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Argentinien: Mit Bitcoins gegen die Krise in der Hauptstadt

PlayEine Frau beim Montieren
Argentinien: Mit Bitcoins gegen die Krise in der Hauptstadt | Bild: BR

Überall in der Millionenmetropole Buenos Aires gibt es einen neuen Trend. Viele Argentinier suchen einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise – und werkeln dafür emsig in ihren Kellern. So wie Valeria Frias. Hier unten dreht sie an winzigen Schrauben und steckt unzählige USB-Anschlüsse ineinander. Auf wenigen Quadratmetern schürft die 52-Jährige mit dutzenden Rechnern die digitale Kryptowährung Ether. Angefangen hatte sie vor zwei Jahren, als sie nach ihrer Scheidung in Geldnot geraten war: "Mit Beginn der Pandemie wurde ich auch noch auf Kurzarbeit gesetzt und hatte plötzlich viel Zeit. Ich habe dann all meine Ersparnisse in diese Computer investiert. Es war meine einzige Chance und ich wollte mein Geld nicht verlieren. Nach langer Recherche wurde mir dann klar, dass auch ich als Frau mit Kryptowährungen ein Einkommen generieren kann."

Krypto statt Peso

So wie Valeria schürfen immer mehr Städter in Argentinien digitale Währungen, denn sie spüren tagtäglich, wie der argentinische Peso rasant an Wert verliert. Die Inflation ist hoch, doch die Gehälter steigen nur langsam. Also investieren viele in Bitcoin, Ether und Co.
Bitcoins erobern Buenos Aires. Diesen Boom will Sebastián Celery nicht verpassen. Der Immobilienmakler ist spezialisiert auf den Verkauf von Stadt-Appartements. Bislang verkauften die Einwohner von Buenos Aires ihr Eigentum meist in Dollar. Doch seit der Pandemie boomen die Immobiliengeschäfte per Bitcoin: "In ganz Südamerika leiden wir seit Jahren unter hohen Inflationsraten. Es gibt zwar ein paar Ausnahmen, aber neben Argentinien hat zum Beispiel auch Venezuela eine hohe Inflation. Dort sind es 1000 Prozent. Deshalb nutzen jetzt viele Menschen Kryptowährungen, um Inflationsverluste zu vermeiden."

Es ist ein Geschäft, bei dem die Banken außen vor bleiben. Ebenso der Staat. Wer seine Bitcoins gegen Dollar eintauschen will, kann dies in den "cuevas" tun, den illegalen Wechselstuben von Buenos Aires, wo immer jemand draußen auf Kundschaft wartet.
Für Viele im wirtschaftlich arg gebeutelten Buenos Aires eine lukrative Einnahmequelle. Auch für Valeria. Sie ist mittlerweile die bekannteste weibliche Schürferin des Landes und hat ihre gesamte Familie mit dem Krypto-Fieber angesteckt. Sie alle schürfen ebenfalls und profitieren – zumindest bislang – vom Boom der digitalen Währungen.

Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro

Im Rahmen der ARD-Themenwoche "Stadt. Land. Wandel - Wo ist die Zukunft zu Hause?"

Stand: 07.11.2021 22:35 Uhr

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