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Extremwetter

Änderungen kündigen sich an

Ein Tornado
Ein Tornado | Bild: SWR

Es wird wärmer auf unserem Planeten. Dadurch ist mehr Energie im Klimasystem. Das heißt, dass wir mit noch stärkeren Wettextremen als bisher rechnen müssen.
Stürme werden heftiger, Regenfälle ergiebiger und Hitzewellen häufiger. Bisher ist es jedoch schwierig, aus der globalen Entwicklung zuverlässige Tendenzen für einzelne Regionen in Deutschland zu erstellen.

Berechnungen von Wetterextremen

Mit einem neuen Hochleistungsrechner am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) soll das besser gelingen. Solche Supercomputer sind heute neben Experimenten und Theorie zur dritten Säule der Klima-Wissenschaftler geworden. Unentbehrlich sind mittlerweile die Berechnungen, die genauere Anhaltspunkte dafür liefern sollen, wann und wo in Deutschland extreme Wetterereignisse auftreten und wie sie sich auswirken.
Meteorologe Prof. Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe sieht im neuen Rechner ein probates Mittel, sich besser auf den kommenden Klimawandel einzustellen. Man kann damit wesentlich schneller und umfangreicher als bisher Berechnungen durchführen und die Auflösung der Klimamodelle verbessern. Dadurch werden die Modelle genauer und glaubwürdiger, weil man für extreme Wettereignisse sowohl den Zeitraum als auch die Region präziser bestimmen kann.

Herausforderungen des Klimawandels

Die Trends für Extremwetterlagen sind eindeutig, fallen jedoch regional unterschiedlich aus. Im Südwesten ist mit deutlich weniger Sommerniederschlägen, größerer Hitze und Trockenheit zu rechnen. Im Winter dagegen werden stark zunehmende Niederschläge für noch mehr Hochwasser am Rhein sorgen, während sich die Lage im Osten entspannt. Stärkere Stürme suchen das ganze Bundesgebiet heim. Das alles verursacht enorme Schäden und die Gesundheit der Bevölkerung, zum Beispiel bei Hitzewellen, steht auf dem Spiel. Für die Umweltökonomin Prof. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) heißt die Devise, sich den Herausforderungen des Klimawandels schnell und umfassend zu stellen: Durch anpassen und vorbeugen. Doch das kostet.

Claudia Kemfert geht davon aus, dass unserer Volkswirtschaft in den nächsten 50 Jahren ein Schaden von mindestens dreistelliger Milliardenhöhe entsteht. Darin enthalten sind Kosten für die entstehenden Schäden, aber auch für Anpassungsmaßnahmen wie Deichbau oder Hochwasser- und Hitzemanagement-Systeme, sowie Investitionen in den Klimaschutz.

Risiko für Energieversorgung

Neben den bereits bekannten Auswirkungen könnte es auch die Haupt-Schlagader unserer Gesellschaft treffen – die Energieversorgung. Als Folge von Hitzewellen kann Wasserknappheit dazu führen, dass Kraftwerke nicht mehr ausreichend gekühlt werden können. Prof. Gerstengarbe sieht darin ein sehr ernst zu nehmendes Problem und verweist darauf, dass es bereits in der Vergangenheit, zum Beispiel im Hitzesommer 2003, zu brenzligen Situationen gekommen ist. Er erwartet, dass solche Situationen in Zukunft häufiger auftreten und es für Kraftwerke an Rhein, Elbe und Oder zu Schwierigkeiten mit der Kühlung kommt.

Klimawandel als Chance

Die Erde aus dem All
Die Erde aus dem All | Bild: ESA

Deshalb arbeiten die Klimaforscher intensiv daran, solch kritische Situationen möglichst gut abschätzen zu können, um entsprechende Empfehlungen an die Regierung zu geben. Noch läuft das Klima bei uns nicht völlig aus dem Ruder. Doch mit der heilen Welt von heute könnte es schnell vorbei sein. Klimaforscher befürchten noch gewaltigere Wetterextreme bis zum Ende des Jahrhunderts, wenn wir nicht konsequent Klimaschutz betreiben. Auch wirtschaftlich macht das Sinn – gerade in der Krise. Klimaschutz ist nicht nur gut für die Umwelt, er schafft auch Arbeitsplätze, meint Claudia Kemfert. Sie sieht in der Krise eine Chance für die Klimaschutzbranche, die nach ihrer Meinung die Zukunftsindustrie schlechthin sein wird und die zur Zeit arg gebeutelte Autoindustrie überholen kann. Es gelte jetzt, sich in Deutschland eine weltweit führende Stellung in der Klimaschutztechnik zu schaffen. Davon, so ist die Umweltökonomin überzeugt, profitieren wir alle.

Die Klimaerwärmung produziert also nicht nur Katastrophen, sondern bietet auch viele Chancen. Wer die jetzt ergreift, hat die Nase vorn und gute Zukunftsaussichten.

Adressen & Links

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V.
Telegrafenberg 31
14473 Potsdam
Tel: (0331) 288-2500
Internet: www.pik-potsdam.de

Die Homepage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung:
www.diw.de

Autor: Harald Brenner

Stand: 03.11.2015 14:25 Uhr

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