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PlayGrafik zu Nervis Villalobos
Suisse Secrets | Bild: BR

Dr. Gabriel Romero zeigt, was ihm noch geblieben ist an medizinischen Geräten. Dieser Aufwachraum hat Platz für fünf Betten. Aber weil er nur noch einen Überwachungsmonitor hat, kann er nur noch ein Bett benutzen.

In diesem Krankenhaus werden viele Krebserkrankte behandelt. Diese Patientin ist heute zum ersten Mal wieder zur Bestrahlung in der Klinik. Zwei Jahre hatte sie ihre Therapie unterbrechen müssen, weil sie kein Geld hatte. Das kommt hier häufiger vor.
Bei Brustkrebsoperationen ist das Team von Dr. Romero darum immer wieder zu drastischen Maßnahmen gezwungen: "Bei Krebserkrankten mit Tumoren im frühen Stadium würde als eine Behandlung eine Bestrahlung ausreichen. Aber auf unserer Warteliste stehen gut und gerne mehr als 140 Patientinnen oder sogar noch mehr. Die können wir nicht alle behandeln, darum sind wir gezwungen, Patientinnen die Brust abzunehmen, obwohl das medizinisch nicht nötig wäre. Aber wir haben einfach nicht die ausreichenden Möglichkeiten zur Bestrahlung."

Armes, reiches Venezuela

Venezuela ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Lebensmittelregale immer noch leer. Dabei könnte Venezuela reich sein. Das Land verfügt über die weltweit größten Erdölvorkommen.

Langzeitherrscher Hugo Chavez hatte für Venezuela einen großen Plan. Alle im Land sollten vom Reichtum profitieren. Aber der Plan scheiterte. Auch weil die politische Elite das Erdöl nutzte, um sich selbst zu bereichern.

Nervis Villalobos war einer mit Drähten nach ganz oben, bis zu Hugo Chavez. Gegen ihn wird wegen Korruptionsverdacht ermittelt. Als Vizeenergieminister soll er mithilfe der staatlichen Ölgesellschaft Schmiergelder für Aufträge in Millionenhöhe kassiert haben. Unsere Anfrage dazu ließ er unbeantwortet.

Das Leak zeigt nun: Er hatte bis 2013 ein Konto bei der Credit Suisse: Kontostand: 9,5 Millionen Schweizer Franken. Nervis Villalobos war verwickelt in verschiedene Korruptionsfälle und mit Verbindungen zur chavistischen Führung. Trotzdem hat die Bank ihm ein Konto gegeben. Villalobos ist kein Einzelfall, in den Daten finden sich mehr als 20 Venezolaner, gegen die es Korruptionsvorwürfe gibt.

Fluchtpunkt Miami

Hier In Miami haben die korrupten Politiker ihr Geld in Autos und Villen investiert. Als Staatsanwalt hat Michael Nadler wegen Geldwäsche ermittelt. Von seinem Büro aus kann er sehen, wo die Profiteure residieren: "Einige der Schweizer Banker, gegen die wir ermittelt haben, haben da auf der Insel ihre Anwesen. Und hier rechts liegt Key Biscane und es gibt eine große venezolanische Community in Key Biscane."

Laut Nadler waren Banker aus der Schweiz, auch von der Credit Suisse, nur allzu gerne bereit, fragwürdige Venezolaner als Kunden aufzunehmen.

Die Daten aus dem Leak könnten in den USA neue Ermittlungen auslösen. Auch gegen Schweizer Banker.

Ob das Geld dann irgendwann wieder zu denen kommt, denen es eigentlich zusteht? Ob Krebskranke in der Klinik von Dr. Romero besser behandelt werden können? Viele Venezolaner haben die Hoffnung verloren und fliehen ins Ausland, auch viele Ärzte, denn die Bezahlung ist schlecht. Doktor Romero verdient 30 Dollar – im Monat.

Autoren: J. Jolmes, T. Kempmann, L. Hagen

Stand: 21.02.2022 09:12 Uhr

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