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Hurrikan Katrina – 10 Jahre danach

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USA: Hurrikan Katrina 10 Jahre danach | Bild: WDR

Vor zehn Jahren richtete Hurrikan Katrina in New Orleans gravierende Schäden an: Wassermassen fluteten nahezu den kompletten Ort, fast 2.000 Menschen starben. Die Stadt, die das Symbol des lebensfrohen amerikanischen Südens ist, hat die Katastrophe überlebt – aber vom Wiederaufbau haben nicht alle gleichermaßen profitiert. Besonders die Wohnviertel der Schwarzen hat es am schwersten getroffen. ARD-Korrespondent Ingo Zamperoni hat das wiederauferstandene New Orleans besucht.

Auch ein sommerlicher Platzregen kann die Jugendlichen nicht vom Box-Training abhalten. Wer im Stadtteil Lower Ninth Ward von New Orleans aufwächst, muss früh lernen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Ihr Coach Harry Sims war selber Amateur-Boxer - und hat den Ring in seinem Garten extra für junge Heranwachsende aus der Nachbarschaft errichtet. An Hurricane Katrina kann sich Harry erinnern, als wäre es gestern gewesen.

Die Natur verwischt die Spuren der Zivilisation

Einen Sturm hatten sie erwartet - es wurde eine Apokalypse. Als die Dämme brachen, fluteten die Wassermassen bis zu 80 Prozent der Stadt. Fast 2000 Menschen kamen ums Leben. Vor allem Alte, Arme, Schwarze. Viele starben auch, weil die Rettungsmaßnahmen chaotisch koordiniert nur schleppend anliefen. Aber kein Viertel traf es so hart wie das Lower Ninth Ward, das an einigen Stellen mehr als einen Meter unter dem Meeresspiegel liegt.

Was die Flut nicht mitriss, musste später abgerissen werden. Vor Katrina standen hier überall Häuser, wohnten Familien. Kaum eine war versichert. Jetzt geben oft nur noch aufgesprühte Hausnummern Orientierung darüber, wer wo lebte. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Ein Viertel der Bevölkerung fehlt

Schwarze Musiker
New Orleans, Symbol des lebensfrohen amerikanischen Südens, ließ sich von der Katastrophe nicht unterkriegen. | Bild: WDR

Das Zentrum der Stadt am Mississippi zeigt ein ganz anderes Bild. Kaum etwas deutet mehr auf die Verwüstungen durch Katrina hin. Viele Mittel zum Wiederaufbau flossen in die Sanierung des Stadtkerns. New Orleans zieht junge Kreative an. Das traditionelle Touristenviertel French Quarter brummt mehr denn je. Der New Orleaner Derek Wood möchte, dass die Besucher aber auch die andere Realität von New Orleans sehen. Deshalb bietet er Rad-Touren durch das Lower Ninth Ward an. Zehntausende mussten damals umgesiedelt werden, viele kamen nie mehr zurück. Bis heute fehlt New Orleans etwa ein Viertel der Bevölkerung im Vergleich zu vor Katrina. Dereks Tour führt auch an der Schutzmauer vorbei, die damals dem Wasser nicht Stand hielt. Die neue Mauer ist höher und besser verankert. Die Katastrophe soll sich nicht wiederholen können.

Freiwillige helfen immer noch

Zerstörtes Haus
Vom Wiederaufbau nach Katrina haben nicht alle gleichermaßen profitiert. | Bild: WDR

Einige Straßen weiter treffen wir plötzlich auf eine Gruppe Jugendlicher, die ein zu gewuchertes Grundstück bearbeitet. Auch zehn Jahre nach Katrina kommen immer noch Freiwillige nach New Orleans, um beim Wiederaufbau zu helfen. Sie sind extra in ihren Sommerferien aus dem US-Bundesstaat Arkansas angereist. Glücklich können sich auch gut hundert Familien schätzen, die in diese Häuser einziehen durften. Möglich gemacht durch Hollywood-Star Brad Pitt, der eine Stiftung speziell zum Wiederaufbau des Lower Ninth Ward gegründet hatte. Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber immerhin: es gibt Fortschritte.

Sturm als Chance für einen Neuanfang?

Nach Jahren wieder Brot und Milch um die Ecke kaufen zu können ist das eine. Noch viel wichtiger aber ist: wieder einen Treffpunkt zu haben. Die Katastrophe hat die Überlebenden enger zusammenrücken lassen, findet auch Box-Trainer Harry Sims. So bitter die Bilder von damals sind, in gewisser Weise sieht er in Hurricane Katrina auch einen Segen. Weil der Sturm die Chance auf einen Neustart bot: nicht wegzulaufen, sonden den Weg für die kommende Generation zu ebnen. Auch das bringt er seinen Schützlingen im Lower Ninth Ward bei: Du kannst noch so umgehauen werden. Wichtig ist, dass Du wieder aufstehst.

Autor: Ingo Zamperoni/ARD Washington

Stand: 09.07.2019 05:05 Uhr

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