Interview mit Vietha Luong

Vietha Luong
Vietha Luong | Bild: Bild: ARD Degeto/Raymond van der Bas

Sie spielen in „Der Tote aus dem Eis“ die Episodenhauptrolle Joyo. Wie kam es dazu?

Schon als kleines Kind stand mein Berufswunsch fest – ich wollte Schauspieler werden. Das habe ich von klein auf zu meinem Vater gesagt. Als er im April 2021 verstarb, bekam ich im selben Monat die CastingAnfrage für den „Amsterdam-Krimi“. Es war wie ein Wink von meinem Vater. Das hat mir sehr viel Kraft geben. Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass man mir die Chance gegeben hat – besonders danke ich Regisseur Ismail Şahin, der an mich geglaubt hat.

Wer ist Joyo? Was hat Sie an der Figur besonders gereizt?

Joyo muss viele Emotionen und viele Facetten zeigen. Er ist ein indonesischer Sklave auf einem Schiff, auf dem er sehr viel Schlimmes durchleben musste. Als er in Amsterdam, einer für ihn komplett fremden Stadt, ankommt, muss er, um zu überleben, flüchten. Es hat mir gefallen, dass die Figur nicht nur körperlich, sondern auch schauspielerisch sehr anspruchsvoll war.

Ihre Figur Joyo muss körperlich einiges leisten: in einer Wanne mit Eis liegen, sich mit einem Sprung in das kalte Wasser des Hafenbeckens retten, zu Fuß flüchten und noch einiges mehr. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Zum Glück bin ich von Haus aus sehr sportlich. So war ich eine Zeit lang Hochleistungssportler, habe Fußball gespielt und wurde zwei Jahre in Folge Jugendmeister im 100-Meter-Sprint in Wien. Ich liebe Sport und bin ständig in Bewegung – daher haben mir die Actionszenen großen Spaß gemacht.

Welche Szene stellte die größte Herausforderung für Sie dar und wie haben Sie sie gemeistert?

Es gab viele Szenen mit körperlichen Herausforderungen, es waren aber eher die vermeintlich „einfachen“ Szenen, die für mich schwierig waren. Aber mein großartiger Kollege Hannes Jaenicke und Regisseur Ismail Şahin haben mir immer sehr geholfen und mich unterstützt. Das hat mir viel Kraft gegeben und mich motiviert.

Was wird Ihnen immer in Erinnerung bleiben?

Es war meine erste Hauptrolle in einem großen, professionellen Film, das wird mir natürlich stark in Erinnerung bleiben. Mit dieser Arbeit konnte ich vor allem auch eine persönliche Hürde überwinden. Aufgrund einer schweren Erkrankung wurde bei einer Operation im Jahr 2016 mein linker Stimmbandnerv durchtrennt. Seitdem kann ich nur noch mit dem rechten Stimmband meine Stimme bilden. Man sagte mir damals, dass ich mit dieser Stimme die Schauspielerei vergessen kann. Daher ist es ein großartiges Gefühl für mich, dass ich es mir und allen anderen beweisen konnte, dass man auch mit nur einem Stimmbandnerv Schauspielen kann. Die harte Arbeit an meiner Stimme in den vergangenen Jahren hat sich ausgezahlt. Ein bisschen Mitleid hatte ich allerdings mit dem Tontechniker, der oft dachte, dass das Mikro eine kleine Störung hat, weil meine Stimme eben etwas anders klingt.

Sie leben in Wien. Wie hat Ihnen Amsterdam gefallen?

Amsterdam ist während der Dreharbeiten mein zweites Zuhause geworden. Ich liebe diese Stadt, die Menschen, die Atmosphäre, den Vibe. Auch das Essen war fantastisch. Und die Sprache klingt so toll. Auch die Freundlichkeit bleibt mir in Erinnerung. Da grenzt sich die Stadt schon deutlich vom berühmt-berüchtigten „Wiener Schmäh“ und dem „Wiener Grant“ ab. Toll war auch, dass man die ganze Stadt mit dem Fahrrad erkunden kann. Alle Menschen wirken in Amsterdam einfach entspannter.