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Entzug: Was passiert im Körper bei Zuckerverzicht?

Fast 35 Kilo Haushaltszucker verzehrt jeder Deutsche pro Jahr – statistisch gesehen. Dazu kommen noch rund neun Kilo Glukose und Isoglukose aus Mais- oder Weizenstärke sowie ein Kilo Honig. Für unseren Körper ist das alles Zucker! Und für die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Ursache für grassierendes Übergewicht, steigende Diabetes-Fallzahlen und Herz-Kreislauferkrankungen.

Um herauszufinden, ob sich die Risiken für diese Krankheiten verringern, wenn wir unseren Zuckerkonsum drastisch reduzieren, haben wir eine ganze Dorfgemeinschaft zu einem Experiment eingeladen: Drei Monate lang sollten die Bewohner der Gemeinde Berkenthin in Schleswig-Holstein ihren Zuckerkonsum entsprechend der Empfehlung der WHO einschränken. Die besagen: Maximal 25 Gramm Zucker pro Tag sind ideal. Also nicht mehr als acht Zuckerwürfel oder sechs Teelöffel Zucker. Berechnet wird dabei der zugesetzte Zucker in Süßigkeiten und anderen Lebensmitteln. Dazu zählen auch Honig, Sirup oder Dicksäfte, die zum Süßen verwendet werden. Zucker, der natürlicherweise in Obst, Gemüse oder Milch enthalten ist, zählt für die WHO nicht mit.

Experiment Zuckerentzug: Der Testaufbau

Der Bauchumfang eines Mannes wird gemessen.
Macht der Zuckerverzicht schlanker? | Bild: NDR

65 Dorfbewohner machen bei unserem Experiment mit und werden dabei von der Ernährungsmedizinerin Dr. Songül Gräfendorf begleitet. Zu Beginn und am Ende der drei Monate nimmt sie den Teilnehmern Blut ab. Im Labor werden Zucker-, Cholesterin- und andere Blutwerte bestimmt, um zu sehen, ob sie sich verbessern. Auch Blutdruck, Gewicht und Bauchumfang werden gemessen. Fast alle aus der Testgruppe wollen gerne abnehmen und damit auch ihr Diabetesrisiko verringern. Wie zum Beispiel Antje Raphael. Sie hofft zudem, dass Entzündungen in ihrem Körper zurückgehen, für die bisher keine Ursachen gefunden wurden. Auch Rentner Martin Kümmritz möchte Gewicht verlieren und vor allen Dingen den Cholesterinsenker loswerden, den er einnehmen muss. Bei ihm stellt die Ärztin zudem eine Fettleber fest. Sie entsteht, wenn die Leber überlastet wird und überflüssige Energie aus der Nahrung in Fett umwandelt.

Die Ergebnisse: vielversprechend!

Ein Mann sitz auf einem Ergometer, eine Arzthelferin misst den Blutdruck.
Bessere Blutwerte und mehr Fitness bei den meisten Teilnehmern. | Bild: NDR

Der Verzicht auf Süßes fällt nicht jedem leicht. Einige geben schon nach kurzer Zeit auf. Die anderen stärkt die Kommunikation innerhalb der Gruppe. Am Ende zeigt sich: Zwei Drittel der Teilnehmer haben durchgehalten. Und fast alle haben abgenommen. Bei Antje Raphael sind es fünf Kilo. Ihre Gelenkschmerzen gingen zurück. Sie konnte sogar das dagegen verschriebene Cortison absetzen. Auch ihre Laborwerte sind vielversprechend. Cholesterin-, Leber- und Schilddrüsenwerte haben sich verbessert. Martin Kümmritz hat nicht nur konsequent auf Süßigkeiten verzichtet. Er hat während des Experiments auch viel Sport gemacht und insgesamt fast neun Kilo Gewicht verloren. Sein Bluttest zeigt: Leber-, Nieren- und Harnstoffwerte haben sich verbessert. Auch sein Cholesterinspiegel ist gesunken. Wenn er so weitermacht, hat er gute Chancen, den Cholesterinsenker bald absetzen zu können. Die meisten Teilnehmer wollen auch in Zukunft ihren Zuckerkonsum in Maßen halten. Weil sie sich mit weniger Zucker, so das allgemeine Fazit in der Gruppe, fitter und gesünder fühlen.

Autorinnen: Christine Seidemann, Ute Jurkovics (NDR)

Stand: 27.07.2020 10:39 Uhr

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Sa., 01.08.20 | 16:00 Uhr
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