So., 07.04.13 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Gäste: Rolf-Dieter Krause (ARD Brüssel), Anne Mailliet (France 24), Michael Naumann (Publizist), Ines Pohl (die tageszeitung)
Der Rettungsplan für Zypern steht, doch die Stimmung in Europa ist denkbar schlecht - vor allem den Deutschen gegenüber. In einigen der Krisenländer kommt die vermeintliche Hilfe der Bundesrepublik gar nicht gut an. Dass in Zypern zunächst auch Kleinsparer für die Bankenrettung zahlen sollten, wurde dort nicht zuletzt Finanzminister Schäuble angelastet. Überhaupt empfinden es viele Menschen im Süden Europas, neben Zypern z.B. auch in Griechenland oder Spanien, als unlautere Einmischung, dass Berlin sich dafür einsetzt, die in Finanznot geratenen Länder bei der Krisenbewältigung mit in die Verantwortung zu nehmen, sie zum strikten Sparen zu verpflichten und ihre Fort- oder Rückschritte regelmäßig zu kontrollieren. Es ist die Rede von neuer deutscher Dominanz. In ausländischen Medien werden Vergleiche gezogen zwischen der heutigen Bundesrepublik und Nazi-Deutschland; bei Demonstrationen halten Menschen Plakate hoch, die Angela Merkel mit Hitler-Bärtchen zeigen. Aber auch EU-Gründungsländer gehen Deutschland offen an: So hat Belgien Deutschland bei der EU-Kommission angezeigt, weil es sich mit niedrigen Löhnen angeblich Wettbewerbsvorteile in der EU verschafft. Aus Luxemburg hieß es jüngst, Deutschland solle sich vorsehen, kleineren Ländern vorschreiben zu wollen, wie deren Wirtschaft zu betreiben sei. Und seit durch die Abwahl von Nicolas Sarkozy die bis dahin einflussreiche Achse Berlin-Paris zerbrochen ist, fehlt Deutschland ein gewichtiger Partner innerhalb Europas.
Warum steht Deutschland so in der Kritik? Wieso brechen alte Vorurteile so schnell wieder auf? Sind wir nun Europas Retter oder dessen Zuchtmeister? Und wie könnte das Verhältnis zwischen Deutschland und den anderen EU-Staaten wieder verbessert werden? Darüber diskutiert WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn am Sonntag im "Presseclub" mit seinen Gästen.