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Dusch-WCs: Erholung für Po und Umwelt

Ein Dusch-WC im Testlabor
Dusch-WCs revolutionieren  | Bild: WDR

Ohne Toilettenpapier geht gar nichts – denken wir. Doch das sehen die meisten anderen Kulturen anders: Rund zwei Drittel der Weltbevölkerung verzichten auf Klopapier und nutzen stattdessen Wasser. Das ist nicht nur gesünder, sondern auch umweltfreundlicher als die Trockenreinigung mit Klopapier. Wir Deutschen könnten ungefähr 52 Rollen pro Person im Jahr einsparen, wenn wir umsteigen würden auf Wasser.

Doch wie sieht das in der Praxis aus? Die Lösung heißt: Dusch-WC. Ein Dusch-WC, auch Washlet genannt, ist im Prinzip eine ganz normale Toilette mit eingebauter Wasserdüse, erfunden wurde es in den Sechzigerjahren von dem Schweizer Hans Maurer. Die Wasserdüse kann ausgefahren werden und spritzt nach dem "Geschäft" auf Knopfdruck alles sauber, entweder mit kaltem Wasser oder bei aufwendigeren Modellen mit erwärmtem Wasser. Häufig hat das Dusch-WC einen integrierten Föhn, der hinterher alles trocknet. Die meisten Modelle brauchen Stromanschlüsse, um Föhn, Warmwasserheizung und Ausfahr-Elektronik zu aktivieren. Wer kein komplettes Dusch-WC einbauen will, kann auch sein Standard-WC mit einem Dusch-WC-Aufsatz umrüsten – die Düse ist dann in der Klobrille eingebaut.

Was ist an der Podusche gesünder?

Ein Wasserstrahl spritzt aus der Düse
Wasser reinigt den Po viel besser. | Bild: WDR

Proktologen warnen schon seit Jahren, dass Klopapier schädlich für unseren Hintern ist. Hämorriden, Hautreizungen, Jucken – das alles kann starkes Rubbeln mit Klopapier hervorrufen. Auch Duft- und Konservierungsstoffe sind nicht immer gut für die empfindliche Haut. Das Reinigen mit Wasser ist effektiver und schonender. Wer schmutzige Hände hat, rubbelt sich ja auch nicht mit einem trockenen Handtuch die Hände sauber. Außerdem lassen sich Dusch-WCs gut im Pflegebereich einsetzen. So können Menschen mit Behinderung selbstständig eine Toilette benutzen. Sie sind nicht auf fremde Hilfe angewiesen und können selbstbestimmter leben. Die Gemeinde Aarhus in Dänemark hat 2011 damit begonnen, in der ambulanten Pflege die persönliche Assistenz durch Toilettensitze mit Spül- und Trockenfunktion zu ersetzen. Eine Untersuchung zeigt: Die Leute sind zufrieden, das Pflegepersonal wird entlastet.

Wo gehen die Menschen wie aufs Klo?

Ein Eimer und Toilettenpapier auf einer Weltkarte
Zwei Drittel der Weltbevölkerung nutzen auf der Toilette Wasser statt Klopapier. | Bild: WDR

Dass sich die Menschen nach dem Toilettengang mit Wasser reinigen, ist weltweit eher die Regel als die Ausnahme. Vor allem in asiatischen Ländern wird kein Klopapier genutzt, sondern Wasserhähne an der Wand in Kombination mit der linken Hand schaffen Abhilfe. Die rechte Hand ist dafür tabu, denn sie gilt als die "reine Hand", die zum Beispiel zur Nahrungsaufnahme genutzt wird.

In der gesamten islamischen Welt, in China, Indien, aber auch in Südeuropa ist bis heute die Hocktoilette gebräuchlich. Das ist im Wesentlichen ein Loch im Boden, häufig in Form einer flachen Keramikschüssel mit Fuß-Stellplätzen. Der Klogang findet hockend statt. Diese Position klingt für uns befremdlich und ist nicht unbedingt bequem, aber dafür anatomisch sinnvoll für den Dickdarm, der dann gestreckt ist und sich leichter entleert. Auch in Japan gab es früher eine Variante der Hocktoilette, in den 1980er-Jahren wurde dann dort das Dusch-WC populär. Heute haben fast 80 Prozent der japanischen Haushalte ein Dusch-WC fest eingebaut. Und die Japaner gehen sogar noch weiter: Sie setzen aufs Luxus-Dusch-WC mit vielen Funktionen. Kleine Schriftzeichen erklären die verschiedenen Einstellungen, für Europäer ist das durchaus gewöhnungsbedürftig. Das aktuell aufwendigste Modell kostet rund 11.000.

Die internationale Norm für Dusch-WCs

Display für japanisches Dusch-WC
Japanische Luxus-Dusch-WCs haben viele Funktionen. | Bild: WDR

Trotz all seiner Vorteile ist das Dusch-WC in Deutschland immer noch eher selten. Immer wieder versucht die Sanitärbranche, Begeisterung für diese Art von Klo zu wecken, mit mäßigem Erfolg. Prof. Messerschmid und Prof. Cimatoribus an der Hochschule Esslingen wollen das ändern: Sie entwickeln derzeit in einem Team mit 50 Wissenschaftlern und mit verschiedenen Herstellern eine internationale Norm für Dusch-WCs, um die Qualität und Unterschiede für den Kunden überprüfbar zu machen. Die beiden Wissenschaftler haben dazu 15 verschiedene Dusch-WC-Modelle unter die Lupe genommen und die Funktionen getestet.

Im ersten Schritt müssen die beiden sinnvolle und reproduzierbare Testmethoden entwickeln. Das Ziel ist es, dass die künftige ISO-Norm auch in anderen Ländern angewandt werden kann. Ein Beispiel: Welche Testpaste ist sinnvoll, um den Reinigungseffekt überprüfen zu können? Die beiden Experten haben sich für eine spezielle Misopaste entschieden, die genau die richtige Konsistenz hat. Bis spätestens 2021 wollen sie die ISO-Norm für die Dusch-WCs fertiggestellt haben.

Autorin: Lena Paul (WDR)

Stand: 15.08.2020 17:27 Uhr

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