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Iran: Schwierige Geschäfte für Teppichhändler

PlayEin Mann trägt in einem Stuhl in einem Lager von Teppichen
Iran: Schwierige Geschäfte für Teppichhändler | Bild: Oliver Mayer-Rüth / BR

Arash Morshedi ist Teppichhändler im Basar der Stadt Kashan. Gleich kommt ein Kunde. Ihm will er die schönsten Teppiche zeigen und mindestens einen davon verkaufen. Wenn das gelingt, mache ihn das glücklich, sagt Arash.

Morshedi muss danach warten, bis sich der Kunde meldet. Das sind Stunden der Ungewissheit. Die Teppiche werden inzwischen zur Begutachtung für die Frau abgeholt.
Teppiche aus Kashan sind im gesamten Iran und weit über die Landesgrenzen hinweg berühmt. Kashan ist eine konservative Stadt. Die Menschen spüren die Sanktionen der USA aufgrund des iranischen Atomprogramms. Die Inflation sorgt für Armut. Aber die Kashanis demonstrieren nicht gegen das Regime, wie in anderen Städten.

Ruhe in Kashan – aber schwierige Lage

Arash Morshedi besucht eine Teppich-Manufaktur. Bevor er eintritt, lässt er den Arbeiterinnen kurz Zeit, damit sie, wie vom Gesetz vorgeschrieben, ihre Kopftücher aufsetzen können. Es seien immer Frauen, die Teppiche knüpfen, sagt er. Bis diese hier fertig gestellt sind, kann es bis zu acht Monate dauern. Die Knüpferinnen sagen, die Arbeit gefalle ihnen. Es sei besser als kochen oder putzen. Dass es von den USA gegen Iran Sanktionen gibt und deshalb das Land wirtschaftlich leidet, dazu will sich nur die Älteste vorsichtig äußern: "Es ist schlimmer geworden und man kann nichts machen. Allein die Politik kann das lösen."

Morshedi ruft im Laden an und will wissen, ob der Kunde den Kauf der Teppiche bestätigt hat. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist jedes erfolgreiche Geschäft wichtig für das Unternehmen.

Um zusätzliches Geld verdienen zu können, lässt seine Familie Teppichwolle färben und verkauft die Wolle. So haben es die Morshedis zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Und dass, obwohl der Export von Teppichen in westliche Länder in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist. Durch Länder wie Russland, denen die iranische Führung nähersteht, werde das fehlende Geschäft nicht kompensiert, sagt Morshedi: "Aus Indien und Pakistan werden Teppiche nach Russland exportiert. Das sind billige Teppiche. Ein paar Händler haben es vielleicht versucht nach Russland zu verkaufen. Das hat aber nicht funktioniert. Weil sie keinen Erfolg hatten, versucht es jetzt keiner mehr."

Mohammad Mokhtari rasiert für die Morshedis Teppiche. Dabei ist höchste Präzision nötig. Kein Schnitt darf zu tief gehen. Erst durch die Rasur werden die Farben brillant. Mohammed und sein Bruder Akbar sind die letzten in Kashan, die diese Kunst beherrschen. Ansonsten wird die Rasur mit Maschinen durchgeführt. Die Mokhtaris beklagen sich über die Sanktionen und die wirtschaftlich schweren Zeiten.

Am nächsten Vormittag im Baser: Endlich kommt der Kunde. Und wieder will er verhandeln, offenbar auch, weil die Anschaffung für ihn doch eine finanzielle Herausforderung ist. Dann ist man sich einig. Der Kunde unterschreibt einen Scheck und verabschiedet sich. Arash Morshedi, Teppichhändler: "Ich habe ihm sieben Prozent Rabatt gegeben. Erst habe ich fünf Prozent gesagt. Dann haben wir uns auf sieben Prozent geeinigt, damit er zufrieden ist. Ich konnte ihn überzeugen und bin auch zufrieden."

Heute ist Arash Morshedi einer der glücklichen Iraner. Für ihn waren es zwei gute Tage in den schwierigen Zeiten, die das Land durchlebt.

Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul

Stand: 12.06.2022 19:56 Uhr

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