Pressemeldung vom 25.10.2022

"REPORT MAINZ"-Recherchen: Pfarrer räumt Vertuschung von Missbrauchsskandal in der Erzdiözese Freiburg ein

Der mittlerweile pensionierte Pfarrer, Alfred Haas, räumte im Interview mit dem ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ ein, Hinweise eines Pfarrerkollegen auf sexuellen Missbrauch vertuscht zu haben. Diese Aussagen könnten wichtig für den Missbrauchsbericht der katholischen Kirche sein, der heute veröffentlicht werden sollte.

Aus rechtlichen Bedenken wurde er aber um sechs Monate verschoben. Pfarrer Haas wurde dafür interviewt.

Bei einem privaten Gespräch habe ihm der Pfarrer der Schwarzwaldgemeinde Oberharmersbach, Franz B., 1991 den Missbrauch von Messdienern angedeutet.

Wörtlich sagte Haas: "Ich war sehr betroffen. Und meine erste Reaktion war, so schnell wie möglich die Platte putzen, beziehungsweise den Ort wechseln, damit hier nichts mehr geschieht. Das war naiv meinerseits", sagte Haas exklusiv im Interview mit REPORT MAINZ. Auf Nachfrage, ob er vertuschen wollte, sagte er: "Vertuschen im Grunde genommen auch, meinerseits. Ich wollte keinen Skandal."

Franz B. war 24 Jahre lang Pfarrer in Oberharmersbach, das zur Erzdiözese Freiburg gehört. Dort hat er jahrelang Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Viele seiner Opfer haben die Folgen der Übergriffe bis heute nicht verarbeitet.

Dass sein "Vertuschen" ein Fehler war, wurde Pfarrer Haas wenige Monate später klar. Denn auch sein Neffe wurde ein Missbrauchsopfer von Franz B. Haas informierte daraufhin, Anfang 1992, Robert Zollitsch, den damaligen Personalreferenten und ehemaligen Erzbischof, persönlich darüber. Zollitsch bat ihn und das Opfer zu einem persönlichen Gespräch. Haas warf ihm damals vor, den Vorwürfen nicht intensiv genug nachgegangen zu sein. "Man wollte das Image wahren", sagte er vor zwölf Jahren im Interview, als Report Mainz bereits darüber berichtete.

Kirchenvertreter bittet um Entschuldigung

Mittlerweile bereut Pfarrer Haas sein Verhalten aus dem Jahr 1991 und bat in Oberharmersbach um Entschuldigung: "Ich habe gesagt, es war dumm und einfältig von mir, weil ich den Skandal in der Gemeinde, in unserer schönen Pfarrgemeinde, verhindern wollte und mir eben nicht bewusst war, dass ich damit dann auch vertusche und den Opfern nicht helfe."

Heute sollte eigentlich der Freiburger Missbrauchsbericht veröffentlicht werden. Wegen rechtlicher Gründe wurde er um sechs Monate verschoben. Die Arbeitsgruppe zur Erstellung des Berichts hat auch Pfarrer Haas befragt.

Stand: 25.10.2022, 9.30 Uhr