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Großbritannien: Goldrausch in Schottland

PlayEin Mann hält einen Goldklumpen hoch in die Kamera.
Großbritannien: Goldrausch in Schottland | Bild: NDR

In den Flüssen von Schottland wird wieder nach Gold gesucht. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind Schürfrechte gefragt wie lange nicht. Es ist schon die Rede von einem neuen Goldrausch. Etwa 7,5 Millionen Briten arbeiten gerade nicht, ein Teil von ihnen wurde beurlaubt. Die Goldsuche ist eine willkommene Abwechslung. Außerdem ist der Goldpreis gerade hoch.

Ablenkung Goldschürfen

Alan Popovich ist seit zwei Tagen am Fluss Mennock, im Südwesten Schottlands, und saugt den Boden ab. Er hat erst vor zwei Wochen gelernt, wie man nach Gold sucht und versucht nun seit Glück. Der Fluss ist seit Jahrhunderten bekannt als Goldquelle. "Ich habe ein Loch gegraben, einen Meter tief. Da war nichts. Auch ein Stück weiter, absolut nichts. So ist es mit dem Gold. Man kann nah dran sein, es aber nicht finden", sagt Popovich. Er war erst mit einer großen Gruppe hier, alles Einsteiger – und versucht es nun allein. Zwischen den Steinen war nichts. Vielleicht im Kies? Gold ist schwer, und bleibt beim Spülen durch die Schleuse liegen. Alan schürft, weil Gold ihn gerade ablenkt: "Ich bin beurlaubt, wegen der Corona-Pandemie. Hoffentlich kann ich in ein paar Wochen wieder zurück zur Arbeit. So lange versuche ich das Beste daraus zu machen. Ich möchten einen Ring machen, aus schottischem Gold. Das habe ich mir als Ziel gesetzt. 

Alan hatte ordentlich mit dem Wetter zu kämpfen. Egal, wenn es hier gleich funkelt. Jeder Krümel bringt ihn näher an seinen erhofften Goldring, und auch ein Stück weg von den Sorgen bei der Arbeit: "Ich liebe es. Ich werde es heute die ganze Nacht anstarren. Und zu Hause damit angeben. Es fühlt sich richtig gut an." Nun geht es erstmal nach Hause, sich wieder aufwärmen. Es werde aber nicht lange dauern, bis er wiederkommt.

Nachfrage nach Schürfrechten gerade boomt

Ein Mann hält einen Goldklumpen hoch in die Kamera.
"Es gibt 100 Gründe nach Gold zu suchen, aber Geld ist keiner davon."  | Bild: NDR

Fast 100 Kilometer nördlich hat Vincent Thurkettle einen anderen Fluss im Blick. Eine Stunde trägt er seine Ausrüstung schon durch Gestrüpp und über Hügel. Ihn zieht es in die Einöde: "Das ist einer der goldreichsten Flüsse Schottlands. Keiner kommt mehr hier her. Vermutlich weil die wenigsten wissen, wo das Gold hier liegt und wie man da hinkommt."
Vincent schürft schon seit 40 Jahren und bringt normalerweise anderen das Goldsuchen in Kursen bei. Durch die Corona-Pandemie hatte er über Monate keine Einnahmen. Auch Reisen war ja lange Zeit nicht möglich. Er sucht nach größeren Klumpen und hat dafür eine Lupe. "Ich habe jetzt schon alle meine Probleme vergessen. Obwohl ich erst ein paar Minuten hier bin. Ich gucke unter Wasser und schiebe mit der Hand den Kies weg. Manchmal sieht man dann einen Goldklumpen. Das ist dann wie der heilige Gral. Noch habe ich keinen, aber man weiß ja nie." In den ersten Stunden will sich kein Gold finden, auch nicht beim Schürfen. Und das bleibt bis zum Abend so. Den Ehrgeiz etwas zu finden hat er. Vielleicht am nächsten Tag.  

Ihn freut aber auch, dass die Briten das Goldsuchen wiederentdecken. Die Nachfrage nach Schürfrechten gerade boomt. "Ich denke es ist ein neuer Goldrausch. Der Goldpreis ist hoch. Viele haben keine Arbeit. Und es läuft viel im Fernsehen. Ich bekomme Briefe von Leuten, die auch große Träume haben. Manche schreiben: Ich möchte gerne mein Haus abbezahlen, deshalb will ich nach Gold suchen. Wo muss ich hingehen? Ich schreibe ihnen immer. Es gibt 100 Gründe nach Gold zu suchen, aber Geld ist keiner davon."

Reich macht die Goldsuche nicht

Vincent hat sich eine neue Stelle gesucht. Am Fluss, dessen Namen er lieber geheim hält. Der neue Tag hatte schon eine geschätzte 100 Euro-Überraschung parat: "Ich habe einen wirklich schönen Klumpen gefunden. Ich habe erst ein paar kleine Krümel gefunden. Und dann war das hier plötzlich da. So einen großen Klumpen habe ich nicht erwartet. Meine Enkelin Mathilda ist gerade geboren. Vielleicht wird das Mathildas. Ihr Opa hat Gold für sie gefunden und da wird ein Kettenanhänger draus. Der Gedanke ist mir gerade gekommen." 

Reich macht die Goldsuche nicht. Aber sie kann in schweren Zeiten scheinbar ziemlich glücklich machen.

Autor: Sven Lohmann, ARD London

Stand: 28.08.2020 16:16 Uhr

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