Katerina Jacob als Anna Welsendorf

Anna (Katerina Jacob) ist verzweifelt.
Anna ist verzweifelt. | Bild: ARD Degeto / Kai Schulz

Mit einem offenen Ohr für ihre Mitmenschen unterwegs und immer hilfsbereit: Anna Welsendorf sieht selten Probleme, Lösungen sind ihre Stärke. Deswegen ist sie auch gern zur Stelle, als ein neuer Bekannter ihre Unterstützung benötigt. Berührt von seiner Aufmerksamkeit, lässt sie zarte Gefühle zu – um schließlich mit bösem Erwachen zu erfahren, dass ihr großes Herz dieses Mal ihre Schwäche war …

Fragen an Katerina Jacob

„Wenn du träumst von der Liebe“ ist der dritte Film der beliebten Reihe „Anna und ihr Untermieter“. In den vorangegangenen Filmen zeigte sich Ihre Rolle Anna sehr selbstbewusst …

Anna hat sich weiterentwickelt. Sie ist etwas weicher geworden, sie lässt manches besser zu. Früher war sie schon sehr stur. Da ist sie jetzt nachsichtiger geworden. Nicht unbedingt Herrn Kurtz gegenüber – aber man merkt, dass die beiden sich gegenseitig doch brauchen.

Obwohl Anna mit ihrem Untermieter Herrn Kurtz den Alltag teilt, wünscht sie sich doch mehr. Der Flirt mit einem Unbekannten lässt sie sogar von einer neuen Partnerschaft träumen. Ist der Mensch nicht fürs Single-Dasein geschaffen?

Individuell … Jeder Mensch ist anders. Viele Menschen möchten in einer Beziehung sein. Und andere wünschen sich das wiederum eher nicht.

Warum hofft Anna auf eine neue Zweisamkeit?

Man kann mit jemandem wie Herrn Kurtz zusammenleben, aber man ist trotzdem einsam. Das soziale Leben spielt dabei gar keine Rolle. Die Einsamkeit ist da, wenn man abends nach Hause kommt. Das Leben und die sozialen Kontakte finden außerhalb statt. Ich glaube schon, wenn eine Frau in einem etwas höheren Alter als Frau angesehen und von einem Mann umgarnt wird, sich wieder als Frau fühlt – und wer kriegt nicht gerne Komplimente? –, dass man dann doch sehr verletzlich wird in dem Moment.

Sind wir eine Gesellschaft, die zu vereinsamen droht, bedingt unter anderem auch durch die fortschreitende digitale Entwicklung?

Ja, ich finde sehr. Allein durch das Home Office. Die Leute verlieren ihre soziale Kompetenz, wenn man immer nur die ganze Zeit allein zu Hause hockt. Das ganze Soziale, das am Arbeitsplatz stattfindet, fehlt. Ich finde das Home Office als Entwicklung sehr bedenklich. Und die digitalen Medien ermöglichen es einem ja, gar nicht mehr aus dem Haus gehen zu müssen. Ich kann einkaufen über das Medium, das Auto anmelden oder die Arbeitslosenmeldung abgeben. Geht alles online. Dadurch verlieren wir nicht nur unsere sozialen Kompetenzen, sondern auch die Empathie für andere. Und das trifft natürlich auch ganz besonders die Alten.

Gibt es da einen Unterschied zwischen Deutschland und Kanada, wo Sie einen Teil des Jahres leben?

Die Kanadier gehen grundsätzlich mit allem sehr offen um. Ich habe das Empfinden, dass dort ältere Menschen besser behandelt werden als hier, dass es mehr Respekt gibt. Die Kanadier lassen Schwäche und Krankheit zu, etwas, womit sich in Deutschland doch einige schwertun. Als ich hier meine Krankheit offiziell gemacht habe, ist mir eine Welle entgegen geschwappt, wie mutig ich sei …

Wenn es in Deutschland zum Teil an Empathie für Seniorinnen und Senioren mangelt, ist dies dann nicht geradezu eine Einladung an Kriminelle, sich besonders in dieser Gruppe Opfer zu suchen – wie der Trickbetrüger in „Anna und ihr Untermieter“?

Ja, natürlich. Das öffnet Tür und Tor. Ich habe auf meinem Blog 60 bis 70 Prozent Frauen als Follower, in der Altersgruppe von 35 Jahre aufwärts, die älteste ist 97 Jahre. Das ist geradezu eine Fundgrube für Täter. Selbst eine Freundin von mir, eben auch so an die 70, die ich wirklich für intelligent halte, schrieb mich an und sagte: „Ich habe auf deinen Blog geantwortet und jetzt schreibt mich jemand an, den ich überhaupt nicht kenne, macht mir Komplimente und jetzt soll ich ihn als Freund generieren.“ Ich habe nur gesagt: „Bist du wahnsinnig?“. Das sind Love Scammer. Die sitzen irgendwo auf der Welt und wollen Frauen das Geld aus der Tasche ziehen. Ich bin immer erschrocken, wie viele Frauen immer noch darauf reinfallen. Ja, weil sie sich beachtet fühlen. Endlich beachtet sie mal wieder jemand. Der Leitsatz des ganzen Films ist ja „Man möchte einfach nur mal in den Arm genommen werden“. Diese Sehnsucht ist da, jeder Mensch braucht das.

Herr Kurtz will Annas Wohnung in ein Smart Home verwandeln …

Das Smart Home ist ja nur die Überleitung zum eigentlichen Thema. Ich wünsche jedem ein Smart Home - und dann fällt der Strom aus. Viel Spaß! Ich habe es selbst erlebt bei Freunden. Toll, wenn man nicht in sein eigenes Heim kann und toll, wenn man das Garagentor nicht mehr aufkriegt. Ich habe einen Rasenroboter, das ist das höchste der Gefühle. Ich mach‘ mich doch nicht abhängig von Technik. Ich habe auch kein Siri und kein Alexa. Ich habe das alles nicht und will das auch nicht. Man entmündigt sich damit selbst, finde ich.

In „Wenn du träumst von der Liebe“ sind Sie in Ihrer Rolle zum Ende hin wieder ganz die alte, die selbstbewusste Anna. Finden Sie in Anna eigene Charakterzüge wieder?

Nein. Ich wäre niemals so fies zu Herrn Kurtz. Man kann auf sie zählen und alles, aber sie ist im Endeffekt schon eine sehr rigorose Frau. Sie geht mit Herrn Kurtz, obwohl der eigentlich immer wahnsinnig nett ist, nicht nett um. Das kann natürlich auch Selbstschutz sein. Sie findet ihn ja gut. Aber auch das Verhältnis zu ihrer Tochter ist ziemlich streng. Anna ist tough. Ich bin nicht so tough, ich bin da sehr viel weicher. Wenn ich einen Untermieter hätte wie Herrn Kurtz, dann würde ich jeden Tag für den kochen. Ich würde ihn zum Kino einladen …

Wie hätten Sie sich gegen den Betrug, der Anna widerfahren ist, zur Wehr gesetzt?

Mit einem Auftragskiller. (lacht)

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