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Wetter-Profiler verfolgen einen Taifun

Gefahr für eine Milliarde Menschen

Wirbelsturm
Woher kommen die Monsterstürme? | Bild: photos.com

Im Pazifik heißen die tropischen Wirbelstürme Taifun - der große Wind. Jeden Sommer richten die Taifune verheerende Verwüstungen an, töten Jahr um Jahr Tausende Menschen. Vor allem in China, Vietnam, auf den Philippinen, aber auch in Taiwan und Japan.

Taifune sind aber nach wie vor kaum verstanden von der Wissenschaft. Die Wettervorhersager haben zwar heute Satellitenbilder und Supercomputer, doch auch damit haben sie die Monsterstürme noch immer nicht im Griff.

Der Sturm aus dem Nichts

Warme Luft steigt über dem Pazifik auf (Bild/Grafik: SWR)
Warme Luft steigt über dem Pazifik auf

Nur von Mai bis November ist der Pazifik warm genug, um Taifune zu gebären. Die warme Luft über dem Meer steigt auf, Wolkenberge türmen sich auf. Die warmen, feuchten Luftpartikel kühlen sich beim Aufstieg ab und stürzen wieder zur Meeresoberfläche hinunter. Dadurch entsteht ein Sog, der immer mehr feucht-warme Luft hineinzieht. Durch die Drehbewegung der Erde wird das ganze Wolkensystem dann in Rotation versetzt – ein Wirbelsturm entsteht.

Er dreht sich, also ist er

Karte eines Computerprogramms zeigt Wolken über den Pazifik
Braut sich hier ein tropischer Sturm zusammen? | Bild: SWR

Dank modernster Technik können Asiens Wetter-Profiler heutzutage Entstehung und Zugbahnen tropischer Wirbelstürme weitaus präziser vorhersagen als früher. W wie Wissen ist dabei, wenn sie den Weg eines Taifuns verfolgen, der auf Japan zusteuert. Erst, wenn er als Sturm groß genug ist, können ihn die Wetterdienste sicher erkennen, seine Zugbahn berechnen. Dann bekommt der Taifun eine Nummer und einen Namen – in diesem Fall: "Fitow".

Damit steht er im Fokus aller Vorhersager am Pazifik: in Taiwan, Hongkong und in Japan. Ein erster Verdacht: Er zieht nach Norden. Damit die Vorhersage möglichst genau wird, ermittelt ein taiwanesisches Forschungsflugzeug Windrichtungen, Stärke und Geschwindigkeit der Wolkenformationen im jeweiligen Taifun. Die Daten werden an alle Wetterdienste am Pazifik weitergeleitet.

Taifun über Tokio

Zwei Männer schauen in den Raum mit dem Supercomputer des Japanischen Wetterdienstes
Der Supercomputer des Japanischen Wetterdienstes wertet alle Daten aus | Bild: SWR

Auch die Supercomputer des japanischen Wetterdienstes JMA werten alle verfügbaren Daten aus. Trotzdem kann nicht ganz sicher gesagt werden, wo genau Fitow die Küste treffen wird. Ungenauigkeiten von mehreren hundert Kilometern sind die Regel. Die chaotischen Wetterereignisse sind auch heute mit all der Technik noch nicht genauer zu berechnen.

Im Falle von Taifun "Fitow" gehen die Wissenschaftler davon aus, dass er Japan südlich von Tokio treffen wird, auf einer Breite von 1.000 Kilometern, mit einer Windgeschwindigkeit von etwa 150 Kilometern pro Stunde.

Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden die Küsten von den Taifunen unvorbereitet getroffen. Heute, im Zeitalter von allgegenwärtigen Wettersatelliten, bleibt kein Taifun unbemerkt. Dank der "Wetter-Profiler" am Pazifik, die wieder einmal gemeinsam ihren Job getan haben, so gut wie möglich.

Adressen & Links

Taifunforschung an der City University Hongkong: Informationen zu Prof. Johnny C. L. Chan
www6.cityu.edu.hk

Autor: Michael Hänel (SWR)

Stand: 22.08.2012 13:28 Uhr

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