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Tiefgekühlt zur letzten Ruhe

Susanne Wiigh-Mäsak betreibt einen kleinen Laden auf der Insel Lyr
Susanne Wiigh-Mäsak betreibt einen kleinen Laden auf der Insel Lyr. | Bild: HR

Auf der kleinen schwedischen Insel Lyr lebt die Biologin Susanne Wiigh-Mäsak ganz im Einklang mit dem Kreislauf der Natur. In ihrem Laden verkauft sie nur ökologische Produkte, und in ihrem Garten pflegt sie die Kunst des Kompostierens. Warum dann nicht auch kompostieren um zu bestatten?, fragte sie sich und entwickelte eine Methode, die sie eine „ökologische Bestattung“ nennt.

Umweltschonendes Verfahren

Behälter mit sterblichen Überresten
Behälter mit streblichen Überresten. | Bild: HR

So will Susanne Wiigh-Mäsak bald auch ihren vor zwei Jahren verstorbenen Vater beerdigen. Die Ökobestattung war sein letzter Wille. Und so funktioniert sie:
Körper und Sarg werden tiefgefroren. Ein anschließender starker Vibrationsprozess lässt Körper und Sarg zerfallen. Zurück bleibt ein Pulver, das am Ende vakuum- getrocknet wird. 25 Kilo organisches Material.
In einem speziellen Behälter werden die sterblichen Überreste in obere Bodenschichten gelegt – und komplett kompostiert. Darauf pflanzt Susanne Wiigh-Mäsak dann einen Zierstrauch, der an den Verstorbenen erinnert.

Schon 2010 erste Ökobeerdigung?

Bisher werden die Toten noch in einem Krematorium verbrannt
Bisher werden die Toten noch in einem Krematorium verbrannt. | Bild: BR

Noch wartet der Sarg mit der Leiche des Vaters zusammen mit zwei weiteren Toten hier in Jönköpping, im Gefrierraum eines Krematoriums. Noch werden hier Leichen verbrannt. Aber ab Mitte 2010 sollen Tote tiefgefroren werden und statt des Ofens der neue „Zerbröselungsautomat“ in Betrieb gehen. Bei dieser Methode entstehen keine giftigen Abgase wie Dioxine oder Furane; die Ökobestattung ist also klimafreundlicher, sagt Susanne Wiigh-Mäsak. Sie hat ihr Verfahren patentieren lassen und bereits in elf Länder verkauft, darunter Deutschland, England, Südafrika und Korea. Die Biologin sieht darin auch eine zukunftsweisende Art der Beerdigung, die unser Verständnis vom Tod revolutionieren soll: „Wenn man sagen kann, dass aus Großvater eine Blume geworden ist, dass er wirklich nach dem Tod wieder neues Leben gegeben hat, dann denke ich, kann man das leicht verstehen und sogar einem Kind erklären. Und ich denke, das ist es, was die Leute daran attraktiv finden. Nie zuvor war der Tod jemals attraktiv.“

Katholische und evangelische Kirche sind mit dieser Bestattung einverstanden, buddhistische Gläubige sind begeistert. Noch kämpft Susanne Wiigh-Mäsak mit den Behörden um letzte Genehmigungen. Danach wäre vielleicht auch uns nach dieser Methode eine baldige Wiedergeburt als Zierstrauch gewiss.

Autorin: Bettina Oberhauser (HR)

Stand: 24.09.2015 13:51 Uhr

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