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"druckfrisch"-Musiker des Monats: "Black Patti"

"druckfrisch"-Musiker des Monats: "Black Patti" | Video verfügbar bis 21.11.2026 | Bild: Black Patti

"druckfrisch"-Musiker des Monats November 2021 werden die beiden "Jungs" von "Black Patti", dem Duo von Peter Crow C. und Mr. Jelly Roll, denen man wirklich nicht anhört, dass sie aus München kommen. Das fand auch die amerikanische Comic-Zeichner-Legende Robert Crumb, der ihnen das Artwork zu ihrer Platte spendierte, ohne die beiden persönlich zu kennen. Für "druckfrisch" sind "Black Patti" mit dem alten Eddie Head Bluegrass-Gospel "Down On Me" in den Ring gestiegen. Perfekt, wie ihre ganze Inszenierung, auch der Umstand, dass sie als eine der wenigen Bands die "druckfrisch"-Vorgabe: "Spielt was ihr wollt, aber nicht mehr als eine Minute!" auf die Sekunde genau erfüllt haben.

Begonnen hatte die Stimmung herbstlich mit dem symphonischsten Werk des Ex-Velvet-Underground, Ex-Avantgarde-Musikers John Cale. Wir bedienen uns seines dritten Soloalbums mit dem Titel "Paris 1919", dessen Titelsong unser Titelsong geworden ist.

Danach wird es komisch: Eigentlich gibt es ja im "druckfrisch"-Regelwerk das Verbot "semantischer Musik" (also: keine französische Musik spielen, wenn wir in Frankreich sind). Also würden wir auch nie "Angie" spielen, wenn Angela Merkel das Thema eines Interviews ist … und doch: für Nora Deans Reggae-B-side "Angie La La" von 1969 haben wir eine Ausnahme gemacht. "Angie La La" ist eine der obskursten Reggae Aufnahmen aller Zeiten ... von der Interpretin gibt es kaum Fotos und was das hier für Musik sein soll, wissen die jamaikanischen Götter. Der Track – erschienen auf der B-Seite einer Dub-Single – wurde schon mit Frank Zappa, Pink Floyd oder der Rastafari-Unterart des Nyabinghi-Reggaes verglichen. Wir haben keine Ahnung und nennen es einfach Prä-Merkel-Dub.

Auch über unsere nächste Interpretin, Marley Munroe, die unter dem Namen Lady Blackbird gerade eine erstaunliche Soul-Platte hingetupft hat, wissen wir wenig … nur, dass man sich schon nach wenigen Sekunden dieser Stimme und der Stimmung ihres neuen Albums "Black Acid Soul" nicht entziehen kann. In "druckfrisch" singt sie die alte Easy Listening Nummer "Lost and Looking" von Lou Rawls und Less McCann tief, zu Herzen gehend, minimalistisch deep und gar nicht "easy".

Für unseren kleinen Nachruf auf den großen Avantgardisten Oswald Wiener konnten wir natürlich nicht wie üblich im großen Fundus der Pop-Musik suchen. Da traf es sich gut, dass gerade ein wahrhaft erstaunliches Album von Andreas Gerth und Carl Oesterhelt erschienen ist, das "The Aporias of Futurism" heißt und eine Reihe von Kompositionen aus dem großen Niemandsland zwischen elektronischer Musik und klassischer bis atonaler Moderne enthält. Wäre das viersätzige Werk nicht auf einem Elektronik-Label (Umor Rex) in limitierter 300er-Auflage erschienen (get your copy quick), würde es als jener Meilenstein der zeitgenössischen Musik erkannt werden, den es im Innersten darstellt. Wir spielen einen kleinen, unheimlichen und unheimlich schönen Ausschnitt aus "Annotations 2".

Singend und songwritend geht es dann hinaus in den Wald und in den Herbst, den Bergen und dem hoffentlich ausbleibenden "Curfew Lullaby" entgegen, von dem die reizende Courtney Barrett mit ihrer Mädels-Band so herzzerreißend zum Abschluss singt. Liebe Courtney, ich garantiere für nichts … "If I don’t hear from you tonight".

Von Andy Ammer

TitelInterpret
Paris 1919John Cale
Angie La LaNora Dean
Down On MeBlack Patti
Lost and LookingLady Blackbird
Annotations 2Andreas Gerth & Carl Oesterhelt
If I don’t hear from you tonightCourtney Barnett

Stand: 21.11.2021 18:27 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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