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Wetterfühligkeit

Ein Föhn-Himmel
Ein Föhn-Himmel | Bild: picture-alliance/dpa

Dass sich das Wetter auf die Gesundheit auswirkt, ist nicht unbedingt eine Erfindung der Neuzeit: "Wer die Heilkunst in rechter Weise ausüben will, der muss die warmen und die kalten Winde sowie die Jahreszeiten beachten", wusste schon der griechische Arzt Hippokrates um 400 vor Christus. Dennoch wird die sogenannte Wetterfühligkeit von vielen belächelt, die nicht daran glauben, dass manche Menschen unter Kälte, Wärme oder Föhn leiden.

Wetterfühligkeit ist keine Einbildung

Die Bio-Meteorologin Eva Wanka von der Umweltklinik in München hat 60 Testpersonen, die sich als wetterfühlig bezeichnen, gebeten, drei Monate lange Tagebuch über ihre Schmerzen zu führen. Sie hat diese Einträge mit Wetterkarten verglichen. Ihr Ergebnis: Zwei Drittel sind objektiv wetterfühlig. Das heißt sie leiden, wenn eine Warm- oder Kaltfront aufzieht. Eva Wanka erklärt, dass sich bei Wärme die Gefäße automatisch erweitern, so dass der Körper mehr Wärme abgeben kann. Bei Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen, denn der Körper will keine Wärme verlieren. Menschen mit niedrigem Blutdruck leiden unter der Wärme, denn ihr Blutdruck versackt dann wortwörtlich in den Beinen. Unter Kälte leiden Menschen mit hohem Blutdruck, wenn der Druck in den verengten Gefäßen noch höher steigt.

Schnelle Wetterwechsel haben es in sich

Wetterkarte
Wetterkarte | Bild: BR

Je schneller und je heftiger der Wetterumschwung, desto mehr Menschen kämpfen mit dem Wetter. Christina Koppe erstellt beim Deutschen Wetterdienst in Freiburg tagtäglich den Biowetter-Dienst. Sie weiß aus Erfahrung, dass besonders viele Menschen anrufen, wenn sich das Wetter sehr plötzlich ändert. Ihr Biowetter-Dienst richtet sich vor allem an Risiko-Gruppen, wie Menschen mit hohem oder niedrigem Blutdruck, die sich vor plötzlichen Hitze- oder Kältewellen in Acht nehmen sollten. Asthmatiker warnt sie vor aufziehenden Gewittern, denn ein Sturm oder Gewitter kann viel Staub aufwirbeln, der gerade Menschen mit Atemproblemen zu schaffen macht.

Die Baro-Rezeptoren: Greift hier das Wetter an?

Warum manche Menschen Wetterveränderungen zwei oder drei Tage im Voraus spüren, ist noch nicht geklärt. Genauso spannend ist die Frage, an welcher Körperstelle der Mensch den Wetterumschwung wahrnimmt. Unter Verdacht stehen vor allem die Baro-Rezeptoren, kleine Drucksinneskörperchen in der Halsschlagader. Eine normale Luftdruckschwankung, wie sie mit einer Warm- oder Kaltfront einhergeht, gleicht einer Aufzugfahrt in den zehnten Stock – sie ist also kaum der Rede wert. Aber die Forscher haben sogenannte Niederfrequente Luftdruckschwankungen untersucht, die entstehen, wenn Luftmassen aneinander reiben oder wenn sie ein Hindernis – wie Berge – überqueren. Diese niederfrequenten Luftdruckschwankungen setzten sich als kleine Wellen am Boden fort und könnten die Baro-Rezeptoren stimulieren.

Der Rat der Bio-Meteorologen an alle Wetterfühligen: So viel wie möglich draußen bewegen. Bei jedem Wetter!

Adressen & Links

Der Deutsche Wetterdiensts bietet für alle Risikogruppen und andere Interessierten eine Biowetter-Vorhersage an.
www.dwd.de/biowetter

Autorin: Nicoletta Renz

Stand: 17.09.2015 14:06 Uhr

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