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Denis Scheck empfiehlt: "Die Chroniken von Erdsee"

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Fantasy und Feminismus: geht das zusammen? Oder ist dem Genre von Conan dem Barbar, von Bilbo Beutlin, Frodo und Gandalf nicht ein verinnerlichter Chauvinismus eingeschrieben? Die Autorin, die Feminismus und Fantasy miteinander versöhnte, war Ursula K. Le Guin. Leider kam ein für "Druckfrisch" 2018 geplantes Interview mit der immer wieder für den Literaturnobelpreis gehandelten Science-Fiction- und Fantasy-Pionierin durch ihren Tod am 22. Januar 2018 nicht mehr zustande. Um so enthusiastischer möchte ich Ihnen heute die Erdsee-Trilogie von Ursula K. Le Guin empfehlen.

Die Fantasy von Le Guin unterscheidet sich von literarischer Dutzendware durch ihre Intelligenz, ihre Poesie und ihre Originalität. Le Guin schildert in Erdsee keine mittelalterliche, sondern eher eine frühantike Welt, eine Welt allerdings mit Drachen und mit Magie. Alles begann mit einer Landkarte. Auf Packpapier zeichnete LeGuin Ende der 60er Jahre ein großes Archipel mit aberhunderten größerer und kleinerer Inseln. In Erdsee funktioniert Magie, die mit dem Namen eines Dings oder Wesens in der Ursprache zusammenhängt: wer diesen Namen kennt, erhält Macht über das so Benannte. In den ersten drei Romanen erfahren wir vom Schicksal eines magisch begabten Jungen, der es nach einem Studium auf der Zaubererschule von Rokh schließlich zum Erzmagier von Erdsee bringt und im furiosen Finale der ersten Trilogie in einer Art spirituellem Wasteland gegen die eigenen Dämonen, die Gier und seinen Wunsch nach Unsterblichkeit kämpfen muß. Ursula K. Le Guin hat der ersten Erdsee-Trilogie 18 Jahre später drei weitere Bücher folgen lassen, und diese Werke entstanden, wie LeGuin in ihrem klugen Vorwort schreibt, aus der Wahrnehmung eines Mangels: "Gleichzeitig hatte ich zunehmend das Gefühl, meinem Schreiben würde etwas fehlen, was ich nicht genau zu bestimmen wusste, und das hatte meine Fähigkeit zum Geschichtenerzählen zu lähmen begonnen. Ich weiß nicht, ob ich ohne die feministischen Schriftstellerinnen und Denkerinnen der 1970er und 1980er Jahre je darauf gekommen wäre, dies damit in Verbindung zu bringen, dass bei mir keine Frauen im Mittelpunkt standen." In der zweiten Erdsee-Trilogie wird sich das ändern. Und das ist gut so. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie Ursula K. Le Guins "Erdsee: die erste Trilogie", die in diesen Tagen in der deutschen Übersetzung von Karen Nölle im Fischer Tor Verlag erscheint.

Stand: 26.04.2020 23:35 Uhr

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Mitteldeutscher Rundfunk
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