Werkstattbericht des Regisseurs

Wie war es, am Film zu arbeiten? Ein Werkstattbericht des Regisseurs André Schäfer:

"Ich konnte Willy Brandt zweimal in meinem Leben live erleben – auf einer Demo auf der Bonner Hofgartenwiese und zusammen mit Felipe González auf einer Kundgebung vor Tausenden von Jugendlichen in Valencia, Spanien. Beide Male hatte ich den Eindruck, dass da jemand zu uns sprach, der anders war als alle anderen Politiker, die ich bis dahin kannte. Er war auch anders, weil er so polarisierte und – sogar im Umkreis meiner eigenen Familie – angefeindet wurde wie kaum jemand.

Willy Brandt und Ehefrau Rut
Willy Brandt mit seiner Ehefrau Rut in ihrem Haus auf dem Bonner Venusberg. | Bild: WDR/dpa

Zum 100. Geburtstag Willy Brandts wollte ich einen Film machen, der die Aura und Anziehungskraft dieses Politikers besonders auf meine Generation ergründen sollte – durch ihn selbst in zahlreichen Archivausschnitten, Reden, Fotos und vor allem auch durch Interviews mit Menschen, die ihn begleitet haben und seine Persönlichkeit kannten: politische Wegbegleiter, Journalisten, Freunde, die in langen, sehr persönlichen, zum Teil bewegenden und daher für mich und für den Film unendlich fruchtbaren Gesprächen das Leben eines Politikers Revue passieren ließen, der für sie und so viele andere besonders war. Viele enge Weggefährte leben nicht mehr, einige sind zu krank, ein anderer – der Fotograf der Bonner Republik, Josef Darchinger – starb kurz nach dem Interview.

'Er ist die Zierde meiner Generation', sagte mir die heute 98-jährige Exilfreundin Elizabeth Fisher-Spanjer; er fehle ihr und er fehle besonders der jungen Generation von heute. Alle Gesprächspartner waren bewegt, gerührt und froh, auf diese Weise noch einmal an eine politische Lebensleistung erinnern zu können, die für sie heute dieselbe Gültigkeit hat wie damals. Ich bin den Gesprächspartnern sehr dankbar; selten habe ich einen Film machen dürfen, der mir – und hoffentlich auch den Zuschauern – eine Persönlichkeit so nahe brachte."

Zur Übersichtsseite