Fragen an Delia Mayer

Delia Mayer in ihrer Rolle als Liz Ritschard.
Delia Mayer in ihrer Rolle als Liz Ritschard. | Bild: ARD Degeto/SRF / Daniel Winkler

In diesem "Tatort" wird Liz Ritschard von einem dunklen Ereignis ihrer Vergangenheit eingeholt. Sie gerät dadurch in einen Loyalitätskonflikt und spielt selbst gegenüber Flückiger nicht mit offenen Karten. Was bedeutete das für Ihre Arbeit an der Rolle?

Die Figur der Liz Ritschard ist im "Tatort: Ausgezählt" von Drehbuchautor Urs Bühler vielschichtig angelegt und mit Konflikten ausgestattet worden. Das macht die Arbeit interessant. Mehrere Ebenen und emotionale Zustände stehen nebeneinander – wirken gegeneinander, wodurch Spannung und Geheimnis entstehen. Da wo Geheimnisse liegen, gibt es Raum für Fantasie und Kreativität. Diese Grundlage gab mir die Möglichkeit, andere Facetten von Liz ins Spiel zu bringen, was mir Spaß macht.

Am Ende des "Tatort" durchlebt Liz ein intensives Wechselbad der Gefühle. Was ist Ihnen von diesen Szenen in Erinnerung geblieben?

Liz durchlebt Enttäuschung, Wut und Trauer und muss darin eine Entscheidung treffen. Diese Gefühle geben ihr aber auch die Kraft für den Absprung, Dinge endgültig abzuschließen und weiterzugehen. Auf professioneller Ebene hat sie gewonnen; aber das Gewinnen ist auch immer davon begleitet, etwas zu verlieren. Ich erinnere mich an genau diese Gefühle.

Mit Katalin Gödrös hat seit Langem wieder einmal eine Frau bei einem Schweizer "Tatort" Regie geführt. Auch hinter der Kamera stand eine Frau (Jutta Pohlmann). Fühlte sich die Zusammenarbeit dadurch anders an? Haben Frauen einen besonderen Blick auf Figuren und Handlung?

Der Blick von Frauen auf die Welt fühlt sich für mich meist nicht "anders" oder "besonders" an, sondern normal. Ich bin eine Frau. So lange sich Menschen unterscheiden, gibt es geschlechterspezifische Blickwinkel und Realitäten. "Besonders" oder "anders" ist der männliche Blick auf mich als Frau. Wie für die meisten Frauen, ist auch für mich der Regelfall im Arbeitsfeld fast ausschließlich vom "anderen", "besonderen" Blick umgeben zu sein. Und in der logischen Folge davon, bin ich es auch gewohnt "umzuschalten", was natürlich trotzdem meist mit Anstrengung verbunden ist. Was im Gegensatz bei der Arbeit mit Frauen selten der Fall ist. Der Blick von Frauen auf weibliche Figuren lässt sie aus sich selbst und ihren Motiven heraus handeln und nicht primär passiv und reaktiv auf männliche Figuren. Urs Bühlers Drehbuch als Grundlage hat dies überhaupt erst möglich gemacht.

Gedreht wurde unter anderem in einem echten Gefängnis – welche Emotionen löst ein solcher Drehort bei Ihnen aus?

Ein Gefühl von Befangenheit, Trauer, Demut. Auch das Gefühl von Scham – wer darf über wen und warum richten? Und ein Gefühl von Dankbarkeit, dass ich privilegiert bin und andere Bedingungen im Leben bekommen habe als viele andere Menschen.

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