Fragen an Henning Braun

Sanfter Riese: Christian (Henning Baum) wird der Liebhaber von Marit (Maja Schöne).
Sanfter Riese: Christian wird der Liebhaber von Marit. | Bild: ARD Degeto / Christiane Pausch

Welche Charakterzüge gefallen Ihnen an "Christian"? Gibt es Charakterzüge, um die Sie ihn beneiden?

Nicht beneiden, aber ich mag ihn als Typ. Er ist ein ausgeglichener Mann mit einem wirklichen Interesse an den Menschen. Er sieht immer das Gute in ihnen. Probleme versucht er, im Kern zu lösen. Und obwohl er als Mann ein richtiger Kerl ist, geht er dabei untypisch und nicht aggressiv vor. Er hat wirklich ein Interesse daran, Probleme so zu lösen, dass er niemandem schadet. Das gelingt nicht immer, aber sein Ansatz ist schon interessant.

In der Geschichte geht es um ein ungewöhnliches Experiment – eine offene Beziehung und gleichzeitig ein harmonisches Familienleben –, kann das Ihrer Meinung nach funktionieren?

Da bewegen wir uns im Feld der Meinungen, Meinungen werden immer schnell ausgesprochen. Ich glaube, man kann das nicht so in einem Satz abhandeln. Ich habe mir während der Dreharbeiten dazu viele Gedanken gemacht. Im Film geht es um Jonas und Marit, die gemeinsam beschließen, dass sie sich auch anderen Partnern zuwenden dürfen. Es gibt aber keine Paar-Vermischung. Jonas sagt im Film, dass er nicht mehr mit seiner schwangeren Frau schläft, weil ihm das nicht gefällt, dass sie von Christian schwanger ist. Dadurch entgeht man dieser letzten Konsequenz, was die Ver- mischung der Paare bedeutet hätte. Aber das wäre wahrscheinlich sehr kompliziert geworden. Es ist ja so schon kompliziert. So hat der Film aber die Möglichkeit, diesen Versuch des menschlichen Zusammenlebens sehr liebevoll zu erzählen, ohne schlüpfrig zu werden. Dabei ist er zudem sehr sinnlich.

Was denken Sie über offene Beziehungen?

Es gab in der Hippie-Zeit in den Kommunen Versuche, die nie funktioniert haben. Auch in der Literatur finden sich keine Beispiele, wo das gelungen ist. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir haben viel über ihr Eheleben und ihre offene Beziehung geschrieben. Simone de Beauvoir war sehr aufgeklärt und hat seine Affären scheinbar toleriert, sie hat aber dennoch darunter gelitten und als sie dann mal eine Affäre hatte, war er rasend eifersüchtig. Selbst große Denker haben ihre Schwierigkeiten mit dem Menschlichen. Ich glaube, das ist in gewisser Weise eine Utopie. Es ist von der Natur auch nicht so gedacht. Paare sollten eine Einheit bilden, so ist es doch gemeint. Paare, die sich wirklich für den anderen entscheiden, haben eine besondere Kraft. In dem Moment, in dem sie sich anderen öffnen, geht diese Energie verloren.

Wie fühlt es sich für Christian an, "neu" in der Familie zu sein?

Christian hat sich darüber gefreut. Für ihn ist es so, als wenn er ein neues "Revier" betritt. Dabei ist er voller Neugierde und Offenheit. Es gibt eine sehr schöne lange Szene, Christians Antrittsbesuch, in der sie der Familie mitteilen, dass Marit ein Kind von Christian erwartet. Die Kinder gehen damit recht locker um. Und dann kommt der zweite Schritt, als Christian einzieht. Ein spannender Moment. Ich glaube, bei ihm ist viel Hoffnung und guter Willen dabei. Im Gespräch mit Jonas sagt Christian: "Lass uns versuchen, ob wir in der Lage sind, diese schwierige Aufgabe zu meistern". Er ist sich dessen bewusst, dass sie möglicherweise scheitern können. Aber er ist neugierig und er mag die Menschen in dieser Familie sehr gerne. Christian ist ein ungewöhnlicher Typ, er ist für das Verbindliche, das ist bemerkenswert. Normalerweise hat man es ja eher mit Typen zu tun, die sich vor dem Verbindlichen scheuen und wie man neudeutsch sagt: Die sich nicht "committen" wollen. Er macht das Gegenteil, er sagt: "Lass es uns richtig machen".

Für Christian ist Musik das Wichtigste im Leben. Welche Bedeutung hat Musik für Sie persönlich?

Musik hat eine große Bedeutung für mich. Ich musi- ziere selber gerne, spiele ein bisschen Gitarre und Klavier und singe, nicht wahnsinnig gut, aber gerne und regelmäßig. Im Film lernen Marit und Christian sich auch über die Musik kennen, die für ihn alles bedeutet und das versteht Marit auch sofort. Musik ist etwas Verbindendes. Wenn man miteinander musiziert oder gemeinsam zur Musik tanzt, dann hat das doch eine ganz andere Qualität als miteinander z.B. Golf zu spielen. Für mich ist Musik etwas ganz Wichtiges und Schönes, was ich immer wieder neu in mein Leben hole.

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