SENDETERMIN So., 13.10.19 | 19:20 Uhr | Das Erste

Türkei/Nordsyrien: Russland – der lachende Dritte?

PlayRussland: Welche Rolle spielt der Kreml in Syrien?
Türkei/Nordsyrien: Russland – der lachende Dritte? | Bild: picture alliance / Thomas Uhlema

Moskaus Verteidigungsministerium hatte zur Pressereise geladen – nach Syrien. Ende September durften internationale Journalisten die russische Airbase dort besuchen.

Russlands wichtige Rolle in Syrien

"Dies ist ein Flugfeld der ersten Klasse, hier kann alles landen, Helikopter, Transportmaschinen, Kampfflieger", erzählt Konstantin Iwanow, russische Streitkräfte. Kampfflieger starteten in der Hochphase des Kriegs im Viertelstundentakt. Und bombten den Weg frei für Assad. Dank der Hilfe aus Moskau kontrolliert der heute wieder zwei Drittel des Landes. Russland spiele in Syrien längst die wichtigste Rolle, sagt der Politologe Fjodor Lukjanow. Und zwar nicht erst, seit Trump von Abzug redet.

"In Washington behaupten Trumps Gegner jetzt, er habe Putin Syrien überlassen. Aber das ist eher Propaganda im Wahlkampf. Keiner hat Putin Syrien geschenkt. Er ist selbst nach Syrien gegangen, als die Lage besonders schwierig war. Hat viel riskiert – und war erfolgreich", so Fjodor Lukjanow, Forschungsdirektor Valdaj-Club.

Ein verlassener US-Stützpunkt – gleich nach Trumps Ankündigung zogen die ersten Soldaten ab. Dass sie sich komplett zurückziehen, glaubt man in Russland nicht. Obwohl Moskau stets betont, die Amerikaner seien illegal in Syrien – ohne sie steigt auch für Russland das Risiko, sagt der Syrien-Experte Kirill Semjonow.

Russland: Welche Rolle spielt der Kreml in Syrien?
Russland: Welche Rolle spielt der Kreml in Syrien? | Bild: picture alliance / Thomas Uhlema

Russland sieht sich längst als Sieger

"Moskau muss lavieren zwischen seinem Partner Ankara und dem Verbündeten in Damaskus. Deren Interessen widersprechen sich diametral. Wenn die USA abziehen, wird Assad versuchen, seine Militäroperation auszuweiten – in Richtung der türkischen Streitkräfte. Ich glaube zwar, Moskau kann das verhindern. Aber es wird schwierig: je mehr Erfolg Assad hat, desto weniger hört er auf Russland", sagt Kirill Semjonow, Syrien-Experte AL-Monitor.

Der Einmarsch der Türkei hat Russland nicht überrascht. Er war wahrscheinlich abgesprochen: und zwar sowohl mit Washington als auch mit dem Kreml.

"Die Verabredung könnte sein, dass die USA sich nur ein Stück weit zurückziehen – um der Türkei Spielraum für eine sehr begrenzte Aktion zu geben. Russland kann damit wahrscheinlich leben, obwohl es formal eine Aggression gegen Syrien ist. Aber – strategisch ist es gut für Russland. Denn es treibt die Kurden in die Arme von Assad. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. Und Russland will genau das, es will Assads Einflussgebiet vergrößern", erzählt Kirill Semjonow, Syrien-Experte AL-Monitor

Denn alles, was Assad stärkt, stärkt auch Russlands Rolle in Syrien. Im vergangenen Frühjahr schickte das Verteidigungsministerium einen Zug mit Trophäen quer durch Russland – mit Kriegsgerät, in Syrien erbeutet. Russland sieht sich dort längst als Sieger, daran ändert auch der türkische Einmarsch nichts.

Autorin: Ina Ruck / ARD Studio Moskau

Stand: 13.10.2019 20:25 Uhr

7 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.

Sendetermin

So., 13.10.19 | 19:20 Uhr
Das Erste

Produktion

Westdeutscher Rundfunk
für
DasErste