Regisseur Raymond Ley über den Film

Joachim Hager (Richard van Weyden).
Richard van Weyden spielt Joachim Hager. | Bild: HR/AVE Publishing / Dominik Berg

"Lehman. Gier frisst Herz" beleuchtet auf der ersten Ebene die Finanzkrise 2008 und ist im Grunde ein Film über falsche Versprechungen, Unwissenheit und über das Verlangen, dass sich doch das mühsam Ersparte wundersam vermehren möchte. Der Verlust des schier grenzenlosen Vertrauens, welches die Sparer bisher in die Banken setzten, hat mich an diesem Film am stärksten interessiert und auch berührt: Wie unter Erfolgsdruck Mitarbeiter von Banken, Sparkassen und Online-Diensten fragliche Produkte an den Sparer bringen, wie die Jungen um das Geld der Alten buhlen – mit Zertifikaten, die sie selbst kaum verstehen. Alle glaubten, das finanzielle Perpetuum Mobile erfunden zu haben: Alle verdienen an allem. Verlust gibt es nicht.

Frankfurt hat mich überrascht: Das Nebeneinander von Banken- und Alltagswelt bietet eine starke Spielfläche für einen Film über den Verlust und den Bruch scheinbar verbindlicher Absprachen. Um diese sich kontrastierenden Parallelwelten abzubilden, entstand der Film zum Teil direkt auf der Straße, im Schauspielhaus, auf dem Schrottplatz, im Squash-Center, in der Straßenbahn und zwischen den Finanztürmen, die Frankfurt so charakterisieren. Die dokumentarischen Aufnahmen zeigen die Stadt zum großen Teil kurz nach Sonnenaufgang – zwischen Obdachlosen und Bankern auf dem Weg zu ihrer Arbeit.

Ein Film über erschüttertes Vertrauen

"Lehman. Gier frisst Herz" erzählt von der Finanzkrise 2008 und zeichnet das Bild aus Zeiten, in denen die Sparer ihren "Bankbeamten" noch kannten und glaubten, die Banken seien allein dazu da, den Sparern Vorteile zu erarbeiten. Die Erkenntnis, dass dies noch nie der Fall war, ist gerade für Kleinanleger, die ihr einziges Erspartes vermeintlich sicher anlegten, besonders schmerzlich. Gerade die Banken vor Ort haben im Umgang mit den Kleinsparern ihr über Jahre aufgebautes Vertrauen schwer erschüttert und in vielen Fällen endgültig verloren.

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