SENDETERMIN Mo., 07.08.23 | 23:35 Uhr | Das Erste

Past Forward – Kein Bock auf Arbeit?

"Past-Forward"-Reporterin Sophie fragt sich, wie viel Arbeit ist eigentlich richtig?
"Past-Forward"-Reporterin Sophie fragt sich, wie viel Arbeit ist eigentlich richtig? | Bild: Radio Bremen / Nadja Kölling

"Past Forward"-Reporterin Sophie Labitzke würde auch gerne weniger arbeiten – mehr die Freizeit genießen, Freunde und Familie treffen. Doch so richtig traut sie sich nicht, auf die Bremse zu treten: Was macht das mit der eigenen Karriere und dem Geld? Bleibt dann nicht auch immer Arbeit liegen? Und: Müsste man heute sowieso nicht eher mehr arbeiten, um den Fachkräftemangel auszugleichen? Bei ihrer Recherche findet Sophie in der Vergangenheit harte Auseinandersetzungen um die Arbeitszeit und eine 40-Stunden-Woche, deren Einführung damals noch als Sieg gefeiert wurde.

Arbeitswelt früher und heute

In den 1950ern war die 40-Stunden-Woche eine hart erkämpfte Errungenschaft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – der damals jungen Generation. "40 Stunden Arbeit sind genug!", hieß es am 1. Mai 1955 vom Deutschen Gewerkschaftsbund. In der Nachkriegszeit waren 48 Stunden Arbeit noch der Durchschnitt – gearbeitet wurde an sechs, statt der heute gängigen fünf Tage die Woche. Für Sophie unvorstellbar. Der Kampf um den arbeitsfreien Samstag war schließlich erfolgreich: 1959 wurde die 40-Stunden-Woche für die Zigarettenindustrie als erste Branche tarifvertraglich vereinbart. Wer hat das damals erkämpft? Die Väter, die bei ihren Kindern sein wollten? Oder die Mütter, die Unterstützung bei der Care-Arbeit einforderten? Und ging es damals auch um eine neue Form der "Work-Life-Balance"?

"Work-Life-Balance" – ein Wort, das Martin Ackermann fremd ist. Der ehemalige Mess- und Regeltechniker hat in seinem gesamten Arbeitsleben mehr Stunden gemacht, als er musste: erst in der DDR, im Gaskombinat Schwarze Pumpe, und später in der BRD, in der Kokerei Zollverein in Essen. Er mochte seinen Job, erzählt er. Und auch heute noch, in seiner Rente, lässt ihn sein alter Arbeitsplatz im Ruhrgebiet nicht los – er gibt Führungen auf dem stillgelegten Gelände. Vor Ort sprechen er und Sophie über seine Arbeitsmoral und wie unterschiedlich die Arbeitsanforderungen im Westen und Osten der 1970er und 1980er waren.

Diskussion um geringere Arbeitszeiten

Monika Wulf-Mathies kämpfte in den 1980ern im Westen für eine 35-Stunden-Woche und scheiterte. Damals war sie die Chefin der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Sophie trifft die Kämpferin von damals und will herausfinden wie sie auf die Gen Z und unsere heutige Arbeitswelt blickt. Steht die 40-Stunden-Woche endgültig vor dem Aus?

Influencerin Ivana Tadic hätte nichts dagegen – die 23-Jährige sieht darin ein veraltetes Konzept, das dringend ausgebessert werden müsste. Die "Bewerbungsqueen", wie sie sich auf TikTok nennt, hat einige Ideen, wie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der jungen Generation entgegenkommen könnten. Ihr geht es vor allem darum, dass ihre Arbeit einen Sinn hat.

Bei der Diskussion um geringere Arbeitszeiten fühlt sich Reinigungskraft Anke Kievernagel aus Bremen null mitgenommen. Sie würde eher mehr arbeiten, um von ihrem Verdienst leben zu können, statt weiter nur zu überleben. Ist der Diskurs um "zu viel" oder "zu wenig" Arbeit nur eine Luxusdiskussion unter Gutverdienenden?

Im Film lernt die Reporterin unterschiedliche Blickwinkel auf die Arbeitswelt früher und heute kennen. Welche Lehren lassen sich daraus für die Zukunft ziehen? Auch für Sophies eigenes Arbeiten?

Ein Film von Sophie Labitzke und Nadja Kölling

Diese Sendung ist online first seit 5. Juli und insgesamt ein Jahr lang in der ARD Mediathek verfügbar.

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