So., 22.06.25 | 18:30 Uhr
Das Erste
USA: Angriff auf iranische Atomanlagen

Mit dem Angriff auf iranische Atomanlagen hat die USA jetzt direkt in den Krieg eingegriffen. Israels Premierminister Netanjahu lobt Präsident Trump für die "mutige Entscheidung". Aus dem Iran kommen Forderungen nach einem Gegenschlag.
"Midnight Hammer" gegen iranische Atomanlagen
Aus der Luft ist nur schwer zu erkennen, wie groß die Zerstörung ist. Vorher und nachher – Satellitenbilder sollen die iranische Atomanalage Fordo zeigen. "Midnight Hammer" – Mitternachtshammer – so heißt die streng geheime Operation. Ausgeführt von US-Bombern wie diesen, hier Archivmaterial. Insgesamt drei Atomanlagen greift das US-Militär an. Wie erfolgreich der Angriff war – das kann der US-Verteidigungsminister heute noch nicht sagen. "Die Bewertung des Schadens ist noch nicht abgeschlossen", sagt US-Verteidigungsminister Pete Hegseth, "aber unsere erste Einschätzung ist, dass unsere Präzisionsmunition dort eingeschlagen hat, wo wir sie haben wollten, und sie die gewünschte Wirkung hatte, vor allem in Fordo. Wir glauben, dass wir dort die Anlagen zerstört haben."

Tief in einem Berg versteckt liegt die Anlage Fordo. Sie ist eine von mehreren, in denen Uran angereichert werden kann – eine Voraussetzung für den Bau einer iranischen Atombombe. Dass die USA wichtig für den Angriff auf das iranische Atomprogramm sind, liegt an ihren bunkerbrechenden Bomben – abgeworfen aus den Tarnkappenjets. Sie sollen in der Lage sein, Felsmassiv zu durchdringen und auch sehr tief angelegte unterirdische Bunker zu zerstören. Laut US-Militär seien die Iraner von diesem Angriff überrascht worden. "Nach dem Abwurf der Waffen haben wir den iranischen Luftraum verlassen", so Generalstabschef Dan Caine. "Uns ist nicht bekannt, dass Schüsse auf uns abgefeuert wurden, es sind keine iranischen Kampfflugzeuge geflogen und es scheint, dass die iranischen Boden-Luft-Raketensysteme uns während des gesamten Einsatzes nicht wahrgenommen haben. Der Überraschungseffekt war auf unserer Seite."
Wie reagiert der Iran auf die Angriffe?
18 Stunden fliegen die B-2-Bomber über den Atlantik in Richtung Iran. Im Lagezentrum des Weißen Hauses, dem Situation Room, verfolgt US-Präsident Donald Trump die Operation. Gegen zwei Uhr nachts Ortszeit im Iran greift das Militär an. Erst als die Tarnkappenbomber auf dem Rückweg sind, bestätigt der Präsident die Angriffe. In einer Fernsehansprache wendet er sich an die Amerikanerinnen und Amerikaner – und droht in Richtung Iran: "So kann es nicht weitergehen. Es muss Frieden geben oder das wird eine Tragödie für den Iran – schlimmer als das, was wir in den letzten acht Tagen erlebt haben. Es gibt noch viele weitere Ziele."

Der Angriff: Nicht ohne politisches Risiko für Donald Trump. Vorab hatten ihn enge Verbündete der MAGA-Bewegung vor einem Angriff gewarnt. Gestern aber lobt einer der führenden Republikaner, Mike Johnson: Trumps Entscheidung sei die "America First", also "Amerika zuerst"-Politik, die Trump versprochen habe. Der Anführer der Demokraten im Repräsentantenhaus kritisiert, Trump habe ohne Zustimmung des US-Kongresses gehandelt. Amerikanerinnen und Amerikaner verfolgen die Nachrichten gestern mit gemischten Gefühlen. "Gestern fragte mich mein Kind: Gibt es einen Dritten Weltkrieg? Ich würde meiner Tochter gerne sagen, dass wir nicht in einen Weltkrieg eintreten werden, aber ich kann es nicht", meint eine Frau. Eine andere sagt: "Ich unterstütze Trump zu 100 %. Ich denke, er hat bewiesen, dass er führen kann." In Washington geht die Sorge vor Attacken auf US-Truppen in der Region um. Ob die gestrigen Angriffe Donald Trump politisch schaden könnten, hängt auch von der Reaktion des Iran und seiner Verbündeten ab.
Autorin: Sarah Schmidt
Stand: 22.06.2025 20:36 Uhr
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