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Syrien: Nordsyrien – mit Kurden unterwegs

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Es sind Rituale wie dieses, an denen sich Ramziehya Hamsa in diesen Tagen festhält. Die 58-Jährige spritzt ihren Hauseingang ab, auch wenn am Morgen ganz in der Nähe Granaten eingeschlagen sind. Sie bleibt in Sigerki, einem Dorf bei Qamischli. Als eine von wenigen. Andere sind schon geflohen.

Von der Welt allerdings fühlen sie sich im Stich gelassen

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"Ich habe keine Angst. Unsere Kämpfer sind ja bei uns. Die haben ja auch keine Angst", so Ramziehya Hamsa. Sie wollen das Dorf, ja die Heimat verteidigen. 15 Kämpfer der syrisch-demokratischen Kräfte SDF. Omar Qamischlo ist ihr Chef. Der 38-jährige Kurde zog schon gegen die die Terrormiliz IS ins Feld. Nun also gegen die Türken. Von der Welt allerdings fühlen sie sich im Stich gelassen. "Wir brauchen von niemandem Hilfe. Wir freuen uns über jeden, der uns helfen will. Aber wenn keiner dazu bereit ist, helfen wir uns eben selbst. Wir sind bereit, jeden Feind zurückzuschlagen, der in unser Land eindringt", sagt Omar Qamischlo, Kommandeur SDF.

Es ist eine bunte Truppe aus Kurden und Arabern, Christen und Jesiden. Im Morgengrauen haben die Türken und ihre Verbündeten das Nachbardorf bombardiert, versucht, es einzunehmen, wie sie sagen. Den Angriff hätten sie abgewehrt. Jetzt herrscht wieder Ruhe. Womöglich die Ruhe vor dem Sturm.

Auf diesem Außenposten hat Omar den Feind fest im Blick. Es sind nur zwei Kilometer bis zur Grenze. Auf den Hügeln dahinter haben sich die Türken mit schweren Geschützen positioniert. Ihn und seine Jungs bringt das nicht aus der Ruhe, wie er sagt. Omar fühlt sich fit für den Kampf, auch wenn er drei Tage nicht geschlafen habe.

"Ich kann weitermachen. Morgen, übermorgen, sogar noch eine Woche, um die Ehre unseres Volkes zu schützen", so Omar Qamischlo, Kommandeur SDF.

Vertrauen auf sich selbst und Gott

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Kampferprobt sind sie jedenfalls. Zumal nach den erfolgreichen Schlachten gegen den IS. Was aber wollen sie gegen die türkischen Panzer und Kampfjets ausrichten? "Ich habe vor gar nichts Angst. Auch nicht vor den Kampfjets", sagt Eyman Flysal, SDF-Kämpfer. Letztlich wissen sie, dass sie der türkischen Übermacht auf Dauer wenig entgegensetzen können. Zugeben aber würden sie das nie. Dass sein Leben in Gefahr ist, darüber macht sich Omar freilich keine Illusionen.

"Mein Leben zählt nichts. Ich opfere es, wenn ich damit unsere Heimat, unsere Leute retten kann", so Omar Qamischlo, Kommandeur SDF. Sie vertrauen den Kämpfern im Dorf bei ihnen um die Ecke. Ramziehya und ihr Nachbar Ayman. Schon als kleines Zeichen ihrer Solidarität. "Wenn ich und die anderen das Dorf verlassen, wäre es leer und sie könnten es einfach einnehmen. Die Jungs tun ihre Pflicht und wir bleiben", sagt Ayman.

Mutig sind sie hier in Sigerki. Womöglich wagemutig. Letztlich vertrauen sie da einfach auf sich selbst und Gott.

Autor: Daniel Hechler

Stand: 13.10.2019 20:29 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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