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Risiko Badesee?

Ein Schild weist auf das Badeverbot im Halensee hin
Verbotenes Idyll, der Halensee | Bild: WDR

Die Badegewässer sind sauber, meldet die Presse in jedem Frühsommer. Stimmt auch, denn der verbesserte Umweltschutz hilft auch Flüssen und Seen. Und doch können auch im idyllischsten See unerwartete Gesundheitsrisiken lauern.

Kontrollen für die Gesundheit

Schwarzer zotteliger Hund schwimmt im See
Hunde sind auch eine Quelle für Fäkalien | Bild: WDR

Wenn Dr. Regine Szewzyk, Mikrobiologin am Umweltbundsamt in Berlin, Wasserproben aus ihren Testbecken entnimmt, ist das ein wichtiger Schritt hin zu sichereren Badegewässern. Denn sie erforscht, wie lange Krankheitskeime in Badegewässern überleben und wie man sie nachweisen kann. Denn beim Baden kann man nicht nur ertrinken.

Je heißer der Sommer, desto beliebter wird auch das erfrischende Bad in Seen und Flüssen. Die Besuchermassen stellen nicht nur eine Belastung für die Umwelt dar. Die Badenden selbst riskieren den Kontakt mit gesundheitsschädlichen Parasiten, Bakterien und Viren. Die Badegewässer in Deutschland werden daher regelmäßig auf mögliche Gesundheitsgefahren untersucht. So ist das Bad an offiziellen Badestellen meist ohne Probleme möglich. Nur nach starken Regengüssen steigen die Keimzahlen auch an diesen Stellen kurzfristig so stark an, dass Badegäste die zu Infektionen neigen, besser zwei bis drei Tage auf ein Bad verzichten sollten. Denn solch kurze Belastungsspitzen können die Kontrolleure höchstens durch Zufall feststellen.

Was badet mit?

Damit die rund 1.600 Badestellen in Deutschland mit vertretbarem Aufwand überwacht werden können, beschränkt man die Untersuchung auf relativ wenige Parameter. So wird etwa bei der Keimbelastung nur nach zwei harmlosen Arten von Darmbakterien gefahndet. Sind diese in großer Zahl vorhanden, könnten Fäkalien ins Wasser gelangt sein. Und zusammen mit diesen auch Krankheiterreger wie Bakterien, etwa Salmonellen und verschiedene Viren, die für die meisten Durchfallerkrankungen verantwortlich sind. So kann bei einer Überschreitung der Grenzwerte schnell reagiert und die Badestelle gesperrt werden.

Dauerschwimmer Darmbakterien

Wissenschaftlerin hält Petrischale vor Augen
Auf der Suche nach einem einfachen Nachweis von Viren | Bild: WDR

Dr. Regine Szewzyk forscht nach verbesserten Nachweisverfahren für schädliche Keime. In ihren künstlichen Biotopen untersucht sie, wie lange es dauert, bis Krankheitskeime in Badegewässern vom Sonnenlicht und anderen Mikroben unschädlich gemacht werden. Aber gerade Viren, die häufigste Ursache für Durchfälle, überleben besonders lange, viel länger als die Darmbakterien, mit denen derzeit kontrolliert wird, ob das Gewässer verschmutzt ist. Diese Lücke im Überwachungsnetz versucht Dr. Szewzyk durch ein einfaches Nachweisverfahren für Viren zu schließen.

Infektionsrisiko an nicht kontrollierten Gewässern

Viele Badegäste ignorieren bestehende Badeverbote oder baden generell lieber abseits reglementierter Badestellen. Ein Verhalten, das nicht ohne Risiken ist. Denn ob solche Gewässer Krankheitskeime enthalten, sieht man meist nicht.

Wasservögel verbreiten manchmal Zerkarien, winzige Saugwurmlarven, die sich bei der Suche nach einem Wirtsvogel versehentlich in die menschliche Haut bohren können. Dort sterben sie ab und es bilden sich stark juckende Rötungen und Quaddeln. Lästig aber harmlos.

Schlimmer ist jedoch, dass nach Regengüssen verborgene Überläufe aus Kanalisationen Fäkalien ins Gewässer spülen könnten oder diese durch undichte Rohre unterirdisch heraussickern. Daher ist in kühleren und regnerischen Sommern das Infektionsrisiko am größten.

In heißen Sommern hingegen können sich in nährstoffreichen Gewässern Blaualgen massenhaft vermehren, wissenschaftlich Cyanobakterien genannt. Diese können Giftstoffe freisetzen, die nicht nur Haut- und Schleimhautreizungen verursachen, sondern sogar Leberkrebs. Allerdings muss man sie dafür schon regelmäßig verschlucken. Hier kann laut Dr. Regine Szewzyk aber ein einfacher Tipp vorbeugen: Wenn man bis zu den Knien im Wasser steht und seine Zehen nicht mehr sieht, sollte man aufs Baden verzichten.

Stand: 27.09.2013 09:12 Uhr

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