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Guatemala: Raus aus Armut und Machismus

Guatemala: Raus aus Armut und Machismus | Bild: Marie-Kristin Boese, ARD Mexiko-Stadt

Wenn Rosy morgens in die Schule eincheckt, öffnet sich ihr eine andere Welt. Es ist eine Welt, die indigenen Mädchen in Guatemala oft verschlossen bleibt, eine Welt der Bücher und der Grammatik, eine Welt voller Computer, in der man Englisch spricht.
Die Schule MAIA vergibt Stipendien an Mädchen: indigen, vom Land, aus armen Familien. Der Unterricht: Spenden-finanziert, vor allem aus dem Ausland. Privatschulen sind für indigene Familien sonst oft unbezahlbar, und die öffentlichen Schulen schlecht.

Vilma Veronica Saloj Chiyal, Schule MAIA-Impact: "Gute Bildung ist für viele indigene Mädchen in Guatemala fast nicht zugänglich. Bei uns sollen die Jugendlichen gestärkt werden, sie sollen einen Zukunftsplan entwerfen und aus diesem Kreislauf von Armut und Analphabetismus ausbrechen."
Die Region Sololá, wo die Schule liegt, wirkt malerisch. Der See Atitlán, ein Touristenziel. Doch hinter der farbenfrohen Fassade verbirgt sich viel Armut. Geld wird oft nur in die Bildung der Söhne gesteckt. Mädchen kriegen früh Kinder.
Rosy wollte das nicht. Sie überzeugte ihre Eltern, ergatterte ein Stipendium hier. Gute Noten musste sie dafür nachweisen, Ziele und Träume formulieren. Jetzt darf sie endlich an einem Computer sitzen, zuhause undenkbar. Manche haben nicht mal Strom. Oft sind sie die ersten in der Familie, die überhaupt die Oberstufe besuchen.
Die Alltagsprobleme sind aber groß: Die Busfahrt zur Schule, die nur ein paar Cent kostet, konnte Rosys Familie manchmal kaum zahlen. Zuhause müssen sie über jede Ausgabe zweimal nachdenken.

Regelmäßig besuchen Mentorinnen wie Vicky die Familien. Weil Rosy mit konservativen Normen bricht, ist es wichtig, dass ihre Familie mitzieht, sagt Vicky. Sie lässt erstmal alle über Gefühle reden.
Als Rosys Vater, der Schmied ist, vor kurzem erkrankte, fehlte Geld für den Schulbus. Also verkaufen sie Handarbeiten, um sich durchzuschlagen. Rosy, die älteste von fünf Geschwistern, soll die Schule unbedingt fertig machen: “Viele sagen, weil du ein Mädchen bist, wirst du früh heiraten, aber ich hab da nicht so Lust drauf. Und zum Glück hat mein Vater auch andere Ansichten.”

Also packt Rosy für den nächsten Tag, und hofft, ihrer Familie irgendwann aus der Armut zu helfen. Etwa 3.000 junge Frauen haben bei MAIA ihren Abschluss gemacht, studieren an Unis, haben Jobs gefunden. Noch aber seien Indigene zu wenig vertreten.
Rosy will vielleicht mal Anwältin werden. Das Wandbild auf dem Pausenhof, mit all den erfolgreichen Frauen, motiviert.
Die Schule lässt sie von einer spannenden Zukunft träumen. Und wer weiß: Vielleicht verändern sie ja wirklich mal Guatemala.

Marie-Kristin Boese, ARD Mexiko-Stadt

Stand: 16.06.2025 10:30 Uhr

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