So., 15.06.25 | 21:45 Uhr
Das Erste
Wohin führt die Eskalation zwischen Israel und dem Iran?

Seit Freitag greift Israel den Iran mit gezielten Militäraktionen an. Das Ziel laut Premier Benjamin Netanjahu: Die nukleare Bedrohung durch die islamische Republik zu beseitigen. Deren oberster Führer Ayatollah Seyed Ali Khamenei reagiert mit Vergeltungsschlägen. Welche Motive verfolgt die israelische Regierung zusätzlich? Wie geschwächt ist das iranische Regime? Welche Rolle spielt US-Präsident Donald Trump? Und könnte dieser Konflikt zu einer Destabilisierung des Nahen Ostens führen?
Guido Steinberg

Der Islamwissenschaftler der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) forscht und publiziert seit rund zwei Jahrzehnten zu politischen Themen der Region, speziell zu Terrorismus und Dschihadismus. Für ihn habe die israelische Seite begründete Argumente für die jüngsten Luftschläge auf den Iran, die atomare Bedrohung des Regime in Teheran sei real. Sollte Israel dessen Atomprogramm um Jahre zurückwerfen, könne dies als Erfolg der Militäraktion gesehen werden. Wenn auch US-Präsident Trump die israelischen Angriffe zunächst lobte, sei dennoch weiter offen, ob er nicht einen neuen „Deal“ mit dem Iran zuungunsten Israels herbeiführen wolle.
Isabel Schayani

Die deutsch-iranische Journalistin des WDR arbeitete als u.a. als Korrespondentin in den USA. Seit 2015 gehört sie zum Moderatorenteam des „Weltspiegel“. Sie sieht ein derzeit geschwächtes Regime im Iran und Hoffnungen in der Bevölkerung auf ein Ende der Gewaltherrschaft in der Islamischen Republik. Gleichzeitig gebe es viele Ängste vor einer Ausweitung des Krieges. In den israelischen Luftschlägen sieht Schayani auch ein Ablenkungsmanöver Netanjahus vom Kriegsschauplatz in Gaza, wo die humanitäre Situation weiter katastrophal bleibe.
Frederik Pleitgen

Der Journalist und CNN-Korrespondent berichtet seit vielen Jahren aus dem Nahen und Mittleren Osten. Er glaubt nicht, dass es bisher zu größeren Schäden an den iranischen Atomanlagen gekommen sei, es handele sich durch die gezielte Tötung von Militärs und Wissenschaftlern eher um einen Angriff aufs “Know-how” des Iran. In Bezug auf die USA ist Pleitgen überzeugt, dass das US-Militär in irgendeiner Form beteiligt sein müsse, auch wenn sich Trump aus offensiven Operationen möglichst raushalten wolle. Sollte es zu Angriffen des Iran gegen US-Basen in der Region kommen, befürchtet Pleitgen, dass die Lage weiter eskalieren könnte.
Sophie von der Tann

Die ARD-Korrespondentin berichtet seit 2021 aus Israel und den palästinensischen Gebieten. Seit Freitag berichtet sie aus Tel Aviv und Umgebung über die Angriffe Israels und die Vergeltungsschläge des Irans. Sie beobachtet, wie die Israelis mit der Situation umgehen und ordnet die Strategie der israelischen Regierung ein. Wichtigstes Ziel der Regierung Netanjahus sei unzweifelhaft das iranische Atomprogramm, doch zudem ginge es auch darum, vom Krieg in Gaza abzulenken und sich innenpolitisch als “Mister Security” darzustellen, der hart gegen die Bedrohung durch den Iran und seine Stellvertreter vorgehe.