Fred Breinersdorfer und Katja Röder zum »Tatort – Gold«

Johanna Stern (Lisa Bitter) ist nicht frei von der Faszination, die die von den Goldfunden ausgehen.
Johanna Stern ist nicht frei von der Faszination, die die von den Goldfunden ausgehen. | Bild: SWR / Benoît Linder

Der Titel des Films deutet darauf hin: Der Drang zum Gold steht im Mittelpunkt Ihres Films. Ist der womöglich noch intensiver als der zum Geld? Und war das der Ausgangspunkt für Ihre Überlegungen zu diesem Tatort?

Eigentlich war es die Überlegung, dass bis heute niemand den sagenumwobenen Nibelungenschatz gefunden hat, es aber immer noch Leute gibt, die danach suchen – sogar Goebbels hat mal mit einem Schwimmbagger den Rhein absuchen lassen, aber ohne Erfolg. Bis auf ein paar Gramm Goldstaub, die es so in jedem Fluss gibt, war da nichts. Weitere Inspiration gab der »Ring« von Richard Wagner und der Fluch des Goldes, ein Thema, das die vier Opern durchzieht, ebenso wie unseren Film, der ja auch entsprechend in vier Teile von »Rheingold« bis »Götterdämmerung« gegliedert ist. Die Gier nach Gold fordert Blut. Das passt zum Tatort, haben wir gedacht. Und dass Johanna auch vom Goldfieber erfasst wird, ist doch ein schöner, augenzwinkernder Aspekt?

Was bedeuten denn die Nibelungen für Sie? Und worauf kam es Ihnen bei der Kombination mit dem Tatort an?

Die Nibelungensage ist eine der ältesten Erzählungen der Weltliteratur. Ganz ehrlich, eine Geschichte, die so lange lebt und immer wieder fasziniert und neu erzählt wird, ist ein toller Stoff für Lena Odenthal und Johanna Stern mit ihrer Beharrlichkeit, Phantasie und Energie. Und obendrein passt er zu Ludwigshafen und der Pfalz.

Die Filmmusik nimmt Anleihen bei Wagner. Klassische musikalische Vorlagen sind selten im Tatort.

Aber das funktioniert hier sehr gut. Natürlich kann man keine Originalmusik aus einer der Opern nehmen. Filmmusik klingt anders als Oper und muss auf die Szenen geschrieben sein. Wir sind begeistert von den von Wagner inspirierten Kompositionen von Robert Schulte Hemming und Jens Langbein und der Regie von Esther Wenger, die mit ihrer Inszenierung ein harmonisches und zudem sehr spannendes, neues Ganzes geschaffen hat.

In der Figur des Kurators treffen sich die Ebenen. Hatten Sie schon beim Schreiben dieser sehr speziellen Rolle Heino Ferch vor Augen? Und wenn ja, warum?

Wir arbeiten schon seit Jahren mit Heino und schätzen ihn sehr. Wir haben ihn gefragt, ob er auf diese doch etwas ungewöhnliche Rolle Lust hat, und er hat daraus mit Esther Wenger genau die bizarre Figur geformt, die wir uns vorgestellt haben. Verdächtig, schlau, geheimnisvoll und gefährlich.

Warum eigentlich Deidesheim? Ludwigshafen liegt ja am Rhein, hätte das nicht besser gepasst?

Das hängt ein bisschen mit der echten Schatzsuche zusammen: 410 n.C. haben die Westgoten unter Alarich Rom geplündert. Das Gold schleppten sie über die Alpen. Der Schatz ist danach in der Nähe des Rheins spurlos verschwunden. Der Rhein war damals noch lange nicht begradigt und zog in weiten Schleifen durch das Tal. Warum also nicht irgendwo bei Deidesheim?

Natürlich gab es am Rhein keine Brücken. An den Furten, wo man den Rhein überqueren konnte, lauerten römische Legionen. Ob die Goten aus Schutz vor ihnen das Gold vergraben haben oder ob es beim Kampf im Rhein versunken ist, wer weiß. Soweit eine der historischen Hypothesen. Das alte Drama ist längst verweht, aber das Gold ist für unseren Tatort geblieben, wie der Fluch, der auf dem Schatz der Nibelungen lastet.

Lena Odenthal lässt sich von den gefundenen Goldmünzen und der Aussicht auf den Schatz der Nibelungen nicht sehr beeindrucken. Bei Johanna Stern ist das schon ein wenig anders. Wie sehen Sie die beiden Kommissarinnen?

Lena ist aus tiefster Seele Kriminalistin, trotz ihrer besonderen Emotionalität ist sie rational und lässt sich nicht leicht beeindrucken. Johanna dagegen ist genauso professionell, aber anscheinend verführbar. Es macht doch sehr viel Freude, den beiden unterschiedlichen Charakteren zuzusehen?

Bauen Sie darauf, dass das Publikum das Spiel mit den Motiven entschlüsselt?

Ein spannender Krimi arbeitet immer mit Rätseln und spielt mit Motiven. Sowas liebt unser Tatort-Publikum, wie wir unser Publikum lieben. Und wir sind sicher, dass dieser besondere Film den Fans gefällt.

Wie war die Zusammenarbeit mit Ihrer Koautorin Katja Röder?

Wir sind eine interessante Kombi. Fred schreibt seit 1984 u.a. Tatort-Drehbücher, viele übrigens für Ulrike Folkerts. Und für Katja ist »Gold« eine TatortPremiere nach sechs Hauptabendkrimis für andere Reihen und sieben Radio-Tatort-Hörspielen. Erfahrung und Innovation passen.

0 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.