SENDETERMIN So., 24.05.20 | 23:35 Uhr | Das Erste

"druckfrisch"-Musiker des Monats: Khruangbin

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Wenn man es als Musiker in die 164. Ausgabe von "druckfrisch" schaffen wollte, war man gut daran beraten, nicht mehr am Leben zu sein. Dabei liegt es nicht an der C-Krise dieses Jahres, dass wir in der vergangenen Woche derart viele Tode von zutiefst verehrten Künstlern (oder deren Jahrestage) zu beklagen hatten.

Gleich zu Anfang gedenken wir dem zu Unrecht nur für eine Melodie (die des TV-Raumkreuzers Orions) bekannten Komponisten Peter Thomas, der in den 60iger Jahren zu den wildesten und avantgardistischsten Musikern der Republik gehörte (beheimatet irgendwo zwischen Beat, Schlager und Zwölfton) und dennoch für alle bekannten TV-Serien (von Orion über die Edgar-Wallace-Filme bis hin zu Derrick) die Musik entwarf. Letzte Woche ist er in Lugano im Alter von 94 Jahren gestorben. Eine Legende, dessen Verehrer von Pulp über Stereolab bis zu Georges Clooney (und unserem Regisseur) reichen. Unser Regisseur wählte aus den hunderten von Peter Thomas-melodien das apokalyptische, aber unbekannte "The World Is Gone".

Ebenso zwischen Avantgarde und Popularität hin und her schwenken konnte Thomas’ Alterskollege Michel Piccoli – ebenfalls in dieser Woche verstorben. Ihm gebühren in unserer Sendung die letzten Worte am Ende des Abspanns. Er spricht sie zu Romy Schneider in dem Titel "La Chanson d'Hélène" von Philippe Sardou in dem Film "Les Choses de la Vie", ein Lied mit dem auch die letzte Platte der "Hochzeitskapelle" endete, die in der letzten Nicht-Corona-Sendung von "druckfrisch" "Musiker des Monats" waren. Ach, wie beziehungsreich.

Damit zu den Lebendigen: Den Ehrentitel "druckfrisch Musiker des Monats Mai 2020" erhalten die drei Texaner Laura Lee, Mark Speer & Donald Ray, die zusammen unter dem rätselhaften Thai-Namen "Khruangbin" auftreten (Khruangbin heißt auf Thailändisch so viel wie Fluggerät) und die eine seltsam süchtig machende Mischung aus Dub, Funk und Wüstenrock mit leicht asiatischem Flair spielen. "Time (You and I)" heißt ihr letzten Monat erschienener Song (das Album "Dead Ocean" folgt im Juni), das die Bienen im Stock zum Tanzen bringt. Die einzige Neuerscheinung der Sendung, denn …

… die alpenländische Komposition "Les échoes de Tancy", die Claudia Strenkert, die Hornistin der NDR Elbphilharmonie Orchesters, einsam wie ein Alphorn in Hamburg auf der Terrasse der Elbphilharmonie spielt, stammt zwar von einem zeitgenösssichen Komponisten namens Hans-Jürg Sommer, der im engen Kreis der Alphornkomponisten der Größte (und meistgespielte) ist, aber selbst schon das Rentenalter längst erreicht hat.

Das war Ian Curtis, der sich mit 23 Jahren fast genau vor 40 Jahren umgebracht hat, kurz bevor 1980 das zweite Album seiner Band "Joy Division" erschien, nicht vergönnt. Ihm zu Ehren lassen wir zu seinen elegischen Gesängen, die den Punk beendeten und den Klang des letzten Rest-Jahrtausends geprägt haben, ein "druckfrisch"-Band endlos durch das Hofbräuhaus rollen. Der Song "Shadowplay" stammt von der ersten "Joy Division"-Platte (ja damals gab es nur Platten) "Unknown Pleasures" von 1979. Damals kein Hit, heute ein Klassiker.

Playlist der Sendung:

TitelInterpret
The World Is Gone                                Peter Thomas Sound Orchestra
Time (You and I)                                    Khruangbin
Les échoes de Tancy                            Claudia Strenkert (NDR Elbphilharmonie Orchester, spielt Hans-Jürg Sommer)
ShadowplayJoy Division
La Chanson d' Hélène                          Philippe Sarde avec Romy Schneider & Michel Piccoli

Stand: 24.05.2020 18:09 Uhr

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Norddeutscher Rundfunk
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