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Wölfe in Kanada

Klug, erfolgreich und zum Tode verurteilt: Der Wolf

Ein Wolf
Wurden lange Zeit in Kanada gejagt: Wölfe | Bild: Angelika Sigl

Als wir Menschen uns vor etwa 300.000 Jahre auf unsere Hinterbeine stellten, hatte der Wolf schon 100.000 Jahre auf dem Buckel. Wir schauten uns von ihm ab, was wir zum Überleben brauchten: Ausgefeilte Jagdmethoden etwa oder die Beurteilung der Fährte anderer Tiere. Doch dann wurde er zu unserem Feind - und das hatte Gründe: Immerhin kann der Wolf auf einen Schlag sechs kleine Zicklein verschlingen, eine Großmutter und das Mädchen mit dem rotem Käppchen gleich mit dazu!

In Nordamerika war die Situation für Wölfe lange besser als in Europa. Für die Indianer diente das Tier als Vorbild, Freund und Symbol. Erst als die europäischen Siedler ankamen, ging es dem Wolf auch hier an den Kragen - denn die Tiere wurden zu wichtigen Pelzlieferanten.

In 40 Jahren von (fast) Null auf Höchstform

Ein Wolf
Dank des Schutzes erholte sich die kanadische Wolfspopulation. | Bild: Angelika Sigl

Bis 1950 wurden Wölfe in Kanada so stark bejagt, dass sie in vielen Regionen ausgerottet waren. Hunderttausende wurden nicht nur wegen des Pelzes erschossen und vergiftet, denn die Farmer machten Wölfe für die hohe Verluste in ihren Herden verantwortlich. Vollkommen ausgerottet war der Wolf in Kanada jedoch nie - da die Tiere sich in die weiten, unbewohnten Gebiete der Rocky Mountains zurückziehen konnten. Trotzdem ging das natürliche Gleichgewicht zwischen Wolf und Beutetieren verloren. Die Population von Elchen, Karibus und Rotwild konnte jetzt für die Farmer zum Problem werden. Die Wildtiere brachen in die Gatter der Farmen ein und fraßen die Erntevorräte.

In einigen kanadischen Provinzen wurden Wölfe unter Schutz gestellt, so auch im Chilcotin in British Columbia. In den 1980er-Jahren war die Natur im Chilcotin wieder im Gleichgewicht. Wolf und Wildtier hielten sich gegenseitig in der Balance. Doch in den letzten Jahren zerstörten Stürme riesige Waldflächen im Chilcotin. Ungewöhnlich warme Winter, ausgelöst durch die Klimaerwärmung - und das viele Totholz bieten dem Borkenkäfer perfekte Lebensbedingungen. Die Folge: Viele Bäume sind geschädigt und sterben ab. Pflanzenfresser haben so keine ausreichende Nahrungsgrundlage mehr. Viele wandern ab - und so fehlt die Beute für die Wölfe. Die Räuber machen sich - wie schon einmal - über die Haustiere her.

Besser eine Kuh verlieren, als den Wolf erneut vertreiben

Ein Wolf
Werden sich die Bestände auf natürliche Weise regulieren? | Bild: Angelika Sigl

Für Farmer Duck Schuck ist der Wolf eines der interessantesten Wildtiere in Nordamerika. Wölfe leben zurückgezogen, bleiben meist unsichtbar, was sie umso mythischer erscheinen lässt.

Doch Duck weiß, ihre Spuren perfekt zu lesen. Für ihn gehören Wölfe zur Natur des Chilcotin, auch wenn er immer wieder Kühe an sie verliert. Zusammen mit einigen Farmern aus der Region ist er der Meinung, dass sich die Wolfsbestände automatisch an die Zahlen der wilden Beutetiere anpassen werden. Soll die Population dieser faszinierenden Räuber langfristig stabil bleiben, müssen die Bauern ihre Kühe mit Hunden oder durch Eigeninitiative, wie regelmäßiges Patrouillen fahren, schützen.

Literatur

Wölfe - Das neue Bild vom scheuen Jäger

Angelika Sigl
Nebelverlag

Autorin: Angelika Sigl (BR)

Stand: 24.09.2015 13:37 Uhr

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