Weitere Figuren und Statements

Corinna Kirchhoff spielt Bärbel Strasser

Bärbel Strasser
Schuldirektorin Bärbel Strasser | Bild: rbb / Oliver Feist

Wer etwas erreichen will' muss hart arbeiten. Das ist Bärbel Strassers Credo. Als Direktorin einer Oberschule hat sie in den letzten dreißig Jahren viele junge Menschen bei ihrer schulischen Entwicklung begleitet. Das waren nicht immer nur Erfolgsgeschichten' sondern auch tragische Schülerschicksale' bei denen Eltern und Familien nicht selten eine wichtige Rolle spielen. Bärbel Strasser lässt sich nicht beirren' sie ist fest davon überzeugt' dass es keinen Sinn macht' Schüler' die den Anforderungen nicht gewachsen sind und die nicht die entsprechende Leistung erbringen' zum Abitur zu prügeln. Dennoch' so weiß Bärbel Strasser' führen eiserne Disziplin und Fleiß' gepaart mit einem autoritären Führungsstil' die meisten Schüler zum Ziel.

»Eine Frau in Führungsposition darzustellen ist eine Herausforderung.«

Frau Kirchhoff' sie spielen Dr. Bärbel Strasser – eine überaus strenge und nicht sonderlich beliebte Schuldirektorin. Können Sie ein bisschen was zu Rolle sagen? Woher rührt ihre Strenge' was hat Sie an der Figur interessiert?

Mich interessierte an meiner Rolle die Herausforderung' eine Frau in einer Führungsposition darzustellen: Da geht es um einen besonderen Zwang zur Perfektion' um Pflicht und Verantwortungsbewusstsein – oft um den Preis' ein bisschen unsympathisch zu sein' in jedem Falle etwas einsam und unverstanden. Vielleicht ist auch der 'Machterhalt' für Chefinnen noch immer etwas anstrengender als bei männlichen Kollegen. Bemerkenswert fand ich' dass die Dramaturgie dieser ehrgeizigen und auch schon älteren Frau einen jüngeren Liebhaber zugesteht' ganz gegen das Klischee' eine erfolgreiche leistungsstarke Frau muss ohne Mann bleiben.

Kim Schnitzer spielt Josephine Mayfeld

Josephine Mayfeld
Referendarin Josephine Mayfeld | Bild: rbb / Oliver Feist

Josephine steht kurz vor Beendigung ihres Referendariats. Schon als Schülerin wusste sie' dass sie Lehrerin werden will: ein extrem sicherer Job mit einem guten Gehalt. Für das Referendariat hat sie ihre Heimat im Westen der Republik verlassen und ist nach Brandenburg gezogen' wo sie bei einem Lehrerkollegen zur Untermiete wohnt. Doch der Traumberuf entpuppt sich als Albtraum. Die Schüler machen was sie wollen und haben keinen Respekt vor den Lehrern und den Erwachsenen. Vor allen Dingen haben sie keinen Respekt vor Josephine' die in einem schwachen Moment im laufenden Unterricht die Beherrschung verliert.

»Schüler erwarten' dass sich der Lehrer durchsetzt.«

Die junge Referendarin Josephine Mayfeld kann sich bei ihren Schülern nicht durchsetzen und fühlt sich überfordert. Was würden Sie ihr raten? Wie würden Sie sich verhalten?

Josephines Überforderung erwächst vor allem aus dem Zustand' dass sie – wenige Tage zuvor – durch ihre wichtigste Prüfung gefallen ist. Beim wiederholten Nichtbestehen verliert sie die Zulassung als Lehrerin. Damit wären ihr komplettes Studium sowie das Referendariat umsonst gewesen. Sie ist in einer psychisch labilen Verfassung und steht enorm unter Druck' als sie an diesem Tag die Klasse betritt. Allerdings sehe ich bei ihr auch ein grundsätzliches Problem im Umgang mit den Schülern: Josephine ist zu weich und inkonsequent. Schüler erwarten' dass sich der Lehrer durchsetzt. Josephines Ignorieren der Störungen in der Vergangenheit führte zu noch mehr Störungen. Hier greift das Prinzip der 'sich selbst erfüllenden Prophezeiung'. Die Schüler riechen angreifbare Lehrer. Ich würde mir den Respekt der Schüler verschaffen' indem ich humorvoll wäre. Ich würde mich öffnen' Selbstbewusstsein ausstrahlen' den Unterricht klar strukturieren und den Schülern mit gutem Rat zur Seite stehen.

Anselm Bresgott spielt Ben Wieland

Tobias und Ben
Tobias und Ben (r.) | Bild: rbb / Oliver Feist

Ben leidet unter der ständigen Fürsorge und Aufsicht seiner Mutter' obwohl er weiß' dass sie es nur gut mit ihm meint. Ben würde sich manchmal einfach wünschen' in Ruhe gelassen zu werden. Wozu soll er sich anstrengen? Ben kennt keine materiellen Sorgen' er lebt mit seiner Mutter in einem teuren Einfamilienhaus und hat keine unerfüllten materiellen Wünsche. Ihm ist' ganz im Gegensatz zu seinem besten Freund Tobias' die bevorstehende MSA-Prüfung vollkommen egal. Soll er doch durchfallen' dann hat der Stress mit der Schule endlich ein Ende. Doch der Gedanke' dass er scheitern könnte' ist für Bens Mutter undenkbar. Das bekommt Ben immer wieder zu spüren.

»Es war interessant' einen richtigen Tiefflieger zu spielen.«

Sie spielen den Schüler Ben Wieland' dessen Versetzung gefährdet ist – gibt es Ähnlichkeiten zu Ihren eigenen Schulerfahrungen?

Ähnlichkeiten zu meiner eigenen schulischen Laufbahn gibt es nicht wirklich. Gerade deshalb war es ja so interessant' einen richtigen Tiefflieger zu spielen.

Ludwig Simon spielt Tobias Lubkoll

Maik Lubkoll und sein Sohn Tobias
Maik Lubkoll und sein Sohn Tobias (l.) | Bild: rbb / Oliver Feist

Tobias hat große Angst vor der MSA-Prüfung. Er hat keine Ahnung von Mathe und weiß' dass er die Prüfung nicht bestehen wird. Wozu soll er sich überhaupt anstrengen? Sein Vater' Besitzer einer Gärtnerei' interessiert sich nicht für ihn und ist überzeugt davon' dass sein Sohn nichts taugt und keine Perspektive hat. Auch die Lehrer in der Schule haben Tobias schon seit geraumer Zeit abgeschrieben. Tobias hat den Glauben daran verloren' dass er im Leben etwas erreichen kann. Abgestempelt als Loser und Außenseiter hat er in Ben Wieland einen Freund und Leidensgenossen gefunden' der ihn versteht.

»Wirklich Spaß hat mir Schule nie gemacht.«

Als Tobias Lubkoll müssen Sie um Ihre Versetzung bangen – greifen manche Schüler wirklich zu extremen Mitteln' um dieses Scheitern zu verhindern? Hängt das auch davon ab' wie streng die Eltern sind? Wie lief Ihre eigene Schullaufbahn?

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Schüler zu derart extremen Mitteln greifen, wenn es um ihre 'Karriere‘ als Schüler geht. Denn dieser schulische Druck ist enorm hoch und wird auch meist noch durch das Umfeld der Schüler verstärkt. Es wird einem heute schon früh klar gemacht, dass man ohne einen guten Schulabschluss wahrscheinlich keinen besonders anerkannten und gut bezahlten Beruf ergattern wird. In vielen Fällen stehen Eltern dahinter, die wollen, dass etwas aus ihren Kindern wird und die der festen Überzeugung sind, dass dies ohne gute Noten nichts werden kann. Oft wollen die Eltern, dass ihr Kind mehr in seinem Leben schafft als sie selbst. Unter diesem Anspruch müssen dann die Kinder leiden, so wie bei Tobias. Da muss der eine oder andere schon einmal Angst haben, mit schlechten Zensuren nach Hause zu kommen. Ich denke, diese Angst kann zu einer gewissen 'Kreativität‘ führen, das Problem in der Schule zu vertuschen oder aus dem Weg zu räumen. So etwas wie einen Bombenanschlag habe ich zum Glück nie erlebt. Meine eigene Schullaufbahn verlief bis jetzt relativ glatt. Ich bin ein Schüler, dem es nie schwer gefallen ist, den Schulstoff zu verinnerlichen. Meine Mutter hat mir aber auch nie großen Druck gemacht. Dadurch konnte ich bis jetzt immer klare Sicht behalten. Doch wirklich Spaß hat mir Schule nie gemacht.

Annika Kuhl spielt Andrea Wieland

Olga Lenski und Andrea Wieland
Olga Lenski und Andrea Wieland | Bild: rbb / Oliver Feist

Andrea Wieland engagiert sich als Elternbeirätin in der Schule ihres Sohnes Ben. Sie ist empört über die Entscheidung der Direktorin Bärbel Strasser, nach dem Bombenanschlag wie geplant die MSA-Prüfungen stattfinden zu lassen, was sie mit aller Macht zu verhindern versucht. Seit Andrea Wieland von Bens Vater getrennt lebt, hat sie Ben scheinbar zu ihrem Lebensmittelpunkt und einzigem Lebenszweck gemacht. Ihre größte Angst ist, dass Ben durch die MSA-Prüfung fällt und kein Abitur machen wird. Sie glaubt, dass Ben sich durch ein schulisches Scheitern seine berufliche Perspektive verspielt und sie als Mutter versagt hat.

»Kinder sollten eigene Erfahrungen machen.«

Frau Kuhl, Andrea Wieland ist ein bisschen zu besorgt um ihren Sohn, Sie selbst sind Mutter. Was halten Sie von den sogenannten "Helikoptermüttern"?

Es ist sicher durchaus gut gemeint, dass wir Eltern heutzutage versuchen, unsere Kinder zu fördern und ihnen so viele Angebote wie möglich zu machen, sie zu behüten und von allem Bösen und Schlechten fern zu halten. Nur sollten wir dabei nicht vergessen, den Kindern die Möglichkeit zu geben, eigene Erfahrungen zu machen. Und das können sie in einer von uns durchorganisierten Freizeitplanung nur schwer. Ich glaube, das Grundbedürfnis von Kindern ist, einfach zu spielen, Herr der eigenen Fantasiewelt zu sein und damit auch ein Gefühl von Selbstbestimmtheit zu entwickeln. Ich versuche, meine Kinder einfach nur zu lassen, ihnen zu vertrauen, dass sie ihre Stärken und Vorlieben alleine finden.

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