Gespräch mit Petra Schmidt-Schaller

Petra Schmidt-Schaller und Kollege Wotan Wilke-Moehring
Petra Schmidt-Schaller mit ihrem Kollegen Wotan Wilke-Moehring | Bild: dpa

Bei ihrem neuen Fall kommen die Ermittler mit den Auswirkungen des syrischen Bürgerkriegs in Berührung. Was ist Ihnen davon besonders in Erinnerung geblieben?

Mir ist in Erinnerung geblieben, wie unübersichtlich dieses ganze Thema ist, sowohl für Außenstehende als auch für Menschen, die unmittelbarer betroffen sind. Durch unseren Kollegen Husam Chadat hatten wir eine direkte Quelle. Er hat uns viel über Syrien erzählt, auch darüber, wie undurchsichtig dieser Konflikt eigentlich ist, weil er schon sehr alt ist; er frisst sich sozusagen durch die Familien und durch Freundschaften; jeder belauert jeden und fragt sich, wo er in diesem Konflikt steht. Selbst unter den Flüchtlingen im Ausland ist das oft nicht klar auszumachen.

Katharina Lorenz arbeitet sich sehr schnell in immer neue Themen ein. Bereiten Sie sich ebenfalls in dieser Weise auf die jeweiligen Filme vor?

Mir ist es bei diesen Fällen immer wahnsinnig wichtig, dass ich die politischen Zusammenhänge, um die es geht, verstehe, und ich informiere mich entsprechend. Dann gucke ich aber auch wieder: Wie viel weiß denn die Figur schon? Bei Katharina Lorenz ist es ja so, dass sie sich immer in alles Mögliche reinkniet und sich schlau macht. Diesmal ist es aber zusätzlich so, dass die Ermittler nicht wissen, auf welche Informationen sie sich verlassen können. Sie stehen vor den Puzzleteilen, und nichts passt zueinander. Da sind sie stark auf ihre Intuition angewiesen, sie können sich über nichts sicher sein.

Wussten Sie vor der Lektüre des Drehbuchs, was ein Pomologe ist? Oder zählt solches Wissen eher zu den Spezialitäten der Figur?

Das ist sicherlich eine Spezialität der Figur. Ich persönlich liege da immer ziemlich in der Mitte. Pomologie hätte ich mir auch ableiten können, aus dem Zusammenhang und ein bisschen aus dem Lateinischen; das war mir also nicht sehr fern. Wenn man Wotan fragt, sieht das, glaube ich, ein bisschen anders aus. (lacht) Das mag ich übrigens sehr an der Lorenz, dass man eigentlich durch die Figur ständig lernt. Sie ist definitiv immer mindestens einen halben Schritt weiter als man selbst. Manchmal gibt es allerdings auch Momente, wo ich sage: Moment mal, das wüsste die Lorenz doch auf jeden Fall; das weiß ja sogar ich! Und da kann ich dann was ergänzen. Ist schon vorgekommen. (lacht)

Das war Ihr vierter Film in dieser Rolle. Haben Sie das Gefühl, die Figur entwickelt sich noch?

Ja, sie entwickelt sich durch jeden weiteren Fall. Das, was sie erlebt, und das, was ihr begegnet, prägt sie ja. Aber es ist eine Entwicklung auf vielen Seiten. Einerseits wird der Ehrgeiz der Lorenz immer wieder neu geweckt, diese Fälle zu lösen, andererseits wachsen die beiden Ermittlerfiguren durch die gemeinsame Arbeit immer mehr zusammen.

Lorenz und Falke scheinen nach wie vor in verschiedenen Welten zu leben. Dennoch kommen sie sich hier näher. Wenn auch nur sehr vorübergehend. Was geht da vor?

Die beiden werden von etwas übermannt, was eh schon in der Luft liegt, was aber möglicherweise nie Bestandteil ihres Verhältnisses zueinander sein sollte. Deshalb blendet Katharina Lorenz das gleich wieder aus. Und ob das noch mal eingeblendet wird, werden wir dann ja sehen.

Die Lorenz denkt: Das gehört hier nicht hin, also reden wir besser nicht drüber?

Ja, ich glaube, man merkt auf beiden Seiten auch ein Stück weit die Inkompetenz, damit umzugehen. Eigentlich ist es ja nichts Dramatisches, dass sie zusammen eine Nacht verbringen, aber sie können scheinbar beide nicht damit umgehen.

Sie haben zum zweiten Mal mit Marvin Kren zusammengearbeitet. Wie erleben Sie ihn bei der Arbeit?

Das ist immer schön, weil er sehr im Fluss ist und weil er viel ausprobiert. Manche Sachen hat er ganz klar und genau im Kopf, da weiß er auch schon den Schnitt. Und in anderen Szenen sagt er: Hier brauche ich euch. Das funktioniert sehr gut, und er hat einen schönen frischen Blick auf alles.

Die Ermittler erleben hier, wie schwierig der richtige Umgang mit Menschen wie dem Passfälscher Azim ist. Er will helfen, verstößt aber gegen das Gesetz, und seine gutgemeinten Taten können durchaus negative Folgen haben. Die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß verschwimmen, was die Arbeit der Bundespolizei nicht leicht macht.

Ja, aber wir stellen hier nicht die Arbeit der Bundespolizei in Frage, sondern wir stellen die Frage, ob die jetzigenGesetze angemessen sind. Denn dieses ganze Thema fällt uns, das fällt ganz Europa ja gerade auf die Füße. Ich habe das Ganze als Frage an Europa verstanden. Wir alle müssen uns dringend fragen, wie wir mit dem Thema Flüchtlinge umgehen wollen, was da der richtige Weg ist. Ich denke, wir müssen etwas ändern, die Frage ist nur wie. Und es zeichnet den Film aus, dass dieses Problem dargestellt wird, dass gezeigt wird, dass hier Handlungsbedarf besteht.

0 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.