SENDETERMIN So., 26.07.09 | 17:03 Uhr | Das Erste

Die Seen und der Klimawandel

Badengehen an einem Voralpensee: Ein einzigartiges Naturerlebnis

Starnberger See
Starnberger See | Bild: BR

An den Voralpenseen erwartet Segler, Surfer und Badegäste ein kühles, klares, sauberes Gewässer, eine einzigartige Flora und Fauna - Alpenblick inklusive. Kaum vorzustellen, dass diese tiefen, hoch gelegenen Seen bedroht sind. Doch irgendetwas brodelt in der Tiefe. Veränderungen spielen sich ab, die auch für die Badegäste unangenehm werden könnten.

Wo sind die Fische?

Siegfried Andrä ist einer von 35 Fischern auf dem Starnberger See. Seit vielen Jahren fährt er jeden Morgen zu früher Stunde auf den See. Er kennt ihn wie seine Westentasche. Siegfried Andrä macht sich Sorgen um den Starnberger See, denn seinen Lebensunterhalt, die Renken, findet er im Frühling fast gar nicht mehr. Die Fische tauchen viel tiefer ab als früher und sind kleiner. Holte er früher Fische mit bis zu 450 Gramm aus dem See, kann er heute froh sein, Renken mit 300 Gramm Gewicht zu fangen. Was ist da los? Ist unsere Fauna und Flora bedroht?

Die Seen werden wärmer

Fische in der Uferzone
Fische in der Uferzone | Bild: BR

Gewässer-Ökologe Jochen Schaumburg ist besser mit den Voralpenseen vertraut als jeder andere Wissenschaftler. Seit über 30 Jahren misst er die Wassertemperaturen in der Tiefe. Sein Ergebnis ist eindeutig: Die Seen erwärmen sich. Wie sich das auf die Artenzusammensetzung auswirken wird, ist noch schwer zu sagen. Unsere Speise-Fische wie die Renke tauchen tiefer ab, um den wärmeren Oberflächen zu entfliehen. Den Platz, den sie verlassen, werden fremde Arten einnehmen, wie Killer-Shrimps und Schnappschildkröten. Vor denen müssen sich Badegäste in Acht nehmen: Wegen ihres starken Kiefers kann die Schnappschildkröte für Badende zur Gefahr werden.

Nixkraut und Wasserpest – stachlige Pflanzen vermehren sich

Nixkraut
Großes Nixkraut im See | Bild: BR

Forschungstaucher Benedikt Beck untersucht eine weitere Invasion in der Tiefe: die aus Nordamerika stammende Wasserpest und das Nixkraut. Das Nixkraut verbreitete sich schon einmal in unseren Seen: im Mittelalter, als es noch wärmer bei uns war. Die Pflanzen sind Bio-Indikatoren. Ihr Vorkommen verrät den Forschern, dass es in den Seen sowohl im Winter als auch im Sommer wärmer wird.

Ein trübes Badeerlebnis

Diese Pflanzen verbrauchen dann enorm viel Sauerstoff im See, wenn sie verrotten. Und das könnte das Wasser schon bald ziemlich eintrüben. Es ist also eindeutig der Klimawandel, der uns an den idyllisch gelegenen Urlaubsseen den Badespaß zunehmend zu verderben droht.

Adressen & Links

Homepage des Bayerischen Landesamts für Umwelt mit Informationen zu Gewässerqualität und Gewässerüberwachung:
www.lfu.bayern.de

Fischerei der Familie Andrä:
Grafstraße 6
82335 Berg am Starnberger See
Tel.: (08151) 50 00 55 11

Autorin: Nicoletta Renz (BR)

Stand: 04.11.2015 12:07 Uhr

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