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Rutschentest im Spaßbad

Loopingrutsche in Plettenberg
Loopingrutsche in Plettenberg | Bild: SWR

Schwimmbadbetreiber haben es nicht leicht. Im Kampf um ausreichend hohe Besucherzahlen müssen sie laufend eine Attraktion nach der nächsten aus dem Ärmel schütteln - je spektakulärer, desto besser. Der neueste Trend im Wasserrutschensegment: der Looping. Zusammen mit dem TÜV-Süd hat W wie Wissen eine solche Bahn der Superlative geprüft.

Die Loopingrutsche in Plettenberg im Sauerland ist Adrenalin pur. 12 Meter fast freier Fall, Bahngeschwindigkeiten von bis zu 65 Kilometern pro Stunde. Nicht nur für die Nutzer sind solche Bedingungen eine besondere Herausforderung, auch das Material wird außergewöhnlich stark beansprucht. Für TÜV-Prüfer wie Helmut Neuhauser fallen Wasserrutschbahnen wie die in Plettenberg daher in Sachen Sicherheit in eine eigene Kategorie. "Von den Sicherheitsanforderungen sind solche Loopingrutschen sicher mit Achterbahnen vergleichbar", sagt er. Helmut Neuhauser muss es wissen. Im Auftrag von TÜV-Süd überprüfen er und seine Kollegen sowohl Fahrgeschäfte in Freizeitparks und auf Jahrmärkten, als auch 600 bis 700 Wasserrutschen pro Jahr. Heute soll er die knallgelbe Loopingrutsche auf Herz und Nieren prüfen.

Ist die Bahn nicht einwandfrei, droht Sperrung

Zunächst kontrolliert Helmut Neuhauser im Außenbereich, ob alles in Ordnung ist: Sind alle Verbindungsstellen dicht oder läuft irgendwo Wasser heraus? Hat sich die Trägerkonstruktion verzogen und ist somit instabil geworden? Gibt es auffällige Risse in der Kunststoffhaut?

Anders, als man vielleicht annehmen könnte, muss Helmut Neuhauser dabei nicht nur den oberen, sondern gerade den unteren Teil der Rutsche kritisch untersuchen, da hier die größten Kräfte auf das Material wirken. Sollte er dort irgendwelche Unregelmäßigkeiten feststellen, besteht akute Lebensgefahr für die Benutzer und die Rutsche muss sofort gesperrt werden.

Die Loopingrutsche ist in Sachen Sicherheit etwas Besonderes

Für den zweiten Teil des Sicherheitschecks muss Helmut Neuhauser in die Rutsche hinein. Ausgestattet wie ein Bergsteiger seilt sich der TÜV-Prüfer dafür in die gerade einmal 80 Zentimeter breite Röhre ab. Nicht ungefährlich, doch nur so kann er das Kontrollsystem der Rutsche prüfen. Und die Sicherheitsanlage der Loopingrutsche ist überlebenswichtig, denn wer zu leicht ist oder zu schwer, kann in der Loopingrutsche stecken bleiben - am Tiefpunkt und am Hochpunkt des Loopings. Sollte das passieren, darf auf keinen Fall eine zweite Person auf die Bahn gehen, sonst kommt es unweigerlich zur Kollision. Um das zu verhindern, gibt es am Eingang der Rutsche zahlreiche Sicherheitshinweise: Unter anderem müssen alle Nutzer mindestens 40 Kilogramm und maximal 100 Kilogramm wiegen. Doch Warnschilder allein reichen dem TÜV nicht. Immerhin besteht in Deutschland lediglich eine Hinweis-, aber keine Aufsichtspflicht. Gerade deshalb muss auch die Überwachungstechnik einwandfrei funktionieren.

Ein komplexes Überwachungssystem sorgt für Sicherheit

Im Innenbereich der Rutsche kontrolliert Helmut Neuhauser zunächst die Verkehrssicherheit der Bahn: "Es dürfen keine Fugen oder Fangstellen auftreten, die zu eventuellen Verletzungen führen können. Bisher kann ich jedoch nichts feststellen." Am Tiefpunkt der Rutsche dann der eigentliche Test des Kontrollsystems: Helmut Neuhauser will der Anlage vorgaukeln, jemand sei in der Rutsche steckengeblieben. Dafür verdeckt er den entscheidenden Sensor mit der Hand und provoziert so bewusst eine Fehlermeldung. Im Schwimmmeisterraum schlägt das Kontrollsystem sofort an. Die Bahn wird automatisch gesperrt und ein Notfallhelfer macht sich auf zur Rutsche. Über eine extra für solche Situationen eingebaute Sicherheitsluke im Außenbereich der Rutsche wird Helmut Neuhauser - wie im Ernstfall auch - befreit.

Die Beschleunigungskräfte dürfen nicht überschritten werden

Testsensor für das Proberutschen
Testsensor für das Proberutschen | Bild: BR

Für den dritten und letzten Teil des Loopingrutschenchecks ist Mut gefragt. Zwei Testpersonen sollen für den TÜV Proberutschen. Dafür bekommen sie von Helmut Neuhauser ein spezielles Messgerät. Damit will er feststellen, welche Beschleunigungskräfte auf den Körper wirken – und ob diese so genannten G-Werte medizinisch tolerierbar sind.

In Plettenberg ist alles im Lot

Das Ergebnis: Obwohl die Testpersonen mit 1,63 Metern und 70 Kilogramm sowie 1,79 Metern und 83 Kilogramm sehr unterschiedlich gebaut sind, liegen die Werte bei beiden im Rahmen. Keiner von beiden erreicht den für diese Rutsche speziell berechneten, maximal zugelassenen Wert von 3,7G. Helmut Neuhauser ist mit dem Gesamtergebnis zufrieden: "Diese Rutsche ist ziemlich komplex. Deswegen habe ich auch alles genau überprüft. Doch alles ist sicher und im zulässigen Bereich. Von daher keine Bedenken von unserer Seite."

Autorin: Lena Ganschow (SWR)

Stand: 18.01.2013 15:50 Uhr

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