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Nahost: Massenproteste pro Hamas und die politischen Folgen

PlayMenschen demonstrieren auch mit einer Palästinenserflagge
Nahost: Massenproteste pro Hamas und die politischen Folgen | Bild: picture alliance / NurPhoto | Ziad Ahmed

Borj El Barajneh in der libanesischen Hauptstadt Beirut: eine Mischung aus Camp und Stadtviertel. Nur Palästinenser leben hier, mehrere Generationen: kaum Rechte, ohne Hoffnung einen libanesischen Pass zu bekommen. Politisch stehen die Einwohner der gemäßigten Fatah-Partei näher, weniger der Hamas. Unterstützung für den Kampf gegen Israel gibt es hier dennoch. In Borj El Barajneh geboren und aufgewachsen sind Raghda al-Arbagi und ihre Kinder. Ihr Großvater sei 1948 aus Akko, dem heutigen Israel vertrieben worden, erzählt sie. Ihr Wunsch: die Rückkehr in einen eigenen Staat. Das Leben als Palästinenserin im Libanon sei hart. Die Familie fühlt sich hier im Libanon behandelt wie Menschen zweiter Klasse.

Unterstützung für die Palästinenser und die Hamas?

Doch in diesen Tagen kriegen Palästinenser so viel verbale Unterstützung wie seit Jahren nicht mehr: Zehntausende auf den Straßen der arabischen Metropolen, Solidarität mit den Menschen in Gaza, Demonstrationen gegen Israel und den engsten Verbündeten, die USA. Kritik an den Gräueltaten der palästinensischen Hamas ist hier nicht zu hören. In Jordanien müssen Sicherheitskräfte die israelische Botschaft schützen. Im Libanon legen Demonstranten vor der amerikanischen Botschaft Feuer.

Andere wollen sprechen und vermitteln. Krisendiplomatie auf höchstem Level. Mittendrin: Ägyptens Präsident Abdelfattah Al-Sisi. Er macht erste humanitäre Hilfslieferungen nach Gaza möglich, Palästinenser ohne doppelte Staatsbürgerschaft aus Gaza lässt Ägypten aber nicht ins Land. Die Sorge vor hunderttausenden Geflüchteten ist groß. Arabische Solidarität hin oder her, Sisi bleibt hart, und präsentiert sich dennoch als Schützer der palästinensischen Sache.

Die Al-Azhar Moschee in Kairo. Hunderte kommen für das Freitagsgebet zusammen. Gedenken an Gaza, ja. Weitere Palästinenser in Ägypten willkommen heißen, eher nein. Da halten es viele Ägypter mit dem Präsidenten. Sisi lässt der Solidarität mit den Palästinensern aber Raum auf der Straße. Nach vielen Jahren ohne Demonstrationen im Land mal wieder ein Protestzug.

In Frieden seit 44 Jahren

Politisch hat Ägypten schon vor 44 Jahren Frieden geschlossen mit Israel. Ein weiteres politisches Schwergewicht im arabischen Raum wollte zuletzt nachziehen: das reiche Saudi-Arabien. In Bezug auf ein Friedensabkommen mit Israel war Kronprinz Bin Salman vergangenen Monat im US-amerikanischen Fernsehen noch zuversichtlich. Nun die saudische Rolle rückwärts. Das Königreich legt Friedenspläne mit Israel vorerst auf Eis.

Zurück in Borj el-Barajneh im Libanon. Die Palästinenser hier finden es tragisch, dass es tausender toter Menschen in Gaza brauche, um die Anliegen der Palästinenser wieder in den öffentlichen Fokus zu rücken. Raghda al-Arbagi sorgt sich um die Zukunft ihrer Kinder und ein Leben in Sicherheit. Die Angst, dass der Konflikt zwischen Israel und Hamas sich noch stärker auf Libanon ausweitet, ist groß. Es wäre nicht das erste Mal, dass Bomben auch auf Beirut fliegen.

Autor: Ramin Sina, ARD Kairo

Stand: 22.10.2023 21:46 Uhr

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