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Neues Album und Deutschlandtour: US-Sängerin P!nk im Porträt

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Neues Album und Deutschlandtour: US-Sängerin P!nk im Porträt | Video verfügbar bis 18.06.2024 | Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

P!nk wollte immer schon ein Vogel sein. "Fliegen ist ein wunderbares Gefühl“, sagt die Sängerin. "Warum am Boden festkleben? Es macht gleichzeitig Spaß und ist ein bisschen beängstigend." Wer im Popzirkus den Himmel stürmt, hat keine Höhenangst. Bei P!nk gehören die Flugeinlagen schon eher als bei manch anderer zum Spektakel.

"Es geht darum, dass die Welt aus ihrer Achse rutscht"

"Trustfall" heißt ihr neues Album, mit dem sie Ende Juni in Deutschland tourt. "Trustfall" bezieht sich auf eine Übung, bei der sich eine Person rückwärts fallen lässt und hofft, von den anderen aufgefangen zu werden. Eine Frage des Weltvertrauens. "Jedes Album, das ich herausbringe, ist eine Momentaufnahme meines Lebens: wo ich mich befinde, was mich beschäftigt, in welchem Zustand die Welt ist", erklärt P!nk. "Und die Welt ist gerade kein sicherer Ort für uns, nicht für Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, nicht für LGBTQ-Menschen, nicht für Juden, für niemanden. Es geht um Verlust, den Kampf um Verständigung, um Liebe. Es geht darum, dass die Welt aus ihrer Achse rutscht."

Mit 16 zu Hause rausgeworfen

P!nk, oder bürgerlich Alecia Beth Moore, wird 1979 in Doylestown, einer übersichtlichen Kleinstadt in Pennsylvania, geboren. Ihre Mutter ist Krankenschwester, P!nks Bezugsperson ist jedoch ihr Vater, ein Vietnam-Kriegsveteran, der am liebsten Musiker geworden wäre. "Er war ein Gitarrist, der sich für die Musik den Hintern aufriss, der sang und Fingerpicking auf der Gitarre machte, als gebe es keinen Morgen", erinnert sich die Sängerin. "Jeden Abend vor dem Schlafengehen sangen wir zusammen Lieder. Er hat mir viel beigebracht."

Als P!nk sieben Jahre alt ist, trennen sich ihre Eltern und die malerische Ordnung der Kleinstadt verrutscht für sie. Sie wird zum Tomboy – einem nicht mehr zu bändigenden Mädchen. Sie nimmt Drogen, trinkt Alkohol, verlässt in der zehnten Klasse die Schule und wird mit sechzehn von der Mutter aus dem Haus geworfen. Sie schließt sich einer Punkband an und schaut, wohin das Leben mit ihr aufbricht.

Sängerin P!nk
Sängerin P!nk | Bild: MDR/ttt

"Ich habe Gedichte geschrieben. Ich habe Worte gesucht, um mit mir klarzukommen“, sagt P!nk. "Und Songwriting ist ja gewissermaßen Poesie in Bewegung. Ich schrieb düstere Poesie." Der Song "Family Portrait" war zum Beispiel ein Gedicht, das sie an dem Tag geschrieben habe, als ihr Vater die Familie verließ. "Family Portrait" veröffentlicht sie auf einem ihrer ersten Alben: "Auf unserem Familienporträt sehen wir glücklich aus, können wir eine Familie sein?", heißt es im Song.

Feminismus statt Girlie-Gehabe

Wenn P!nk on tour ist, soll ihre Familie mit. Sie hat zwei Kinder und ihr Mann, Carey Hart, hat zu guter Letzt seinen Job aufgegeben. Sie gilt als eigenwillige, starke Frau und war immer auch das Gegenteil zum Girlie-Gehabe im Popgeschäft und der Arschwackel-Attitüde. "Für mich bedeutet Feminismus Gleichbehandlung: gleicher Respekt, gleiche Rechte, gleicher Lohn", sagt die Sängerin. "Viele haben Angst vor dem Wort Feminismus, weil sie glauben, dass hätte mit Männerhass zu tun. Das ist Unsinn, das ist der Teil, den Männer nicht verstehen. Es hat mit uns zu tun."

Als die Mädchenwelt drohte, am Paris Hilton-Schönheitswahn zu verkümmern, schrieb P!nk den Song "Stupid Girls" ("dumme Mädchen") und plädierte darin für das Ideal einer Frau als erste amerikanische Präsidentin, anstatt für große Brüste. "Viele haben mir dieses Lied übelgenommen", erzählt sie. "Dabei ging es darum, was es bedeutet, sich selber für dumm zu verkaufen, einem Bild zu entsprechen, um in der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Es ging nicht um bestimmte Charaktere, es ging um die Idee dahinter. Und dieses sich für dumm verkaufen, das kann ich nicht ertragen."

Magische Momente am Klavier

Es ist erstaunlich, unter den vielen Songs in P!nks Werk wird sich mindestens einer finden, der es schafft die Erinnerung an ein Gefühl, eine bestimmte Zeit oder eine Situation im eigenen Leben anzuschubsen. "Als ich anfing Worte mit Melodien zu versehen, war das ein unbeschreibliches Gefühl“, erzählt P!nk. "Wenn du Sängerin bist und dich an ein Klavier setzt und dann das Lied findest, das ist ein magischer Moment. Als würdest du in einen Raum gehen, in dem nichts ist und mit etwas rauskommen, dass dich deine Emotionen spüren lässt."

Autor: Jens Strohschnieder

Albumtipp:
P!nk
"Trustfall"
Erschienen bei RCA / Sony

Stand: 19.06.2023 09:36 Uhr

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Mitteldeutscher Rundfunk
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