bereits abgestimmt hat. So soll vermieden werden, dass jemand seine Stimme mehrfach abgeben kann.

Dieser Mann sucht seinen Namen auf der Liste mit den registrierten Wählern. Doch vergeblich. Er erzählt uns, dass er auf Reisen war, als man sich registrieren lassen konnte. Aber er will trotzdem wählen.

Während wir mit ihm sprechen, will der Mann unserer burmesischen Kollegin unbedingt seine Papiere zeigen. Er will beweisen, dass er wirklich berechtigt ist, seine Stimme abzugeben. Er zeigt uns seinen Ausweis und seine Meldepapiere. Ein Mitarbeiter einer NGO kommt dazu. Ob er am Ende erfolgreich war? Wir wissen es nicht.

Ein Rikschafahrer wie dieser erzählt uns, mit traurigem Blick auf die anstehenden Wähler, dass er leider nicht abstimmen kann. Er ist im Norden von Myanmar gemeldet, stammt von dort und ist viel zu arm, um sich das Geld für die Reise leisten zu können.

Frauen in Myanmar wollen normalerweise auf keinen Fall zu viel Sonne abbekommen. Doch an diesem historischen Tag nehmen das viele offenbar gerne in Kauf und versuchen sich irgendwie zu schützen.

Vor der Parteizentrale der NLD, der Partei von Aung San Suu Kyi, soll die berühmte Politikerin am Abend auftreten, irgendwann nach Schließung der Wahllokale. Auf diese Frau richten sich viele Hoffnungen. "Sie ist ein Mensch, deshalb hat sie auch Fehler, aber sie ist die beste, die wir im Moment haben", sagt uns eine Burmesin, als wir sie nach ihrer Meinung zu Aung San Suu Kyi fragen.