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Finnland: Endlager in Sicht

PlayEin Mann mit Helm und Sicherheitskleidung
Finnland: Endlager in Sicht | Bild: ARD Stockholm

Das ist die wohl bekannteste Gemeinde Finnlands: Eurajoki. Etwas mehr als 9000 Menschen leben hier im Südwesten des Landes. Ihre Häuser stehen in der Nähe von drei Atommeilern. Wegziehen will deshalb niemand. Im Gegenteil. Eurajoki wächst.

Vesa Lakaniemi ist der Verwaltungschef hier. In Finnland ist das kein politisches Amt. Lakaniemi ist unabhängig: "Seit über 40 Jahren leben wir hier nun schon mit den Atommeilern. Das Vertrauen wurde über die Jahrzehnte aufgebaut. Und: Der Betreiber hat auch immer Wort gehalten."

Jetzt auch Finnlands Endlager

Das war wohl auch die Grundlage ihrer Entscheidung: Vor 22 Jahren stimmte der Gemeinderat mit einer großen Mehrheit dafür, in Eurajoki auch den finnischen Atommüll zu vergraben: Der Arbeitsplatz von Jyrki Liimatainen. Der Geologe nimmt uns mit unter die Erde. Hier unten soll der strahlende Müll eingelagert werden – für immer.
Besuch bekommen sie hier unten aus der ganzen Welt. Alle wollen wissen, wie hat Finnland das geschafft? Insgesamt über 6000 Tonnen radioaktiver Müll, verklappt in einem riesigen, unterirdischen Labyrinth. Stabile Temperaturen und harter Granit machten den Ort sicher.

Die Endlagerdiskussion in Deutschland haben sie natürlich auch hier verfolgt. Und dabei oft den Kopf geschüttelt. Wie viele Finnen hat auch Liimatainen einen pragmatischen Blick auf Atomkraft und radioaktiven Müll: "Wer von der Elektrizität profitiert, muss auch die Verantwortung für den Müll übernehmen. Und so ist es in Finnland. Wer Atomstrom nutzt, muss mit einem Aufschlag auch die Endlagerung mitbezahlen."

Nahe der finnisch-russischen Grenze liegt der Ort Lapeenranta. An der Technischen Universität hier gibt es einen ganzen Fachbereich zum Thema "Nukleare Sicherheit". Juhani Hyvärinen leitet ihn. Dass Russland keinen Strom mehr liefert, ließe sich mit Importen aus Schweden leicht auffangen, meint er. Finnland sei energiepolitisch besser aufgestellt als zum Beispiel Deutschland: “Unser Stromsystem besteht aus kontrollierbaren Teilen. Damit können wir immer sicherstellen, dass die Menschen in Finnland Strom bekommen – unabhängig davon, was unsere Nachbarn machen.”

Auch mit der Endlager-Frage seien sie hier immer nüchtern umgegangen. Sorgen um die Sicherheit? Nicht bei ihm. Selbst vor Angriffen oder Sabotage sei der finnische Granit sicher.

Ein Ende der Atomkraft ist in Finnland nicht in Sicht. Das macht auch den Job von Jyrki Liimatainen krisensicher. In drei Jahren sollen hier die ersten Brennstäbe für immer versenkt werden.
Im Endlager wird allerdings nur finnischer Atommüll landen. Andere Länder müssten sich schon selbst bemühen.

Autor: Christian Blenker, ARD Stockholm

Stand: 04.07.2022 12:49 Uhr

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