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Israel: 20 Jahre Mauer

PlayDie Sperranlagen zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten
Israel: 20 Jahre Mauer | Bild: Miki Shubitz / ARD Tel Aviv

Für tausende Palästinenser ist dieser israelische Checkpoint der Weg zu Arbeit, also rüber nach Israel. Nur wer eine Genehmigung hat, darf passieren.
20 Kilometer südlich, zur gleichen Zeit, im Kibbuz Magal. Wir sind auf der israelischen Seite des Zaunes. Lior Arazi ist auf Patrouille. Sein Job: Felder und Maschinen vor Diebstahl schützen. Hier in den Weinbergen sucht er nach illegalen Grenzgängern. Nach den jüngsten Terroranschlägen in Israel hat die Armee die Löcher im Zaun geschlossen. Jetzt gebe es kaum noch Diebe – auch heute nicht.

Warten am Checkpoint

Zurück am Checkpoint Barta: Illegal über die Grenze nach Israel zu kommen, sei in dieser Gegend schwer, sagt Hazim. Sie alle hätten alle eine Genehmigung. Mit Ausweis und einer Box voller Lebensmittel will er schnell nach Israel, zur Arbeit: "Wie lange wir warten, hängt immer davon, wie streng die Kontrollen am Checkpoint sind. Ich muss dann noch weiter bis Tel Aviv. Seit fünf Jahren arbeite ich dort auf dem Bau. Das ist Gott sei Dank eine gute Arbeit."
Insgesamt vier Stunden braucht Hazim heute für die 80 Kilometer zur Arbeit, nach Israel.

Mauer und Zaun: Im Jahr 2002 begann Israel mit dem Bau der Sperranlagen zum Schutz der eigenen Bevölkerung. Vorausgegangen war die zweite Intifada: hunderte Terroranschläge durch militante Palästinenser, mehr als eintausend israelische Todesopfer.

Die Grüne Linie

Hier, bei Bat Hefer verläuft die Anlage auf der Grünen Linie, also der Waffenstillstandslinie, die Israel und das palästinensische Westjordanland trennt. Für die Bewohner dieses israelischen Ortes ist das Alltag – Joggen neben dem Zaun, Spielen mit Blick auf die Mauer.

Etwa 80 Prozent der Sperranlage weichen von der grünen Linie ab, führen durch palästinensisches Gebiet. Nach einem Urteil des Internationalen Gerichtshofes ist das völkerrechtswidrig.

Wie hier, in der Nähe des palästinensischen Dorfes Azun Atme. Die Mauer trennt das Dorf von einer israelischen Siedlung, erbaut in palästinensischem Gebiet. Suher ist Landwirt aus Azunn Atme und produziert gerade Futter für seine Tiere. Die Mauer macht ihn wütend. Sie zerteile das Land der Bauern, die eigenen Felder auf der anderen Seite könnten sie nur schwer erreichen.

Harte Trennung

Durch dieses Tor dürfen berechtigte Bauern auf die andere Seite. Dreimal am Tag öffnen es die israelischen Soldaten. Kurz nach 13.00 Uhr, am Tor in der Mauer. Auch andere Palästinenser warten hier inzwischen auf ihre Arbeiter, oder weil sie selbst nochmal rüber wollen auf ihre Felder. Und dann: Fünf Minuten kleiner Grenzverkehr, Tausch von Gerät und Materialen, erlaubt nur mit Genehmigung. Für die palästinensischen Kinder gibt’s Gebäck von einem israelischen Soldaten. Gesten wie diese seien selten, sagen die Palästinenser.

Später Nachmittag auf der anderen Seite des Tors. Meine letzte Station. Wir begleiten den israelischen Oberstleutnant Shachar auf Patrouille: "Am wahrscheinlichsten ist es, dass wir heute Menschen sehen werden, die durch den Zaun wollen. Deshalb sind wir hier stationiert sind im Moment. Außerdem können uns Terrorszenarios begegnen, die gegen uns oder die Siedlungen am Zaun gerichtet sind."

Shahar zeigt uns, wo illegale Grenzgänger vor zwei Tagen den Zaun durchschnitten haben. Es gebe ja legale Grenzübergänge, sagt er. Wenn also jemand illegal rüberkomme, dann gehe das Militär grundsätzlich davon aus, dass es sich um Terroristen handle – bis das Gegenteil bewiesen sei.

In Bethlehem ist die Mauer bereits zur Touristenattraktion geworden. Dieses neue Hotel zum Beispiel wirbt mit dem "Hässlichsten Ausblick der Welt", beliebt ist das Hotel bei Touristen aus dem Westen.
Nur ein paar hundert Meter weiter: Auch am Checkpoint 300 kommen jetzt am Nachmittag tausende Arbeiter zurück aus Israel.

18.00 Uhr, meine letzte Station: ein Fussballplatz direkt an der Mauer. Beim Trainieren störe sie das gar nicht, sagen die palästinensischen Fußballer hier. In den großen Stadien gebe es schließlich auch Zäune und Mauern. Dennoch: akzeptieren wollen sie die Mauer nie.

Autoren: Sophie von der Tann und Christian Limpert, ARD Tel Aviv

Stand: 17.07.2022 22:15 Uhr

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