SENDETERMIN So., 13.12.09 | 17:03 Uhr | Das Erste

Edelsteine aus der Pfalz

Zentrum der Edelsteinverarbeitung

Edelsteinmuseum
Edelsteinmuseum | Bild: BR

Die Stadt Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz ist seit Jahrhunderten eines der wichtigsten Zentren der weltweiten Edelsteinverarbeitung. Zwei Edelsteinmuseen, eine Edelsteinbörse von internationaler Bedeutung und etwa 600 Schleifbetriebe und Edelsteinhändler drängen sich in dem engen Tal. Viele der in den Museen gezeigten Preziosen stammen aus Übersee, doch einige der schönsten haben keine besonders weite Reise hinter sich. Der Grund: Bis ins 18. Jahrhundert hinein lieferten Bergwerke in der Region das Rohmaterial für die Schleifer und Goldschmiede.

Edelsteinminen unter der Stadt

Die letzte noch zugängliche Edelsteinmine Europas, der "Steinkaulenberg", gibt einen Blick auf die Schätze frei, die Idar-Oberstein einmal reich und berühmt gemacht haben, als sich der Abbau hier noch lohnte. Die unterirdischen Höhlengänge verstecken auch heute noch funkelnde Rauchquarze, Achate und Amethyste. Alles Varianten eines einzigen Minerals: Quarz. Historische Quellen besagen, dass beispielsweise Achate schon vor 500 Jahren in Idar-Oberstein geschürft wurden.

Geboren im Feuer der Vulkane

Die Edelsteinvorkommen sind einer Laune der Natur zu verdanken: Vor mehr als 200 Millionen Jahren drangen hier Magmaströme aus dem Erdinneren nach oben, von denen einige die Erdoberfläche nicht ganz erreichten. Dann bildeten sich Gasblasen und Hohlräume im Gestein, die Grundvoraussetzung für das Edelsteinwachstum. Stimmen Druck und Temperatur und ist im Gestein genügend Silizium vorhanden, können in diesen Hohlräumen Quarzkristalle wachsen. Wie genau dieser Prozess abläuft, ist allerdings bis heute noch nicht vollständig geklärt.

Aufbruch zur Jagd nach den edlen Steinen

Die Hügel rund um Idar-Oberstein sind deshalb voll mit edlen Steinen. Die Schmuckindustrie interessiert der Abbau nicht, denn Importe aus Übersee sind weitaus billiger. Für Liebhaber allerdings haben die alten Vulkanberge zwischen dem Fischbachtal und dem kleinen Ort Freisen nichts von ihrem Reiz verloren. Schließlich gehören einige der Steine - vor allem die Achate - nach wie vor zu den schönsten der Welt, begehrte Sammlerstücke, für die auf dem Weltmarkt Höchstpreise gezahlt werden.

Der Schatz in Steinbruch und Ackerfurche

Vor allem die Steinbrüche rund um Idar-Oberstein, in denen heute die alten Lavaströme als Baumaterial abgebaut werden, sind ein Eldorado für Mineraliensammler. Überall dort, wo die Felsen Spuren von Mineralien aufweisen, stehen die Chancen nicht schlecht, etwas Schönes zu finden. Schatzsucher müssen allerdings nicht zwangsläufig mit schwerem Gerät große Felsbrocken zerlegen. Viele der alten Lavaströme sind bereits verwittert. Die quarzgefüllten Mandeln sind aber härter als das Lavagestein und blieben deshalb erhalten. Darum kann man die Edelsteinmandeln sogar auf Feldern finden. Allerdings sind viele Landwirte nicht gerade begeistert, wenn Touristen bei der Suche die frisch bestellten Äcker durchpflügen!

Erst zahlen, dann graben

Nur einer hat seine helle Freude daran – Karl Heinz Wert. Er hat extra einen Acker nahe dem Ort Freisen gepachtet, wo die Schatzsucher nach Herzenslust legal buddeln dürfen – gegen Bargeld. Da im Eintrittspreis keine Garantie auf Edelsteinfunde enthalten ist, hier ein wichtiger Tipp: Achatmandeln unterscheiden sich von anderen Steinen dadurch, dass sie eine rundere Form haben und etwas glasig erscheinen. Gewissheit bringt aber erst das Aufschneiden der gefundenen Mandeln: Mit etwas Glück hält man dann einen der begehrten Edelsteine in der Hand!

Ein letzter Schritt zum Wunschschmuckstück

Hat man seinen Stein einmal gefunden, muss er nun noch geschliffen werden. Dabei ist es ein Leichtes, in Idar-Oberstein einen Schleifer zu finden, der die Fundstücke zu einem glitzernden Juwel verarbeitet. Mit etwas Glück trifft man sogar auf einen Fachmann, der die Steine auf traditionelle Weise mit historischen Schleifsteinen bearbeitet. Auf jeden Fall ist ein solcher Stein etwas ganz Besonderes: Wer kann schon von sich behaupten, den Schmuck, den er trägt, selbst gefunden zu haben?

Adressen & Links

Die Seite des Deutschen Edelsteinmuseums in Idar-Oberstein:
www.edelsteinmuseum.de

Hier gibt es viel Wissenswertes rund um Edelsteine, mit ausführlichen Informationen zu einzelnen Gesteinsarten:
www.mineralienwissen.de

Der Mineralogisch-, Geologische Arbeitskreis Saar e.V. - kurz "MGAS" genannt - hat seinen Sitz in Saarbrücken und widmet sich ebenfalls der Mineralogie:
www.mgas.de

Hier kann man erfahren, wann und wo das Sammeln unter Aufsicht an der wohl berühmtesten Mineralienfundstelle Deutschlands möglich ist:
www.juchem-gruppe.de

Autoren: Frank Bäumer, Angela Baier (BR)

Stand: 11.05.2012 13:03 Uhr

Sendetermin

So., 13.12.09 | 17:03 Uhr
Das Erste

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