Christian Kohlund

Georg (Christian Kohlund) hat seine kleinen Geheimnisse.
Christian Kohlund als Gregor | Bild: ARD Degeto / Thorsten Jander

Christian Kohlund im Interview

Gab es eine besondere Herausforderung für Sie in der Rolle des Georg?

Natürlich ist jede Rolle in gewisser Weise eine Herausforderung. Das Wichtigste ist und bleibt aber das Drehbuch, und es ist eine ganz große Freude, wenn die Vorlage so gut ist. Nach dem ersten Lesen des Buchs von Uli Brée setzte bei mir sofort die Fantasie ein. Was mir an der Geschichte besonders gefällt: Über all dem Komödiantischem liegt stets auch eine gewisse Lebensmelancholie. Es ist ja keineswegs nur lustig, was da geschieht.

Was behalten Sie von den Dreharbeiten besonders in Erinnerung?

Ich habe mir beim Holzhacken in einer Szene so einen Hexenschuss geholt, dass ich in den letzten Drehtagen wirklich entsetzliche Schmerzen hatte und kaum wusste, wie ich den Tag überstehen sollte. Ich hatte das Holz nicht richtig erwischt und auf dem Boden nachgeschlagen, was ich vielleicht besser nicht gemacht hätte. Gott sei Dank ereilte mich der Hexenschuss erst am Ende der Dreharbeiten!

Sie spielen Georg Fischer, Bürgermeister einer kleinen norddeutschen Stadt, der gerade vor der Pensionierung steht. Was macht das mit Georg?

Für Menschen wie Georg ist die Pensionierung ein massiver Einschnitt. Jemand, der so einflussreich gewesen war, der mal „jemand“ war, leidet darunter besonders. Was macht so ein Mensch jetzt, wenn er nicht mehr der sein kann, der er mal war? Vor diesem Wendepunkt steht Georg. Ich habe auch bei Freunden erlebt, was für ein unglaublicher Einschnitt das im Leben sein kann. Vor allem für Menschen, die ihre Arbeit gern gemacht haben. Natürlich kann man es nicht verallgemeinern. Von den Menschen, die hart körperlich arbeiten, kann man natürlich nicht erwarten, dass sie einfach weitermachen.

Sie sind selbst schon viele Jahre mit Ihrer Frau verheiratet. Wie verliert man sich in dieser langen Zeit nicht aus den Augen?

Wir haben die ganzen Jahre immer alles zusammen gemacht. Ohne meine Frau hätte ich das alles gar nicht leisten können. Und wir genießen seit Jahren, seit dem die Kinder aus dem Haus sind, eigentlich jeden Tag, den wir miteinander verbringen dürfen. Meine Frau ist auch nach Möglichkeit dabei, wenn ich irgendwo drehe und so habe ich auch bei stressigen Dreharbeiten einen ganz großen Halt und Unterstützung.

Haben Sie jemals in Ihrem Leben etwas vernachlässigt, was Sie heute bereuen?

Bereuen nützt überhaupt gar nichts. Denn in dem Moment der Reue, kann man es ja schon nicht mehr ändern. Ich habe festgestellt, wie schwierig es ist, Freundschaften zu pflegen. Besonders, wenn man weit auseinander lebt und der Alltag einen beherrscht. Und es gibt Dinge, die ich bedauere, z.B. dass ich mich mit dem einen oder anderen, der in meinem Alter vielleicht schon diese Welt verlassen hat, nicht mehr aussprechen konnte. Man bedauert den Verlust des anderen und stellt fest, dass man etwas verpasst hat. Das ist natürlich auch der Fluch des Alltags.

Wie stark definieren Sie sich über Ihre Arbeit? Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Schauspielerei an den Nagel zu hängen und sich ganz dem Müßiggang zu widmen?

Für mich wäre es unvorstellbar, aber ich arbeite auch wahnsinnig gern. Natürlich gab es auch mal Phasen, in denen man denkt, warum hat man nichts Anständiges gelernt. Aber ich bin in dem Beruf aufgewachsen. Mein erster Auftritt ist jetzt 65 Jahre her! Daher kann ich mir absolut nicht vorstellen, den Beruf an den Nagel zu hängen.

Als Eltern und Ehepaar ist man auch Vorbild für die nachkommende Generation. Was wünschen Sie ihr für die Zukunft?

Ich finde es gerade ganz wunderbar, dass die Jugend die „Fridays for Future“-Bewegung gegründet hat. Da ist etwas Entscheidendes passiert. Denn erstaunlich ist, dass die Politiker auch schon vor 50 Jahren nicht auf Wissenschaftler gehört haben, die vor Umweltkatastrophen gewarnt haben. Wenn jetzt hunderttausend Jugendliche plötzlich auf die Straße gehen, haben die Politiker wirklich ein Problem. Die kann man nicht einfach übersehen. Ich wünsche mir für die nachkommende Generation, dass die Politiker endlich mal einsehen, dass sie gewählt wurden, um die Probleme dieses Landes zu lösen. (…) Und es gibt weiß Gott genug Probleme in diesem Land, die jetzt gelöst werden müssen. Ich wünsche mir mehr Dialog von den entsprechenden Seiten. Dialog auch parteiübergreifend, einen Konsens zu finden. Lösungen zu suchen. Dafür sind sie gewählt worden.

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