Fragen an Sophie von Kessel

Alice (Sophie von Kessel) lebt im Wunderland – so sagt ihre große Schwester Karla. Ist das nur Neid? Immerhin ist Alice als Model immer noch sehr gut im Geschäft, hat Ehemann und Kinder und wohnt in einem luxuriösen Anwesen.
Alice lebt im Wunderland – so sagt ihre große Schwester Karla. Ist das nur Neid? Immerhin ist Alice als Model immer noch sehr gut im Geschäft, hat Ehemann und Kinder und wohnt in einem luxuriösen Anwesen. | Bild: ARD Degeto / Frank Dicks

Karla, Sascha und Alice waren beste Freundinnen und bildeten gemeinsam die Band "ChiX". Aus welchem Grund haben sich die Frauen voneinander entfernt?

Wie das Leben so spielt, sind sie alle ihre eigenen Wege gegangen. Es war ja eine Jugendfreundschaft, bzw. zwei Schwestern, die ganz unterschiedliche Lebensentwürfe verfolgt haben. Alice hat geheiratet und zwei Kinder bekommen. Außerdem ist sie Model geworden und musste aus beruflichen Gründen viel reisen. Da blieb schon für ihre Familie immer sehr wenig Zeit übrig, der Vater musste Hausmann werden und sie hat ja stellenweise auch beklagt, dass sich ihre Kinder sehr von ihr entfremdet haben, weil sie soviel unterwegs war. Da blieb natürlich für ihre Jugendfreundin und ihre Schwester, mit der sie ohnehin ein schwieriges Verhältnis hatte, keine Zeit. Und die Musik haben alle drei dann ganz schnell an den Nagel gehängt.

Welche Erwartungen stellt Alice an ihre Freundinnen?

Eigentlich stellt Alice relativ wenig Erwartungen an sie - genauso wie umgekehrt. Erst als sich Sascha, aufgrund ihrer Krankheit an sie wendet, versucht sie ihr so gut sie kann zu helfen und ihr zur Seite zu stehen. Ich finde, dass "enttäuschte Erwartungen" hier keine Rolle spielen – es ist eher so, dass die beiden Schwestern, als es zur Extremsituation auf Grund von Saschas Krankheit kommt, sehr stark gegeneinander konkurrieren und jede die "bessere Freundin" für Sascha sein möchte. Darüber finden dann die beiden Schwestern im Laufe des Filmes auch wieder unerwartet zueinander.

Was bedeutet Ihnen Freundschaft?

Ich glaube, Freundschaft bedeutet mir, wie ich glaube, allen Menschen, ungeheuer viel! Natürlich sind mir meine Kinder am wichtigsten und nächsten – aber eine gute und vertrauensvolle Freundschaft ist mindestens genauso wichtig und hat ja auch ganz andere Qualitäten als meine Familie.

Was macht eine gute Freundschaft aus?

Zuverlässigkeit, Vertrauen, Loyalität, Sicherheit, Ehrlichkeit, Interesse am anderen, Hilfsbereitschaft, Unterstützung, Verständnis, Wärme.

Glauben Sie, dass es Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfreundschaften gibt? Wenn ja, wodurch unterscheiden sich diese?

Ich glaube, dass Frauen oftmals miteinander viel offener und ehrlicher über so gut wie alles reden können, als Männer. Gerade dieser Austausch ist es, den ich bei meinen Freundinnen genieße. Ich möchte immer über alles mit meiner Freundin reden können, ohne dass ich mich verstellen muss oder ihr auch ehrlich und offen antworten können. Männerfreundschaften dagegen haben oft die Qualität, dass man "ohne Worte" den anderen verstehen kann.

Lachen und Weinen liegen hier nah beieinander – wodurch gelingt dem Film dieser Spagat?

Es ist immer ein Problem, ein schweres Thema wie "Krebs" in einen leichten oder auch humorvollen Kontext zu bringen. Dabei entstehen ja auch bei so einer Krankheit durchaus Situationen, die etwas Komisches haben können, bei aller Tragik, die selbstverständlich permanent präsent ist. Trotzdem darf es eben nicht oberflächlich oder überheblich oder gar geschmacklos werden. Ich denke, das ist keine einfache Aufgabe, die man dabei lösen muss.

Jede einzelne Figur zeigt im Film auf besondere Art und Weise Stärke – was können wir von den Freundinnen lernen?

Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich in ihrer Art und alle drei haben ihre verschiedenen Stärken und Schwächen. Irgendwann, im Laufe des Films, lernen sie, die andersartigen Seiten der Freundinnen zu akzeptieren und sogar zu schätzen, statt sie zu kritisieren oder dagegen zu gehen. Ich denke, dass ist das Ziel einer reifen und guten Freundschaft: Den anderen so zu akzeptieren wie er ist und ihn vielleicht gerade dafür zu lieben, dass er/sie anders ist als man selber!

Musik macht vieles leichter: Inwiefern trägt das gemeinsame Musikmachen dazu bei, dass sich die drei Frauen wieder annähern?

Die Musik ist hier ein wichtiges Bindeglied zwischen den drei Frauen. Ohne sie hätten sie vielleicht nicht mehr zusammen gefunden. Sie löst ungebremst Emotionen aus und öffnet die vielleicht schon über die Jahre verhärteten Fronten. Außerdem hat die Musik sie schon einmal, vor vielen Jahren, eng miteinander verbunden. Und das kommt jetzt alles wieder hoch, als sie es schaffen, endlich wieder zusammen zu musizieren. Man muss dem anderen vertrauen können, sich verlassen können, man muss nicht reden und versteht sich doch, man muss miteinander harmonieren, man muss aufeinander hören, um zusammen spielen zu können... Alles das hilft den Dreien quasi wieder zueinander zu finden.

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