Faktencheck zur Sendung vom 22.06.2025

Bei „Caren Miosga“ finden lebhafte Diskussionen statt, in denen die Gäste oft in schneller Abfolge verschiedenste Argumente, Statistiken und Zitate heranziehen. Es bleibt in einer Live-Talkshow nicht immer die Zeit und Möglichkeit, alle Wortbeiträge und Sachverhalte umfassend und abschließend zu klären. Die Redaktion bietet daher an dieser Stelle einen Faktencheck. Dieser dient nicht allein der Prüfung der Aussagen, sondern soll auch Hintergrundinformationen, aktuelle Entwicklungen und zusätzliche Perspektiven vermitteln.
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Entwicklung des Personals der Bundeswehr
Bei Minute 13:40 sagt Moderatorin Caren Miosga: „Die (Zahlen hinsichtlich Personalstärke der Bundeswehr) steigen jetzt leicht, um es deutlich zu sagen.“
Darauf antwortet Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius: „Nee, die steigen deutlich. Gerade gegenüber den Jahren bis vor zwei Jahren.“
Caren Miosga entgegnet: „In den vergangenen Jahren haben sie sich nicht erhöht, sogar Tendenz fallend, sagte der aktuelle Bericht der Wehrbeauftragten.“
Darauf Boris Pistorius: „Wir müssen unterscheiden, ob die absoluten Zahlen der Soldatinnen und Soldaten in Uniform steigen oder nicht oder ob die Zahl der Einstellungen steigen. Wir haben natürlich die Bugwelle von Leuten einer bestimmten Alterskohorte, die jetzt alle ausscheiden. Das heißt, wir müssen eigentlich noch mehr einstellen und wir steigern gerade die Einstellungszahlen signifikant.“
Wie viel Zuwachs erfährt die Bundeswehr aktuell?
In der Tat ist es so, dass die Personalstärke der Bundeswehr in den vergangenen Jahren seit 2020 kontinuierlich abgenommen hat. Zwar war 2024 nach Angaben der Bundeswehr das einstellungsreichste Jahr seit fünf Jahren gewesen, rund 20.300 Personen wurden neu eingestellt, allerdings gibt die Bundeswehr selbst an, dass die Zahl der Abbrüche innerhalb der ersten sechs Monate ein großes Problem bleibt. Laut Bericht der Wehrbeauftragten Eva Högl verließen 27 Prozent der Neueingestellten aus dem Jahr 2023 die Bundeswehr noch innerhalb der Probezeit. Zusätzlich gehen große Teile der Truppe in den Ruhestand.
Effektiv führte der Personalzuwachs im Jahr 2024 daher auch nur dazu, dass die Personalstärke trotz altersbedingter Abgänge nahezu gehalten werden konnte. Diesen Negativtrend konnte die Bundeswehr auch 2024 nicht umkehren. Im Vergleich zum Jahr 2023 verlor die Bundeswehr effektiv ungefähr 1000 Soldaten und schrumpfte von 181.807 auf 180.876 Personen in Uniform.
Im Jahr 2025 erreicht die Bundeswehr bisher nach eigenen Angaben Stand April nun eine Personalstärke von 182.496 Uniformierten. Sollte es bei dieser Zahl für das Jahr 2025 bleiben, wäre das ein Zuwachs von ungefähr 1500 Soldaten. Allerdings ist unklar, ob die neu eingestellten Soldaten auch bleiben, ob es weitere Zugänge oder Abgänge geben wird.
Weitere Informationen:
www.tagesschau.de
www.bundeswehr.de
https://de.statista.com
Abbrecherquote
Bei Minute 15 widersprach Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius der Abbruchquote von Wehrdienstleistenden von 27 Prozent, die Caren Miosga in einer Frage verwendete: „Die Zahl stimmt nicht ganz, die Zahl ist etwa bei Mitte 20 Prozent und betrifft das Heer. Bei Marine und Luftwaffe haben wir sehr sehr geringe Abbrecherzahlen“
Wie hoch liegt die Abbrecherquote bei Wehrdienstleistenden?
Laut des Jahresberichts der Wehrbeauftragten für das Jahr 2024 haben 20.290 Soldatinnen und Soldaten im Jahr 2024 ihren Freiwilligen Wehrdienst oder als Soldat auf Zeit begonnen. Im Vorjahr (2023) lag die Zahl noch bei 18.810 Soldatinnen und Soldaten.
Als „äußerst problematisch“ wird allerdings die hohe Abbrecherquote bezeichnet: „Von den im Jahr 2023 angetretenen 18.810 Soldatinnen und Soldaten haben 5.100 (27 Prozent) die Bundeswehr wieder verlassen: 4.900 auf eigenen Wunsch durch Widerruf der Verpflichtungserklärung innerhalb der sechsmonatigen Probezeit und 200 durch Entlassungen. Damit verlässt jede beziehungsweise jeder Vierte die Bundeswehr wieder innerhalb eines Zeitraums von sechs Monaten.“ Die Abbrecherquote für das Jahr 2024 liegt tendenziell etwas niedriger, ist bisher aber noch nicht abschließend veröffentlicht (Wehrbericht 2024, 11.3.25, S. 59).
Als Gründe für den Ausstieg seien von den ehemaligen Soldatinnen und Soldaten in einer freiwilligen und anonymen Befragung in erster Linie private, persönliche oder familiäre Gründe (40 Prozent) angegeben worden. Teilweise seien aber auch gesundheitliche Gründe oder andere Vorstellungen vom Dienst als Begründung angegeben worden. Für 40 Prozent der Abbrecher spiele aber auch die zu große Entfernung zum Standort eine ergänzende Rolle (Wehrbericht 2024, 11.3.25, S. 59f).
Weitere Informationen:
Jahresbericht der Wehrbeauftragten 2024: https://dserver.bundestag.de/btd/20/150/2015060.pdf
Stand: 23.06.2025