SENDETERMIN So., 24.02.19 | 19:20 Uhr | Das Erste

Venezuela: Der Machtkampf

PlayVenezuela: Wut auf der Straße – Präsident Maduro und der selbsternannte Interimspräsident Guiado liefern sich einen Machtkampf
Venezuela: Der Machtkampf | Bild: Polaris/laif / Polaris/laif

Tränengaskartuschen und verbrannte Erde: Spuren einer Schlacht. Die Grenz-Brücken sind abgeriegelt, der Tag in Cúcuta erwacht trist. Dabei begann alles so hoffnungsfroh. Alayn Martinez ist aus Caracas angereist, mit ein paar tausend anderen Venezolanern, hat die Nacht auf dem Boden verbracht, will dabei sein, am Tag der Entscheidung, Lebensmittel und Medikamente in ihre Heimat tragen.

Warten auf eine Demonstration

Venezuela: Wut in der Bevölkerung – Lebensmittel fehlen
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"Es ist das erste Mal, dass ich auf eine Demonstration gehe, auf so etwas großes, aber ehrlich: Es muss jetzt mal Schluss sein, es gibt etwas, das mich antreibt, ich muss heute hier sein", erzählt Alayn Martinez. An der emblematischen Tienditas Brücke kommen die Präsidenten an, die Hilfsgüter; und Juan Guaidó, er will seine Leute hier und heute anführen. Jeder hier bekommt eine weiße Rose, mit der sie auf die Soldaten in Venezuela zugehen sollen – Angst? "Ja, aber es geht nicht anders. Wir müssen uns dem stellen", so Alayn Martinez.

Doch dann heißt es plötzlich warten. Wenige hundert Meter weiter kam es da bereits zum ersten Versuch die Brücke zu kreuzen. Venezolaner räumen Barrikaden ab, doch die Front ihres Militärs steht. Ein Vorbote von dem was noch kommen wird.

Einsatz für Venezuela

Venezuela: Präsident Maduro will keine Hilfslieferungen ins Land lassen
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Alayn wartet jetzt bereits drei Stunden auf Guaidó und ihren Einsatz für Venezuela. Nachrichten dringen durch: An anderen Brücken sei die Hilfe durchgekommen. Gleich soll es hier soweit sein. Alle glauben: Die Maduro-Regierung ist besiegt. "Es ist bewegend, historisch, ja... Ich glaube, es ist der richtige Tag. Das ist der Moment, er ist es", findet Alayn Martinez.

Doch die LKWs an der Nachbarbrücke haben die Grenze nicht passiert, vielmehr gehen sie in Flammen auf. Kein Durchbruch an keiner Brücke hier. Das venezolanische Militär schießt mit Tränengas, Kartuschen gefüllt mit stumpfen Nägeln oder Gummi. Eine wütende Menge mixt Molotowcocktails oder versucht mit Steinen die Grenze zu stürmen. Die kolumbianische Polizei lässt die Krawalle laufen.

Ein Tag mit verlorener Hoffnung

Venezuela: Der selbsternannte Übergangs-Präsident Guaidó setzt auf die USA
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"Wir schmeißen die Dinger auf die Wachen, denn wir haben keine anderen Alternativen mehr", so ein Demonstrant. Stundenlang tobt das Chaos. Eine Eskalation, mit der die Opposition rechnen musste. Kaum behandelt, geht es zurück zum Steinewerfen. Als immer mehr Verletzte eintreffen, ist klar, wie dieser Tag endet. Die Hilfs-LKW ziehen sich zurück. "Was ist mit Guaidó? Ich habe ihn heute nicht gesehen. Seine Politikerfreunde hauen gerade ab und lassen uns allein", sagt Ronald Roa.

Auf der Tienditas Brücke harren die Helfer seit acht Stunden in der brütenden Hitze aus. Auch hier kein Guaidó, der sie doch hierhergerufen hatte. Was kommt, ist die kolumbianische Polizei, beendet den letzten Rest Hoffnung. "Ich bin weit gereist. Weil ich dachte, dass ich meinen Leuten helfen werde. Und jetzt bin ich hier und weiß nicht, wie es weitergeht", sagt Alayn Martinez.

Ein Tag, der für sie historisch sein sollte, endet für viele mit Wut und für Alayn mit verlorener Hoffnung.

ARD Studio Mexiko

Stand: 28.02.2019 09:58 Uhr

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