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Nach Mandela

Nelson Mandela
Nelson Mandela

Für den Moment herrscht aber noch Ausnahmezustand. Heute begeht Südafrika den Tag der Einkehr, gedenkt und feiert Nelson Mandelas Leben. Ein bisschen scheint die Welt stehen zu bleiben, für einen Moment noch. Bis die Wirklichkeit wieder die Oberhand gewinnt. Das tägliche - alles andere - als einfache Leben.

Das hat Thembani mit allen Kindern auf der Welt gemeinsam. Waschen, ist nicht sein Ding. Er lässt es über sich ergehen, was kann er auch machen. Duschen oder Badwannen gibt es hier nicht.

Township-Leben in Südafrika.

Pinky Mokoena:

»Wir haben ein riesiges Problem mit Ratten in Alexandra, erklärt seine Mutter. Sie beißen unsere Kinder, in der Nacht, wenn sie schlafen. Deshalb wachen wir immer auf, schlafen kaum, weil wir immer dran denken. Und das Haus ist wackelig, ist nicht sicher.«

Und es ist eng. Neun Menschen teilen sich diese zwei Räume. Arbeit hat kein einziger.

Südafrika, dreiundzwanzig Jahre nach der Apartheid - für sie ist es ein ärmliches Leben. Immerhin Nelson Mandela brachte Hoffnung. Dafür sind sie ihm dankbar. Ein bisschen Beihilfe für die Kinder, auch das hilft der Familie ein bisschen, vor allem aber haben sie jetzt die gleichen Rechte wie die Weißen.

Francis Mokoena:

»Nelson Mandela war eine sehr wichtig Person in unserem Land, nicht nur für mich, aber für ganz Südafrika. Wir wissen nicht wie wir leben sollen ohne ihn.«

Emily Mokoena:

»Er hat uns gut behandelt. Sagt die Mutter, die die Tränen nur schwer zurückhalten kann. Die jetzigen Führer – wir wissen nicht wie sie jetzt handeln werden, jetzt da er uns verlassen hat. Und sie meint wohl dass ihnen der moralische Kompass fehlen wird, der Mandela für die meisten war.«

Es war Alexandra, wo Nelson Mandela wohnte als er 1941 nach Johannesburg kam. Eine der ältesten Townships und eine der engsten.

Die Menschen trauern und legen Blumen nieder
Die Menschen trauern und legen Blumen nieder

Und hier wandelt sich die Stimmung zunehmend vom Hoffen auf eine besser Zukunft zu Wut, dass sich so wenig verändert.

Pinky Mokoena:

»Die Regierung muss endlich dafür sorgen, dass wir mehr Wasseranschlüsse bekommen. Ein Wasserhahn und nur eine Toilette ist nicht genug für 8 Häuser, ärgert sich Pinky auf ihre ruhige Weise.«

Nicht alle sind so ruhig wie Pinky und ihr Nachbar. Politisch – so kurz vor den Wahlen im kommenden Jahr – heizt sich die Stimmung immer mehr auf. Früher hatte Mandelas ANC hier 100 Prozent der Stimmen sicher,

Jetzt glauben sie den Versprechen nicht mehr.

Tatsächlich haben sich die Einkommensunterschiede in den letzten Jahren nicht verringert sondern verstärkt.

In Ermangelung eines neuen Helden, träumen sie von den Zeiten, als alles noch von Euphorie geprägt war.

Kneipenbesitzer:

»Glücklich sind wir in Alex nicht, ihr seht ja, wir leben in Hütten. Wenn Mandela noch das Sagen hätte, dann wäre es vielleicht besser, meint der Kneipenbesitzer.«

Gast:

»Die die das Land jetzt regieren die wirtschaften doch alles in ihre eigenen Taschen. Sagt er. Und jetzt erwarten sie von uns, dass wir für sie stimmen? Wen sollen wir da wählen. Wen?«

Südafrika steht wieder einmal an einem Wendepunkt. Das hat weniger mit Mandelas Tod zu tun, als mit der zunehmenden Ungeduld im Land.

Zwei Mahlzeiten am Tag, mehr können sich die meisten nicht leisten. Dazu kommen nicht funktionierende Schulen. Keine guten Voraussetzungen für eine bessere Zukunft. Eine in der Mandela fast schon keine Rolle mehr spielt.

»Tata Madiba sie sagen uns, das er unser aller Vater ist. Er hat so viel Liebe für uns alle und die ganze Welt.«

Das haben ihm seine Großeltern erzählt. Thembani kennt nur das neue Südafrika, ohne Apartheid. Und seine Generation wird vor allem mehr Wohlstand für sich fordern.

Autor: Ulli Neuhoff, ARD Studio Johannesburg

Stand: 08.12.2013 20:09 Uhr

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